Detmold. Sie war vor allem vielen Müttern bekannt und eine Hilfe in den Wochen nach einer Geburt: Unerwartet und plötzlich ist Hebamme Andrea Tillmanns-Bittel im Alter von nur 65 Jahren gestorben. Zusammen mit Kollegin Brigitta Pütz hatte sie jahrelang die Hebammenpraxis Floh & Co in der Gutenbergstraße geführt, bis diese vor drei Jahren geschlossen wurde. Andrea Tillmanns-Bittel arbeitete anschließend noch ein Jahr freiberuflich und ging vor zwei Jahren in Rente. Nach Angaben von Brigitta Pütz übte die Detmolderin ihren Beruf mit großer Leidenschaft aus. „Sie konnte für etwas, das ihr wichtig war, kämpfen“, sagt sie. Andrea Tillmanns-Bittel setzte sich für Frauen ein. Brauchte jemand Hilfe, versuchte sie diese in die Wege zu leiten. Zudem gab sie Kurse für Mütter im Hiddeser Haus des Gastes. Hilfe für Flüchtlinge Beide Frauen engagierten sich auch ehrenamtlich. Beispielsweise im Teeny-Projekt, bei dem sie sich um sehr junge Mütter kümmerten, Treffen, Urlaub und Ausflüge organisierten. In der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in der Adenauerstraße bot Andrea Tillmanns-Bittel in den Jahren 2015 und 2016 eine kostenlose Hebammen-Sprechstunde an - finanziert mithilfe von Spenden. Sie setzte sich auch für Kinder mit Behinderungen ein und begleitete nach der Geburt Mütter, deren Kinder schwer erkrankt waren oder mit einer schweren Behinderung geboren wurden. In diesem Zusammenhang gründete sie die Selbsthilfegruppe „Mamas, die im Regen tanzen“. Sie unterstützte diese und wandte sich an Behörden, beispielsweise mit der Bitte, behindertengerechte Spielplätze zu bauen beziehungsweise entsprechende Spielgeräte auf Spielplätzen zu integrieren. Sie war auch in ihrem Beruf engagiert, unter anderem als Kreisvorsitzende der lippischen Hebammen. Die Hebamme machte auf Missstände in den Arbeitsbedingungen für freiberufliche Berufskolleginnen aufmerksam und forderte unter anderem, die Haftpflichtproblematik nachhaltig zu lösen. Andrea Tillmanns-Bittel bildete in der Paderborner Hebammenschule des Weiteren Nachwuchs aus. Neben diesem Engagement sei ihr aber die Familie unheimlich wichtig gewesen, berichtet Brigitta Pütz. Um die 65-Jährige trauern die Familie mit drei Söhnen und vier Enkelkindern sowie Freunde und Bekannte.