Ein Zeichen gegen das Vergessen: Neue Infotafel vor Detmolder Hofsynagoge eingeweiht

Detmold. Ein schlichter, aber bedeutungsvoller Moment spielte sich am Mittwoch in der Innenstadt ab: Vor der ehemaligen Hofsynagoge in der Bruchmauerstraße hat die Stadt Detmold eine neue Infotafel eingeweiht. Sie erinnert an die wechselvolle Geschichte der ältesten erhaltenen Synagoge in Nordwestdeutschland – ein Bauwerk, das über Jahrhunderte hinweg ein stilles Zeugnis jüdischen Lebens in Detmold war.

Mit der Aufstellung der Tafel reagierte die Stadt auf einen Bürgerantrag, den Prof. Matitjahu Kellig, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, bereits vor einigen Jahren gestellt hatte. Unterstützung kam von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe und von weiteren engagierten Bürgerinnen und Bürgern.

Zwei Erinnerungsorte nebeneinander Zeitgleich wurde die Wanderausstellung &bdquo;Auf jüdischen Spuren" erneut gegenüber der Hofsynagoge gezeigt. Die Ausstellung, gestaltet von Schülerinnen und Schülern des Grabbe-Gymnasiums, beleuchtet jüdische Geschichte in Detmold mit Fotografien und historischen Erläuterungen.

Das Gebäude der ehemaligen Hofsynagoge stammt aus dem Jahr 1633. Errichtet in einem Hinterhof, diente es über ein Jahrhundert lang als jüdischer Betsaal. Lange Zeit war diese Nutzung umstritten und wurde von heutiger Eigentümerseite sogar bestritten. Bis 2010 war das Haus lediglich als Gartenhaus in der Denkmalliste geführt. Erst eine bauhistorische Untersuchung belegte die religiöse Nutzung. Seither begleitet das Gebäude ein juristischer Streit: Eigentümer Hendrik Schnelle, ein Detmolder Rechtsanwalt, beantragte zunächst den Abriss, später die Versetzung ins Freilichtmuseum.

Beides lehnte die Stadt und in der Folge auch die Gerichte ab. Im Herbst 2024 entschied das Oberverwaltungsgericht Münster, dass der Denkmalschutz Vorrang hat. Mit dem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts vom 2. Juni 2025, keine Revision zuzulassen, ist das Urteil nun rechtskräftig. Ein Abriss ist damit ausgeschlossen. &bdquo;Ein glücklicher Moment", sagte die stellvertretende Bürgermeisterin. Eigentümer Schnelle prüft nun, ob er Verfassungsbeschwerde einlegen werde.

Erinnerungskultur soll wachsen Stadtarchivarin Dr. Bärbel Sunderbrink kündigte an, dass die neue Tafel nur der Anfang eines größeren Vorhabens sei. Vorbild sei Erfurt, wo 900 Jahre jüdisches Leben sichtbar gemacht wurde. Auch in Detmold soll das Quartier rund um die Bruchmauerstraße künftig mehr von dieser Geschichte erzählen.

&bdquo;Ich freue mich, dass so viele gekommen sind, um ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus zu setzen", sagte Bürgermeisterin Christ-Dore Richter mit Blick auf die mehreren Dutzend Menschen, die sich versammelt hatten. Ziel sei es, das Gebäude zu erhalten und zu sanieren – mit der Vision, dass die ehemalige Synagoge eines Tages wieder ein Ort jüdischen Lebens in Detmold werde.

Dr. Oliver Arnhold, evangelischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, lobte das Engagement der Schüler. Die Ausstellung sei bereits zum dritten Mal an der Bruchmauerstraße zu sehen. &bdquo;Die Schülerinnen und Schüler wollten genau hier über die Synagoge und jüdisches Leben in Detmold informieren." Das sei gelungen. Nun brauche es konkrete Schritte, um den weiteren Verfall zu stoppen und das Gebäude in einen Zustand zu versetzen, &bdquo;für den man sich nicht mehr schämen muss".

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