Detmold. An der Hochschule für Musik (HfM) Detmold ist Dr. Anna-Maria Addicks in diesem Sommersemester auf die neu eingerichtete Professur für Musikergesundheit berufen worden. Die gebürtige Hamburgerin ist gleichzeitig Fachärztin an der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie am Klinikum Lippe in Detmold. Beide Aufgaben übt sie jeweils zur Hälfte aus. „Ich freue mich sehr, Dr. Anna-Maria Addicks als Professorin begrüßen zu dürfen und bin davon überzeugt, dass ihre Expertise einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Musikergesundheit an unserer Hochschule und darüber hinaus leisten wird“, sagte Hochschulrektor Prof. Dr. Thomas Grosse. Addicks studierte Humanmedizin in Köln und an der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Berufserfahrung sammelte sie unter anderem in der Neurologie in Potsdam, Bad Saarow und Frankfurt (Oder). Schmerzen beim Musizieren Das Fach Musikergesundheit habe im Studium an der HfM Detmold einen wichtigen Stellenwert, so eine Pressemitteilung der Hochschule. Schon im ersten Semester haben die Studierenden eine verpflichtende Grundlagenvorlesung in ihrem Curriculum. Als Neurologin sieht Addicks jedes Musizieren immer als Folge von definierbaren Bewegungsabläufen, die bei Einschränkung Schmerzen verursachen können. Da ist die Mutter von vier Kindern besonders gefragt. 25 Prozent der Studierenden, die mit dem Studium anfangen, haben oder hatten bereits in der Vergangenheit schon einmal körperliche Beschwerden. In einer musikermedizinischen Sprechstunde steht Addicks den Studierenden mit einem Beratungsangebot zur Seite. Besonders häufig hat sie dabei mit Schmerzen im Bereich des Armes, der Hand oder der Wirbelsäule zu tun. Auch bei psychischen Problemen suchen die Studierenden sie auf. Lampenfieber ist unter Musikausübenden ein Dauerphänomen. Im Umgang damit empfiehlt Addicks klassische Ansätze aus der Verhaltenstherapie. Als Ärztin berät sie auch ergonomisch und rät jemandem, der Gitarre spielt und aufgrund langjähriger Fehlhaltung Rückenschmerzen hat, eher zu einer Knie- anstatt einer Fußstütze. „Dann hat man nicht mehr das Problem mit den Beinen, die so unterschiedlich hoch sind und zu einer einseitigen Belastung der Wirbelsäule führen“, so Addicks, die auch privat eine intensive Leidenschaft zur Musik hegt. Konkurrenzdruck gestiegen Seit etwa 100 Jahren beschäftigten sich Ärzte mit gesundheitlichen Beschwerden von Musizierenden, heißt es. Seit der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin in den 90er-Jahren habe sich das Gebiet zunehmend professionalisiert. Angebote an den Hochschulen seien sehr gefragt. Addicks erklärt dies durch die gestiegenen technischen Anforderungen und den Konkurrenzdruck, der auch durch eine immer stärkere Verfügbarkeit an hochqualitativen Aufnahmen aus dem Netz zustande komme. Die Zusammenarbeit mit Musikstudierenden macht ihr viel Freude. „Unsere Studierenden können sehr gut Auskunft über ihre Beschwerden geben und halten sich an Verhaltensempfehlungen“, wird sie zitiert. Für Letzteres erhält Addicks professionelle Unterstützung von einem Team aus den Bereichen Physiotherapie, Atemtechnik und Entspannungstechnik.