Detmold. Einen Blick in die Limo-Produktion von Sinalco lieferte unser jüngstes historisches Foto aus dem LZ-Album. Und siehe da: Gleich zwei Leser erkannten ihre Verwandten auf dem Bild. Das Foto sei zwischen 1955 und 1960 entstanden, schätzt Ute Kille, die ihre Mutter Margarete Eickmeyer aus Heidenoldendorf (damals vermutlich noch Berkemeier, ihr Mädchenname) erkannte. Und Gerold Knettermeier identifizierte seine Tante Elfriede Czirr: „Es handelt sich um eine Aufnahme aus der Apfelsinenpresserei der Firma Sinalco in der Arminstraße. Dort arbeitete meine Tante als Saisonkraft“, schreibt der Detmolder. Elfriede Czirr ist inzwischen tot. „Meine Tante wäre heute deutlich über 100“, erklärt Gerold Knettermeier. Elfriede Czirr war jedoch auch später noch bei Sinalco beschäftigt, wie ihre Tochter Brigitte Hollmann berichtet: „Sie hat zunächst bei dem Betriebsleiter Vogt geputzt - und dann ist ihr eine Stelle im Labor in der Bahnhofstraße angeboten worden.“ Bis zu ihrem Renteneintritt mit 65 habe sie dort in Vollzeit gearbeitet, sagt die Tochter. 1994 starb sie im Alter von 84 Jahren. Ferienjob mit der Freundin Eine andere ehemalige Detmolderin hat noch Erinnerungen aus erster Hand an die Arbeitsbedingungen: Monika Lemke ist nicht auf dem Foto, hat aber selbst Anfang der 1960-er Jahre einen Ferienjob bei Sinalco in der Arminstraße gehabt. Damals sei sie zur Handelsschule gegangen und in den Sommerferien vier Wochen in der Limo-Fabrik gewesen - mit weißen Häubchen, Kitteln und Gummihandschuhen ausgestattet, pressten sie und ihre Freundin an langen Holztischen halbe Zitrusfrüchte von Hand aus – so wie die Frauen auf dem Foto. „Ich bin in Detmold aufgewachsen, und den Job hat mir mein Vater besorgt, der kannte viele Leute, war im Sportverein sehr engagiert“, erzählt die Bad Salzuflerin. Wie viel Stundenlohn es genau gegeben habe, weiß sie nicht mehr: „In jedem Fall mehr als beim Bauern, wo ich davor schon mal gejobbt und Runkeln verzogen habe. Dafür gab es 50 Pfennige.“ Sie schätzt, der Schülerlohn bei Sinalco habe 1 Mark betragen – doch es gab einen Haken: „Die Handschuhe mussten wir selbst bezahlen – und die gingen ständig kaputt.“ Handschuhe waren zu teuer Um das Geld zu sparen, hätten ihre Freundin und sie dann einfach ohne Handschuhe weiter gearbeitet. Schließlich seien die teuer gewesen. „So was wäre ja heute undenkbar.“ Nicht nur aus hygienischen Aspekten. Denn der ständige Kontakt mit den Zitrusfrüchten – Orangen und Zitronen – habe den Händen geschadet: „Durch die Säure hatten wir ganz kaputte Finger – da konnte man die Haut regelrecht abziehen.“ Doch gelohnt hat sich der Job trotzdem – das Geld habe sie behalten dürfen und sich dafür am Ende ein paar Stöckelschuhe in der Detmolder Innenstadt gekauft: „Meine Mutter hat gemeckert, wie wir das dem Vater beibringen sollen – und mein Vater ist fast ausgeflippt.“ Sinalco mit Eierlikör Die „Sinalco-Schuhe“, so erinnert sich Monika Lemke, habe sie aber gerne getragen – zum Tanztee samstags und sonntags im Café Brinkmann am Bahnhof. Und dort gab es dann auch die allseits beliebte Sinalco, für die sie in den Ferien unter Schmerzen die Zitrusfrüchte ausgepresst hatte: „Sinalco mit Eierlikör, aus einem langen Glas, mit Strohhalm, das war das Getränk schlechthin für die Damen.“ Das Herrengedeck habe aus einer Pils-Sekt-Mischung bestanden. Einem Getränk, das wohl etwas hautfreundlicher hergestellt werden konnte. Transparenzhinweis: Der Artikel wurde geändert. Von den beiden Frauen auf dem Foto ist nur Elfriede Czirr inzwischen verstorben.