Detmolder Gymnasiasten beleuchten vergessene Schicksale

Detmold. &bdquo;Lässt sich Leid messen? Wenn ja, wie?“, fragte Anja Vothknecht bei der Begrüßung im Namen der Schulleitung des Grabbe-Gymnasiums die zahlreichen Gäste. Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz hat die zentrale Gedenkfeier der Stadt Detmold in der Aula des Grabbe-Gymnasiums stattgefunden.

Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Der kollektive Begriff, &bdquo;Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft“, umfasst viele Gruppen. Menschen mit jüdischer Familiengeschichte sind die größte Gruppe.

Stigmatisiert. Verfolgt. Vergessen. Doch es gab noch andere. Der Zusatzkurs Geschichte unter Leitung von Kristina Panchyrz, der Leistungskurs Kunst und die Israel-AG sowie Schüler des Abiturjahrgangs haben sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und die Gedenkveranstaltung &bdquo;Anders als die Andern (?) Stigmatisiert. Verfolgt. Vergessen.“ vorbereitet.

Die Schüler Jean Almohammad, Henry Hollmann und Erik Steinmeier interviewten Bürgermeister Frank Hilker. &bdquo;Wir wollen mit Gedenktagen jungen Menschen keine Schuld auferlegen, aber ihr müsst euch über die Zukunft der Demokratie Gedanken machen und fragen, in welcher Gesellschaft ihr Leben wollt“, erklärte Hilker. Wenn man die Entwicklungen in Deutschland betrachte, seien Weckrufe nötig. Menschen, die von der Norm abweichen, habe es immer gegeben. &bdquo;Die Frage stellt sich, wer mit welchem Interesse definiert, was vermeintlich normal ist. Wenn Nazis vorschreiben, was lebensunwertes Leben ist, sind Grenzen überschritten.“ Anders-Sein habe die Gesellschaft immer weiterentwickelt. Positive Entwicklungen würden oft schlechtgeredet, um rechte Ränder zu befeuern.

Im Mittelpunkt stand die Verfolgung von Menschen, die während der NS-Diktatur aufgrund ihrer politischen Haltung, Weltanschauung, sexuellen Orientierung, körperlichen Erscheinung oder gesundheitlichen Einschränkungen entrechtet, gequält und ermordet wurden. Eine szenische Lesung sowie eine von Schülerinnen und Schülern erarbeitete Ausstellung rückten diese oft vergessenen Opfer ins Licht der Erinnerung. Ein Film informierte über die aufwendig erstellte Ausstellung, die in der Wintergalerie besichtigt werden konnte. Sie geht ab März auf Wanderschaft, um möglichst viele Schulen zu erreichen.

Schicksale werden greifbar Die Lesung präsentierte Texte von dem Deserteur Hermann Rombach, der lesbischen Berliner Schriftstellerin, Journalistin und Radiosprecherin Eva Siewert, von Irma Fechenbach, der Gattin des von Nazis ermordeten Journalisten Felix Fechenbach und von Irmgard Heiss, die infolge von Unterernährung in einer Pflegeanstalt starb. Die Schicksale der Betroffenen wurden greifbar und zeigten, wie menschenverachtend das NS-Regime vorging, um jegliche Form von Anderssein zu vernichten.

Im abschließenden Podiumsgespräch kamen die Schülerinnen Alina und Dilara Glaffig mit Barbara Stellbrink-Kesy, der Großnichte von Irmgard Heiss, Kathie Wiederkehr, der Enkelin von Irma Fechenbach, und der Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz über verschiedene Formen des Gedenkens ins Gespräch. Die Zeitzeuginnen schilderten bewegende Familienerinnerungen und betonten die Bedeutung, persönliche Geschichten weiterzugeben, um der Anonymität der Opfer entgegenzuwirken. &bdquo;Gedenken bedeutet, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen“, betonte Kathie Wiederkehr und hoffte, dass die Erinnerung an die Opfer auch in kommenden Generationen lebendig bleibt. &bdquo;Die Nationalsozialisten wollten jede Erinnerung an ihre Opfer auslöschen. Wenn wir uns heute auch nur einem Schicksal widmen, leisten wir dagegen Widerstand“, unterstrich Mitschke-Buchholz.

Detmolder Gymnasiasten beleuchten vergessene Schicksale

„Anders als die Anderen“: Der Gedenktag an die NS-Opfer ist Montag in Detmold im Grabbe

Detmold gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Vor den Nazis geflohen: Detmolder Schüler erinnern das Schicksal von Fritz Herzberg

Fechenbach-Theaterstück kommt in Detmold gut an

Neue Namen kommen hinzu: Gedenktafel an der Alten Synagoge in Detmold wird aktualisiert

Holocaust-Überlebender will Verdienstkreuz zurückgeben

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus