Detmold. Mit einem Aktionstag unter dem Titel „Kunst.Macht.Menschlichkeit“ hat die Hochschule für Musik ein deutliches Signal im Umgang mit Machtstrukturen gesetzt. Die Hochschule beteiligte sich Ende November gemeinsam mit 23 weiteren Musikhochschulen an dem bundesweiten Format, das aus einer Umfrage unter Studierenden hervorgegangen ist. In der Befragung hatten viele Studierende Erfahrungen mit Druck, Abhängigkeiten und Grenzüberschreitungen geschildert.
Wie es in einer Mitteilung der Hochschule heißt, reagierte die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen anschließend mit einem Positionspapier, das mehr Transparenz, verbindliche Schutzstrukturen und einen verantwortungsvollen Umgang mit Macht vorsieht. Der Aktionstag ist Teil dieser Maßnahmen.
Austausch im Mittelpunkt
In Detmold organisierten die künstlerische Prorektorin Prof. Godelieve Schrama und die Gleichstellungsbeauftragte Eva Nolte ein Programm, das den offenen Austausch in den Mittelpunkt stellte. Rektor Prof. Dr. Thomas Grosse betonte zum Auftakt die Verantwortung der Hochschulen, sichere Räume zu schaffen: „Veränderung gelingt nur, wenn Betroffene ohne Angst sprechen können. Wir müssen Strukturen schaffen, die Vertrauen ermöglichen.“
Einen zentralen Beitrag lieferte die Gastreferentin Gretchen Amussen vom europäischen Netzwerk AEC (Association Européenne des Conservatoires, Académies de Musique). Sie erläuterte unterschiedliche Formen von Macht im Hochschulalltag und zeigte anhand europäischer Beispiele, wie klare Regeln, transparente Zuständigkeiten und verlässliche Ansprechpersonen zu mehr Sicherheit für Lernende und Lehrende führen können.
Bedarf an Klarheit und Sicherheit
Im weiteren Verlauf diskutierten Studenten, Lehrer sowie Mitarbeiter aus Technik und Verwaltung in gemischten Gruppen ihre Erfahrungen. Dabei wurde deutlich, wie groß der Wunsch nach Klarheit, Respekt und einem angstfreien Arbeitsumfeld ist. Viele Teilnehmer betonten, wie wertvoll der offene Austausch und die gegenseitige Perspektivnahme seien.
Für die Hochschule markiert der Aktionstag den Startpunkt eines langfristigen Veränderungsprozesses. Die Ergebnisse werden ausgewertet, bestehende Maßnahmen überarbeitet und zusätzliche Gesprächsangebote geschaffen. Ziel sei es, ein Umfeld zu schaffen, in dem Wertschätzung, Transparenz und Sicherheit nachhaltig verankert sind.
Bundesweit erhielt inzwischen auch ein Förderantrag für eine hochschulübergreifende Studie zum Thema Machtmissbrauch an Musikhochschulen den Zuschlag: Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt bewilligte die Untersuchung, die im laufenden Wintersemester 2025/26 beginnt und bis Sommer 2026 von einer externen, unabhängigen Institution durchgeführt wird.