Detmold. Ein Aufruf in der LZ hat Früchte gezeigt. Für eine Lese-Inszenierung wurden theaterbegeisterte Akteure gesucht. Rund 40 Personen haben sich gemeldet. Nach einem ersten Informationsabend sind elf Mitwirkende übrig geblieben, die an einem kostenlosen Wochenendworkshop die Grundlagen für eine szenische Lesung erlernt haben.
Es geht um die Inszenierung eines Dramas mit juristischem Beziehungsrahmen. Das Stück hat eine tief reichende Botschaft, denn es wird ein Tabu aufgegriffen. Jurist Jens Gnisa (61), Vorsitzender des Vereins Ressource Detmold und Leiter des Amtsgerichtes Bielefeld, hat damit die wahre Begebenheit eines fesselnden Familiendramas literarisch bearbeitet, das ihn während seiner Amtszeit als Familienrichter beschäftigte.
Die menschliche Dimension
Die Justiz habe damals den Rechtsanspruch nach bestem Wissen verhandelt, die menschliche Dimension sei ihm jedoch zu kurz gekommen. Das hat ihn motiviert, den Fall in einem Drama aufzuarbeiten. „Die Personen wurden natürlich so verfremdet, dass sich niemand wiedererkennen kann“, erklärt Gnisa.
„Es geht um ein dunkles Familiengeheimnis, das eine ganze Familie vor die Zerreißprobe stellt. Mehr möchte ich nicht verraten, um die Spannung zu erhalten.“ Das Theaterstück hat er seit einiger Zeit in der Schublade und möchte es nun zur Aufführung bringen. Da er Jurist und kein Theatermensch ist, bat er den versierten Regisseur, Bühnencoach und Autor Reiner Woop, sich des Stoffs anzunehmen. Der gebürtige Detmolder brennt seit mehr als 40 Jahren fürs Theater und schreibt selbst Komödien und Dramen für die Bühne.
„Ich war sofort von dem Stück begeistert und habe es sprachlich bearbeitet. Der Inhalt und die ganze Dramaturgie sind geblieben, nur der sprachliche Ausdruck wurde der Umgangssprache angepasst“, berichtete Woop. Die Idee, daraus ein Bühnenstück zu machen, sei schnell verworfen worden. Das wäre viel zu aufwendig. „Daher haben wir uns für eine szenische Lesung entschieden, die ja auch eine Form des Theaters ist“, ergänzte Woop. Die Akteure müssen die Emotionen rüberbringen. Dies müsse trainiert werden. Die Mitwirkenden sind hoch motivierte Amateure. „Auch wenn es keine Profischauspieler sind, die Arbeit, die wir zu leisten haben, unterschiedet sich kaum von der Arbeit, die Profis haben“, so Woop.
Premiere im Frühsommer
Im Frühsommer hofft die Theatergruppe, die Premiere im Festsaal der Ressource feiern zu können. Ein kleines Bühnenbild, eine Geräuschkulisse und Musikeinspielungen werden die szenische Lesung untermalen. Die Proben finden wöchentlich statt und in 20 Wochen ist es so weit. Das Stück wird 90 Minuten lang sein und gliedert sich in neun Szenenbildern, die ein Kommentator dramaturgisch überleitet.
Für Gnisa, der bisher schon einige Sachbücher geschrieben hat, ist es sein Debut-Drama. Die Entwicklung vom Sachbuch zum Drama wurde durch das Verlangen motiviert, als Richter den Fall selbst verarbeiten zu können. Gerichtsszenen kommen in dem Stück vor, aber manchmal reicht ein juristisches Urteil nicht aus, um einen Fall zu bewältigen.