Diesen verblüffenden Fund machen Archäologen am Detmolder Freilichtmuseum

Detmold. Ein klein bisschen so wie in Versailles muss es früher in Detmold gewesen sein: &bdquo;Fürstens“ schipperten mit Gondeln vom Schloss über den Kanal ins Friedrichstal und gelangten mit Kutschen zur barocken Gartenanlage am Büchenberg, wo Feste gefeiert wurden - genau dort, wo sich heute der Eingang zum Freilichtmuseum befindet. Überreste dieser opulenten Anlage aus dem 17. Jahrhundert sind gerade freigelegt worden.

&bdquo;Es ist viel gut erhalten, sodass unsere Arbeit in eine Grabung ausgeartet ist“, berichtet Archäologe Dr. Christoph Döllerer von der Firma Archäomedes, die im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe seit Ende Januar auf der Baustelle am Freilichtmuseum im Einsatz ist. Archäologische Baubegleitung ist das Stichwort. Weil es sich bei dem Gelände unterhalb des Krummen Hauses um ein Bodendenkmal handelt, werden die Fachleute beteiligt, bevor Überreste im Untergrund durch die geplanten Geothermie-Bohrungen zerstört werden und für immer verloren sind.

&bdquo;Dem Krummen Haus waren früher drei Terrassen vorgelagert. Eine direkt unter dem Haus, eine auf der mittleren Ebene und eine unten, wo sich das Mausoleum befindet“, erklärt Döllerer. Das Krumme Haus selbst sei eine Orangerie gewesen, in der im Winter die Pflanzen eingelagert wurden. Im Sommer diente es als Party-Location, wobei der Garten eingebunden worden sei.

Frühere Grabung in den 1990ern Spuren der barocken Gartenanlage finden sich noch heute im Untergrund. Das hat, wie der Archäologe berichtet, auch eine Grabung in den 1990er-Jahren gezeigt, bei der auf der unteren Ebene Reste eines Wasserbeckens und eines zweiten Gewächshauses zum Vorschein gekommen waren. &bdquo;Was die obere Eben angeht, gab es dagegen bislang keine belastbare Darstellung, wie das Gelände in der Barockzeit ganz genau ausgesehen hat“, sagt der Fachmann.

Das sollte sich nun ändern. Die drei Mitarbeiter von Archäomedes legten mehrere Bereiche frei und untersuchten die Schichten und das, was sie außerdem dort entdeckten. Für den Laien sind es ein paar Steine, die hier und da aus dem lehmigen Untergrund empor ragen. Für die Fachleute ist es viel mehr. &bdquo;Man muss das Gelände flächig freiziehen, dann erkennt man die Strukturen“, erläutert Döllerer.

Unterhalb des Krummen Hauses habe sich eine Platzanlage befunden. Daran anschließend habe es Aufschüttungen für Rasenflächen gegeben, die lamellenförmig angelegt waren. &bdquo;Also nicht so wie der Rasen eines Fußballplatzes“, erklärt der Archäologe. Darüber hinaus habe es Pflanzgruben gegeben, in denen wahrscheinlich Buchsbäume gestanden haben, und massive Gartensteineinfassungen, für die Natursteine aufeinander gestapelt worden seien. Diese sind tatsächlich noch sehr gut zu erkennen. 1,80 bis 2 Meter graben die Mitarbeiter dafür in die Tiefe.

Barocker Garten wurde planiert &bdquo;Später ist die barocke Anlage mit einem englischen Garten überprägt worden. Es kam Erde rein und alles wurde planiert“, sagt der Fachmann. Die Geschmäcker hatten sich verändert, der englische Garten sei damals &bdquo;en vogue“ gewesen - und noch dazu auch günstiger in der Unterhaltung als die feinen barocken Strukturen. Auch Spuren dieser Anlage, die im 18. Jahrhundert entstand, finden sich noch im Untergrund.

Um die Erkenntnisse für die Nachwelt zu sichern, fertigen die Fachleute eine Dokumentation an - sowohl von der Fläche, als auch von den Profilen. Fotos, Zeichnungen und Daten aus Einmessungen sollen ein genaues Bild von der Gartenanlage schaffen. In einem Abschlussbericht werden die Schichten und Funde interpretiert. &bdquo;Da es sich um zwei Phasen handelt, ist das sehr komplex“, sagt Döllerer.

Richtfest im Sommer Die Dokumentation bildet wiederum eine Grundlage, auf die bei der nachfolgenden Neugestaltung des Geländes Bezug genommen werden kann, um auch die Historie entsprechend einzubinden. Die Arbeiten an dem neuen Eingangs- und Ausstellungsgebäude sind mittlerweile weit fortgeschritten. Nachdem der Öko-Beton verbaut und die Lehmwände errichtet sind, hat vor einigen Wochen der Holzbau begonnen. Aktuell werden die Dächer errichtet, im Juli soll Richtfest gefeiert werden.

&bdquo;Für das Frühjahr 2025 ist die Schlüsselübergabe geplant“, berichtete Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, kürzlich bei der Vorstellung des Jahresprogramms. Im Anschluss werde aus dem Haus dann ein Museum gemacht. Nachdem die Kosten für das Projekt durch Preissteigerungen von 38 auf 58 Millionen Euro angewachsen waren , sind die Verantwortlichen nun &bdquo;guten Mutes“, diesen Rahmen einhalten zu können. &bdquo;Einige Gewerke sind etwas günstiger geworden, andere lassen kaum nach. Und bei Spezialgewerken ist es ohnehin schwierig“, so Lunemann.

Wie mehrfach berichtet, steht nachhaltiges Bauen mit ökologischen und regionalen Materialien im Fokus. Außerdem soll das Gebäude hinterher mehr Energie erzeugen, als es selbst verbraucht.

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