Kostümfundus-Verkauf: Ende eines Kultevents am Detmolder Landestheater?

Detmold. Das Landestheater hat sich von einer langjährigen Kult-Veranstaltung verabschiedet: dem Kostümfundus-Verkauf. Dieses beliebte Großereignis, das zuletzt am 6. Februar 2020 Kostümliebhaber in die Residenzstadt lockte, wird vorläufig kein Revival mehr erleben. Warum sich das Landestheater gegen das Event entschieden hat und wieso Kostümfans dennoch hoffen dürfen.

Die Entscheidung, den Verkauf einzustellen, ist den Verantwortlichen am Landestheater nicht leicht gefallen. Doch die Organisation eines solchen Großevents ist kein leichtes Unterfangen - vor allem, weil der Kostümfundus nie sicher sein kann, die richtigen Teile auszusortieren. &bdquo; Der Fundus wird gebraucht, um Kostümteile im Haus zu haben, die man wieder und wieder einsetzen kann. Manches kann man kaufen, manches kann die Schneiderei anfertigen. Aber wir können nicht alle Kostüme für alle Produktionen nähen“, erklärt Andrea Kölczer, Leiterin der Kostümabteilung.

Im Fundus gebe es eine ganze Reihe an &bdquo;normalen“ Kleidungsstücken, wie etwa schwarze Hosen, weiße Oberhemden oder blaue Röcke. Daraus könnten zum Teil &bdquo;besondere“ Sachen zusammengebaut werden, weiß Kölczer. &bdquo;Trennt man bei einer Bluse die Ärmel ab, verändert den Ausschnitt und kombiniert dazu einen grünen Rock mit Schlitz und färbt es lila und setzt dann noch eine Spitzenborte darauf, sieht es aus wie der Kostümentwurf.“

Arbeit mit ungewissem Ausgang Werden auch Sachen gezielt für den Fundus gesucht? &bdquo;Im Gegensatz zu einem Museum, was gezielt Dinge anschafft, um seine Sammlung zu vervollständigen, heben wir Kostümteile auf, von denen wir glauben, dass wir sie weiter oder wieder verwenden können“, sagt Kölczer. &bdquo;Für jede Produktion kommen Kostümbildner mit ihren Ideen und erst bei der Kostümabgabe wissen wir, was für Teile benötigt werden.“

Eine schwierige Aufgabe für die Beteiligten. &bdquo;Wir könnten, um Platz zu schaffen, sagen: ’Hier ist eine Kleiderstange mit braunen Anzügen. Die sind in den letzten fünf Jahren nicht verwendet worden. Die Hälfte der Anzüge entsorgen wir“, skizziert Kölczer das Dilemma. &bdquo;Es kann dann aber durchaus sein, dass gleich zwei Musiktheater-Produktionen kommen, für die wir je einen ganzen Chorsatz braune Anzüge für die Damen und die Herren benötigen.“

Kölczer hat noch ein einleuchtendes Beispiel: &bdquo;Da hängt beispielsweise eine vier Meter lange Stange mit alten Blusen - eine schrecklicher und unmoderner als die andere. Wir denken, die wird niemand mehr anziehen. Oder wir haben viele Teile aufwendig zerstört und auf alt gemacht, das wird wohl so schnell niemand mehr verwenden wollen.“ Die Erfahrung habe die Kostümabteilung aber eins gelehrt: &bdquo;Kaum haben wir die Sachen entsorgt, kommt eine Produktion, die genau solche Kostüme braucht.“ Vor allem sind im Fundus Kostümteile, die nicht einfach zu kaufen sind – wie historische Gewänder, spezielle Größen oder bewusst &bdquo;zerstörte“ Stücke.

Kostüme werden versteigert Mittlerweile wird der Fundus über alle Teile des Theaters verstreut aufbewahrt. Im Keller, auf dem Dachboden, überall wo Lagerplätze zur Verfügung stehen, werden Kleidungsstücke, Schuhe, Hüte, Accessoires und ähnliches aufbewahrt. &bdquo;Wir brauchen auch Teile in unterschiedlichen Größen, die zu den Kostümbildern der laufenden Produktionen passen, um, wenn Sänger krank werden, spontane Einspringer passend auszustatten“, ergänzt Kölczer. Neue und moderne Kostümteile könnten hingegen ohne Weiteres gekauft werden.

Was wird künftig aussortiert? &bdquo;Schwierig aufzuheben sind Kostümteile, die zu markant sind. Besondere Farben oder Formen, die im Kopf unser Zuschauer bleiben etwa“, erklärt Kölczer. Hat sie ein Beispiel dafür? &bdquo;Der Chorsatz mit den orangen Kochjacken und den lila Kochjackenkleidern aus ’Tschitti, Tschitti, Bäng, Bäng’ oder die pink-weiß gestreiften Chorkleider aus Hoffmanns Erzählungen. Wenn jemand auf der Suche nach solchen Kostümen ist, kann er sich gerne bei mir melden.“

Das Landestheater hat sich nach der Absage des Fundus-Verkaufs eine andere Aktion einfallen lassen. Gelegentlich sollen besondere Kostüme versteigert werden. Anfang September, anlässlich der feierlichen Spielzeiteröffnung, hat es die erste Veranstaltung dieser Art gegeben. &bdquo;Hin und wieder wollen wir so einen Einblick auf unsere Arbeit geben“, sagt Kölczer.

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