Detmold. Holzwürmer können sprechen - bisweilen. Und wenn? Dann erzählen sie „by the way“ mal die Geschichte der alten jüdischen Hofsynagoge in der Bruchmauerstraße 37. Als Straßentheater. Rund 100 Besucher sahen und staunten sogar, als ein Quintett vom Theaterlabor Bielefeld das Stück unter dem Titel „Spectaculum des Defectum“ auf dem Detmolder Marktplatz platzierte.

Dabei bohrten sich die Schauspielerinnen und Schauspieler - mit dem Lemgoer Thomas Behrend - tief in das Innere der tragenden Balken unserer Gesellschaft. Wie? Eine Gruppe Holzwürmer hat den idealen Lebensraum gefunden: das umkämpfte Gebäude in Detmold; vom Verfall bedroht. Bei dem verfallenen Häuschen handelt es sich um eines der ältesten jüdischen Bethäuser Norddeutschlands und somit womöglich um ein stadtgeschichtlich bedeutendes Bauwerk. Bekanntlich streitet man über die Zukunft dieses Gebäudes - Abriss oder Parkplätze, doch erhalten?

Die Kostüme der Darsteller waren in einem pudrigen beige gehalten, die Synagoge war ein fahrbares Gestell aus Holz, der Bassist Max Preis sorgte für den dramatischen Unterton. Gespielt wurde direkt vor der Kirche, alles in allem eine Stunde. Allerdings hatte die Inszenierung auch ihre Tücken: die bisweilen hysterischen Einschätzungen der „Holzwürmer“ konnten wahrlich nicht überall verstanden werden, dazu waren die Headsets (Mikrophone) einfach zu schlecht ausgesteuert. Dafür wirkte der Gesang mit einer interessanten Lyrik modern. Kostprobe: „Wir nagen und nagen und stellen keine Fragen“. Die beste Analogie des Abends gelang dem Quintett mit dem Zitat: „Spechte klopfen an. Menschen kommen einfach rein.“