So könnte Detmold Energie gewinnen

Detmold. Energie selber herstellen und Geld verdienen? Manche Kommunen machen es schon, andere wägen es ab. Auch in Detmold wird das Thema ganz konkret: Hausgemachter &bdquo;Detmold Strom“ soll in Zukunft fließen. Gleichzeitig möchte die Stadt damit den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben, das Klima schonen – und mittelfristig auch Geld verdienen, um die Haushaltslage zu stabilisieren. Trotzdem: Zunächst müsste die Stadt mit zig Millionen Euro in Vorleistung treten.

&bdquo;Von nix kommt nix“, hatte Bürgermeister Frank Hilker im Jahrespressegespräch der Stadt unlängst zusammengefasst. Und Konzepte und Ideen für die Herstellung von städtischer Energie, vor allem durch Windkraft, liegen bereits in den Schubladen. Sie sind in Auszügen in Entwürfen zur Klima- und Wärmestrategie der Stadt enthalten. Es werden außerdem bereits Gebiete sondiert, auf denen mit Wind Energie erzeugt werden könnte.

Die Konzepte hatte der Rat, mit Blick auf die Haushaltslage, zunächst zurückgestellt. Denn bevor man damit Geld verdienen kann, muss investiert werden – und zwar nicht zu knapp. Zudem sollen die Detmolder mit auf den Weg genommen werden, um von vornherein Akzeptanz für Zukunftsprojekte zu schaffen. Logisch: Wenn die Stadt eigene Windparks baut, kommt das bei Anliegern in der Nähe nicht anders an, als wenn ein privates Unternehmen das tun würde beziehungsweise auf der Gauseköte Windräder aufgestellt werden. Und: Natürlich sollen die Verbraucher dann auch die vor Ort erzeugte Energie kaufen – zum Beispiel bei einer städtischen Betreibergesellschaft unter dem Dach der DetCon, die Gewinne an die Gesellschafter abführt.

Mit erneuerbarer Energie würde Detmold viel Geld sparen Die Rechnung ist im Grunde zunächst einfach. Die Menschen und Unternehmen in der Stadt werden dauerhaft allein für Kohle, Öl und Gas jedes Jahr mehr als 200 Millionen Euro bezahlen. Preissteigerungen und weiteres mal gar nicht mit eingerechnet, wären das bis 2035 zwei Milliarden Euro. Würden hingegen erneuerbare Energien verwendet, würden die Detmolder jedes Jahr nur 50 Millionen Euro zahlen. Da wird also einerseits viel gespart. Andererseits würde die lokale Erzeugung erneuerbarer Energien in Eigenregie Geld in die Kasse bringen.

600.000 Euro fließen aktuell pro Tag für Energie aus der Region ab. Davon könne man so einiges abschöpfen. Das Geld solle lieber vor Ort zirkulieren, und das kurbele auch die örtliche Wirtschaft an sowie das kommunale Steueraufkommen bei gleichzeitig geringeren Kosten für Verbraucher.

Wie gesagt: Zunächst müsste die Stadt in die Tasche greifen. Die Kosten für den Ausbau der Fernwärme werden auf rund 30 Millionen Euro beziffert. Auch das Stromnetz benötige ein Update. Der Investitionsbedarf wird auf rund 100 Millionen Euro geschätzt. Alle Investitionen würden sich nach Berechnungen der Verwaltung innerhalb von 12 bis 15 Jahren amortisieren.

So viel zu den Rahmenbedingungen. Und konkret:

Photovoltaik: Hier hat die Stadt für mehr Photovoltaikanlagen die Flächen in der Nähe der Umspannwerke und in anderen Bereichen ins Auge gefasst. Drei Areale wurden als optimal identifiziert – aber welche das sind: Da hält die Stadt den Ball noch flach, denn bisher haben weder die Stadt noch die Stadtwerke hier gezielt Flächenakquise betrieben und es müssten zunächst Gespräche mit den Flächeneigentümern geführt werden.

Windenergie: Auch hier war die Stadt schon tätig und hat Standorte außerhalb von Waldgebieten mit einem Mindestabstand von 500 Metern zur Wohnnutzung betrachtet. Weil es planungsrechtlich einfacher und auch sonst zweckmäßiger ist, wurden auch hier in erster Linie potenzielle Standorte in Umspannwerknähe in den Fokus genommen – und auch hier sollen zeitnah Maßnahmen zur Flächensicherung ergriffen werden. Weiter könnte bei bestehenden Anlagen durch ein Repowering die Leistung deutlich gesteigert werden. Das will sich die Stadt ansehen und gegebenenfalls mit den Betreibern darüber sprechen. Großes Potenzial hätten die geplanten Windräder auf der Gauseköte – je nachdem, wie es damit weitergehe, sollte man &bdquo;zugunsten der Detmolder Bürger und Unternehmen für Standortsicherheit“ sorgen, empfiehlt die Verwaltung.

Fernwärme: Der Großteil der bestehenden Fernwärme wird über Kraftwärmekopplung aus der Restholzverwertung in Horn/Bad Meinberg gespeist. Die Erzeugungskapazität einer möglichen zweiten Erzeugungsanlage wäre enorm, denn: Rund 35 MW Wärme &bdquo;verpuffen“ dort stündlich. Diese Niedertemperatur-Wärme (etwa 50 bis 55 Grad) wird bisher nicht genutzt. Das könnte man technisch ändern, was allerdings erst mal 30 Millionen Euro an Kosten mit sich bringt. Die Empfehlung lautet dennoch: &bdquo;Hier sollten, gemeinsam mit den Stadtwerken, zeitnah die Voraussetzungen für eine Realisierbarkeit geschaffen werden. Der Ausbau des Fernwärmenetzes würde weitere 30 Millionen Euro kosten, und hier gelte es, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die Anschlussquote zu erhöhen.

Stromnetz: Das Detmolder Stromnetz ist insgesamt nicht stark ausgebaut, weswegen zum Beispiel aktuell eine Umstellung ganzer Straßenzüge auf Wärmepumpentechnik nur sehr begrenzt möglich ist. Auch die Trafo-Leistung ist bisher unzureichend. Um das zu verbessern, würde ein zusätzliches Umspannwerk benötigt, was 100 Millionen Euro kostet. Generell würden noch weitere Umspannwerke benötigt. &bdquo;Hierfür ist eine Koordinierung mit dem vorgelagerten Netzbetreiber Westfalen-Weser-Netz erforderlich. Auch hier sollten die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Stadtwerke dies ebenfalls umsetzen können“, lautet die Empfehlung.

Gute Kommunikation ist wichtig Und wie verkauft man es dem Bürger? &bdquo;Mit einer guten Kommunikation kann die Stadt Detmold dazu beitragen, Ängste abzubauen, die Akzeptanz für notwendige Projekte zu erhöhen und den Menschen so helfen, die für sie langfristig richtigen Entscheidungen zu treffen“, heißt es im Strategie-Konzept. Ziel müsse sein, die Menschen bestmöglich über die Rahmenbedingungen in Kenntnis zu setzen, um zu vermeiden, dass sie die kommunale Wärmeplanung abwarten und dann möglicherweise von Ergebnissen enttäuscht werden. Denn zum Beispiel stehe fest, dass im Stadtzentrum ein weiterer Ausbau der Fernwärme angedacht ist. Außerhalb ist ein Ausbau eher unwahrscheinlich und würde – wenn überhaupt – frühestens in 15 Jahren anstehen.

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