Detmold. Mit gerade einmal 21 Jahren wurde Kim Wilde weltberühmt durch ihren Titel „Kids in America“. Danach wirkte ihr Karriereverlauf - bei Rock`n`Roll-Stars normal - wie eine Achterbahnfahrt. Kurz vor Weihnachten meldete sich Kim Wilde mit einer weiteren Winter-Acoustic-Tour in Deutschland zurück. Im Gepäck eine Sammlung ihrer beliebten Titel aus dem entsprechenden Songbook, gemischt mit einigen der berühmtesten Weihnachtslieder und natürlich ihren Hits. Das Landestheater füllte sie bis auf den letzten Platz. Und lieferte mehr als „You keep me hanging on“. Ihre Stimme und ihre eingängigen Pop-Hits sind seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil ihrer Performance. Das Konzert bot am Montagabend akustische Versionen von beliebten Weihnachtsliedern und natürlich von „Cambodia“ bis „You came“. Begleitet wurde Wilde von ihrem Bruder Ricky, ihrer Nichte Scarlett Wilde und dem Gitarristen Neil Jones. Die nunmehr 64 Lebensjahre sieht man der gebürtigen Londonerin zwar an, die Stimme indes klingt nahezu unverändert, wenn sie ihre Hits zum xten Male zelebriert. Hits der Vergangenheit Was bei in die Jahre gekommenen Stars ein Teil der Story ist? Viel Vergangenheit. Im Detmolder Publikum saßen erwartungsgemäß mindestens 50 Prozent Gäste, die schon früher die Schallplatten gekauft und die Hits womöglich bei Mal Sondock im WDR gehört hatten. Das Surpreme-Cover von „You Keep Me Hangin’ On“ bescherte ihr vor mehr als drei Jahrzehnten den ersten Chartspitzenerfolg in den USA: Ihr 1988 veröffentlichtes Album „Close“ stürmte die Charts und wurde sogar ihre bestverkaufte Platte. Kein Wunder also, dass Wilde in Detmold um das Schwelgen in „alten Zeiten“ nicht herumkam, die eigene Geschichte rund um den Welterfolg im Grunde die Attitude schlechthin ist. Und das Setting? Die große Bühne im Theater war mit kleinen Kerzen abgegrenzt, die vier Musiker saßen auf Barhockern, Bruder Ricky trank in aller Seelenruhe sein Detmolder Bügel, wenn er mal eine Pause einlegen konnte. Das Konzert war betont familiär angelegt. Die 64-Jährige zeigte sich zudem überwältigt von der Architektur. Wahrscheinlich spielt das Quartett (heute beispielsweise in Braunschweig) selten in so einer royalen Atmosphäre, ein ums andere Mal vielleicht eher in einer klassischen Konzerthalle. Weihnachtslieder müssen sein Und der vermeintliche Höhepunkt des Abends? Nicht um 20.45 Uhr, als auch Kim Wilde die Entscheidung traf, den weltweit bekanntesten Weihnachtssong zu singen. Raten muss der geneigte Leser nicht. Es geht um den 2016 verstorbenen Komponisten und Musiker George Michael. Besser bekannt als die eine Hälfte von „Wham!“. Ja, auch Kim Wilde sang „Last Christmas“ aus dem Jahr 1984, ein Lied, das von einer verflossenen Liebesbeziehung handelt und in diesen Tagen an jeder Ecke aus dem Radio wummert. Wenn das nicht das Highlight war - was dann? 21.05 Uhr: „You keep me hanging on“. Beeindruckend frisch und zeitlos. Und auch ohne Schlagzeug und Keyboards ein Klassiker. Mindestens überraschend war zudem kurz vor Ende des Konzerts eine Version ihres Duett „Anyplace, anywhere, anytime“ („Irgendwie, irgendwo, irgendwann“), das sie 2003 zusammen mit Nena aufnahm. Applaus. Detmold erhob sich von den Sitzen.