Zufahrt einsturzgefährdet? Detmolder Bauherren verklagen die Stadt

Detmold-Hiddesen. Fabian Kück und sein Vater Matthias sind verzweifelt. Eigentlich hätte der Bau des Doppelhauses im Wilhelm-Grüttemeier-Weg für den 30-Jährigen und seinen Bruder Christian (23) zu einem tollen Gemeinschaftsprojekt werden sollen. Doch mittlerweile ist es aus Sicht Familie zu einem Albtraum geworden. Weil Bagger auf den benachbarten tiefer liegenden Grundstücken mehr und mehr Erde abtrugen, ist die Zufahrt zum Haus der Kücks nun einsturzgefährdet, meint die Familie.

Während in dem Neubaugebiet ab 2019 rundherum Wohnhäuser aus dem Boden schossen, regte sich auf dem Grundstück der Familie lange nichts. Die Baugenehmigung für ihr Haus fehlte, ließ sieben Monate auf sich warten, obwohl die Familie nach eigener Aussage alles gewissenhaft von ihrem Architekten anfertigen und einreichen ließ. Doch dem war nicht so, entgegnet die Stadt Detmold auf LZ-Anfrage: &bdquo;Der Antragsteller hat erst nach mehrfachem Anlauf genehmigungsfähige Unterlagen vorgelegt. Er hat sich das mehrfach vor Ort (im Bauamt, Anm. d. Redaktion) erklären lassen“, teilt Pressereferent Thorsten Engelhardt mit. Generell sei es der Stadt wichtig, Bauherren rechtskonform und ohne Zeitverzug ihrem Bauvorhaben näher zu bringen. Für vollständige Unterlagen müssten sie allerdings selbst sorgen.

Petitionsausschuss des Landtags muss entscheiden Überall hätten schon Häuser gestanden, erinnert sich Vater Matthias Kück an die Anfangszeit der Bauphase: &bdquo;Bei uns war noch eine grüne Wiese.“ Wie die Stadt erklärt, hätten die Nachbarn der Kücks das sogenannte Freistellungsverfahren genutzt, mit dem bestimmte Gebäude auf eigene Verantwortung und ohne separate Baugenehmigung gebaut werden können. Voraussetzung sei, dass sich Bauherren an den Bebauungsplan halten.

&bdquo;Die Abbaggerung der anderen Bauherren machte uns nachdenklich, da direkt darüber unsere Zufahrt vorgesehen war. Wir vertrauten aber auf die Experten im Bauamt und deren Prüfungen“, sagt Matthias Kück. Doch die waren nach Auffassung der Familie unzureichend. &bdquo;Die Bauaufsicht der Stadt Detmold hat sich gar nicht dafür interessiert, was in ihrem Neubaugebiet eigentlich geschieht“, kritisiert Fabian Kück. Die Betroffenen klagten, wendeten sich zudem an den Petitionsausschuss des Landtags.

Erst nachdem alle Arbeiten bei den Nachbarn verrichtet waren, sei der Stadt die Situation vor Ort aufgefallen. Die Stadt habe daraufhin einen Baustopp für die Fertigstellung des Hauses und der Einfahrt der Betroffenen erwirkt - bis heute befindet sie sich in einem unfertigen Zustand. Der offizielle Grund für den Baustopp war laut Fabian Kück die erfolgte Aufschüttung der Zufahrt, um sie an die Höhe der Straße anzugleichen. &bdquo;Die Aufschüttung beträgt 30 Zentimeter. Laut Bebauungsplan wären bis zu 80 Zentimeter möglich gewesen“, sagt Fabian Kück, der die Begründung der Stadt deshalb nicht nachvollziehen kann.

Bauaufsicht kontrolliert laut Stadt mehrfach Von der Stadt und den Betroffenen wurde 2022 ein Schiedsgutachten eines unabhängigen Ingenieurbüros aus Essen angestrengt. Darin schlägt der Gutachter den Bau &bdquo;einer zusätzlichen Stützwand“ auf den tiefer liegenden Grundstücken vor, die die oberhalb liegende Einfahrt mit der Aufschotterung zusätzlich stabilisieren soll. Die Wand lässt den Betroffenen zufolge bis heute auf sich warten. Das liegt laut der Stadt daran, dass sich die Bauherren Kück in ihrem Bauantrag für eine andere im Gutachten vorgeschlagene Möglichkeit, nämlich die Sicherung mit Winkelstützen, entschieden haben. Für die Sicherung seien die Bauherren Kück selbst verantwortlich.

Die Familie mutmaßt, dass die Einsturzgefahr ihrer Zufahrt der eigentliche Grund für den Baustopp war. Diesem Vorwurf widerspricht die Stadt. Demnach gab es den Baustopp, &bdquo;weil die Bauarbeiten ohne Baugenehmigung begonnen worden sind.“ Anstatt einen genehmigungsfähigen Bauantrag vorzulegen, sei das Vorhaben mit dem Klageverfahren und einer Petition in die Länge gezogen worden. Sicherheitsbedenken bestünden auch nach der jüngsten Kontrolle am 14. Februar nicht. In mehreren Ortsterminen habe die Bauaufsicht festgestellt, dass es keinen Grund gebe, als Bauordnungsbehörde einzuschreiten.

Austausch mit dem Bürgermeister Mit der Frage, wie es weitergehen soll, suchten die Kücks das Gespräch mit der Behörde. Ihre Terminvorschläge für ein Gespräch sollen von Bauamtsmitarbeitern mehrfach übergangen worden sein. &bdquo;Man hat uns seit April 2021 hingehalten mit dem Argument, wir hätten keine Baugenehmigung für unsere Zufahrt und anderen, immer abenteuerlicheren Argumenten“, unterstreicht Vater Matthias Kück. &bdquo;Dieser Vorwurf stimmt nicht“, teilt Engelhardt im Namen der Stadt mit. &bdquo;Der Petitionsausschuss des Landtages hat sich damit befasst und festgestellt, dass die Stadt Detmold korrekt gehandelt hat.“ Bürgermeister Frank Hilker habe während der Petition im Rahmen seines Formates &bdquo;Hilker hört zu“ ausgiebig mit den Bauherren persönlich gesprochen und eine Lösung vereinbart, von der die Betroffenen allerdings Abstand genommen hätten.

Der Baustopp für Grundstück und Zufahrt der Kücks ist mittlerweile aufgehoben. In der Zwischenzeit hätten sich jedoch die Kosten für die Fertigstellung inflationsbedingt um satte 20.000 Euro erhöht, meint die Familie. Laut Matthias Kück sehen mehrere von der Familie angefragte Baufirmen von einem Engagement ab, da die Standsicherheit der Einfahrt nach wie vor nicht gegeben sei. &bdquo;Wenn die Zufahrt so hergestellt wird, wie der Gutachter das empfohlen und die Stadt es in ihrer Genehmigung formuliert hat, nicht“, antwortet die Stadt auf die Frage, ob tatsächlich Einsturzgefahr besteht.

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