Detmold. Minutenlang gab es stehende Ovationen der über 400 Gäste für eine herausragende Uraufführung in der Aula des Gymnasiums Leopoldinum. Das Theaterstück „Weglaufen werde ich nie – Der Kampf des Felix Fechenbach“ beschreibt das Leben und Wirken Fechenbachs, der 1933 zum Opfer des Nationalsozialismus wurde. Es wurde auf Initiative und mit Begleitung und Unterstützung der Bürgerstiftung Detmold als Bildungsprojekt für Schüler konzipiert und nun erstmals zur Aufführung gebracht, schreibt die Bürgerstiftung.
In der Aufführung, die zwischen realem Schauspiel und surrealem Puppenspiel wechselte und teils verschwamm, brachten die Berliner Schauspieler Jan Uplegger, Gerda Pethke und Konrad Schreier eine bewegenden Inszenierung auf die Bühne. Mit Hilfe des Puppenspiels konnte eine Vielzahl unterschiedlicher Rollen und Charaktere ins Stück integriert werden.
Konzipiert ist das Theaterstück als Projekt für Schulen, an denen es für neunte und zehnte Klassen in den Geschichtsunterricht integriert wird. Es soll an vielen Schulen in Lippe, aber auch außerhalb, Tausende Schülerinnen und Schüler erreichen – eingebettet in ein pädagogisches Begleitprogramm. Finanziell unterstützt wird das Projekt von einer großen Anzahl an Stiftungen und Fördergebern.
Wichtige gesellschaftliche Werte hochhalten
„Unser gemeinsames Ziel ist es, mit besonders vielen jungen Menschen über wichtige gesellschaftliche Werte ins Gespräch zu kommen“, so Kay Sandmann-Puzberg, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Detmold, in seiner Eingangsrede. Schüler des Leopoldinums, der Realschule 1, des Grabbe-Gymnasiums und der Felix-Fechenbach Gesamtschule in Leopoldshöhe (die LZ berichtete) haben das Bühnenwerk bereits in dieser Woche im Rahmen des Unterrichts gesehen und im Vorfeld sowie im Anschluss thematisiert.
Felix Fechenbach und sein politischer Kampf, von der Revolution 1918 an der Seite von Kurt Eisners bis zu seinem gewaltsamen Tod durch die Nazis, werden in beeindruckender Weise gezeigt. Die vielen historischen Personen, die seinen Weg kreuzten, werden durch Handpuppen zum Leben erweckt. Vor allem die persönliche Ebene, seine Standhaftigkeit, aber auch das unermessliche Leid eines unterdrückten, weggesperrten und am Ende ermordeten Freiheitskämpfers wird sehr bewegend herausgearbeitet.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde der Bogen gespannt von einer historischen Einordnung über eine ganz persönliche Ebene hin zur Aktualität von Themen wie Demokratiebewusstsein und Eintreten für menschliche und freiheitliche Werte. Moderiert durch die Lehrer Dr. Oliver Arhold und Dr. Tristan Weigang sprachen Kathie Wiederkehr, eine Enkelin Felix Fechenbachs, die Historikerin Dr. Bärbel Sunderbrink sowie mit Constanze Barmeyer (Grabbe-Gymnasium) und Lucie-Doriana Wiersing (Leopoldinum) zwei Schülerinnen über das Stück, aber auch die politischen und gesellschaftlichen Linien, die bis in die heutige Zeit reichen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage: Ist Freiheit und sind freiheitliche Werte selbstverständlich?
„Dieses Projekt ist einzigartig in Deutschland. Es wird viele Tausend Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland erreichen und dabei unsere freiheitlichen Werte und die Demokratieförderung in das Blickfeld der Schüler richten“, sagte Kay Sandmann-Puzberg abschließend.