Ärger über Zufahrt ins Freilichtmuseum: Gäste sagen reihenweise Feiern im „Weißen Ross“ ab

Detmold. Die Baustelle am Eingang des LWL-Freilichtmuseums in Detmold sorgt für Unmut bei Besuchern der Museumsgastronomie &bdquo;Im Weißen Ross“. Wegen neuer Zufahrtsregelungen sagen immer mehr Gäste ihre geplanten Feiern in dem Restaurant ab. Seit Beginn der Saison darf das Gelände während der regulären Öffnungszeiten des Museums (Dienstag bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr) nicht mehr mit dem Auto befahren werden. Besonders betroffen ist davon das Ausflugslokal im Paderborner Dorf.

Wer aktuell im &bdquo;Weißen Ross“ feiern will, hat drei Optionen: eigens einen Shuttle-Service zu beauftragen, der die Gäste mit Sondergenehmigung des Museums ins Paderborner Dorf fährt. Die Gäste mit der Pferdekutsche zum Restaurant bringen zu lassen. Oder einen Fußmarsch durch das weitläufige Gelände zu unternehmen. Viele Feiern werden deshalb kurzfristig abgesagt.

Veranstalterin nennt Zustand &bdquo;logistische Katastrophe“ Ursula Günther aus Steinheim wollte im Mai die Kommunion ihres Enkels im &bdquo;Weißen Ross“ feiern. 28 Gäste sind eingeladen. Die Zeremonie in der Kirche Heilig Kreuz endet voraussichtlich gegen 13 Uhr. Von dort wäre es mit sechs oder sieben Autos zum Paderborner Dorf gegangen. &bdquo;Wir haben alles geplant, auch die Zufahrt von hinten, über den Alten Postweg, war bereits zugesagt.“ Doch dann sei doch eine Absage des Museums gekommen. &bdquo;Mit Shuttle oder Kutsche wäre ein zeitiges Mittagessen nicht mehr möglich gewesen. Um das Shuttle hätten wir uns eigenständig kümmern müssen, auf eigene Kosten.“ Ein unerwartet großer Aufwand, den die Familie nicht betreiben wollte. &bdquo;Die Absage hat uns für den Gastwirt sehr leidgetan, mit Müh und Not konnten wir noch ein anderes Lokal für unsere Feier finden“, sagt Ursula Günther.

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Tanja Herhold, die Anfang Mai die Konfirmation ihrer Tochter im &bdquo;Weißen Ross“ feiern wollte, spricht von einer &bdquo;logistischen Katastrophe“. Ihre Kritik: &bdquo;Nur damit wir zum Restaurant kommen, hätten wir 400 bis 500 Euro ausgeben müssen für Eintritt und externe Transferkosten. Das Freilichtmuseum lässt sich auch nicht darauf ein, eine Kutsche für Sonntagmittag für alle Gäste zu reservieren. Wir reden hier von einer Sonderfahrt für 24 Personen.“ Stattdessen fahren die Kutschen an den Wochenenden in gewohnter Taktung und die Festgesellschaft hätte, wie alle anderen Besucher auch, warten müssen. Herhold fragt sich: &bdquo;Dann stehen wir mit unseren feinen Klamotten womöglich im Regen und warten auf eine Kutsche?“ Zu Fuß zu gehen, sei für die Festgesellschaft keine Option gewesen. &bdquo;Wir finden es nicht angebracht, an einem besonderen Tag mit festlichem Hintergrund unseren Gästen zu sagen, sie sollen bitte in Turnschuhen auflaufen.“ Beide Taufen ihrer Töchter, Einschulungen und auch die Konfirmation ihrer 16-jährigen Tochter hätten die Herholds im &bdquo;Weißen Ross“ gefeiert. &bdquo;Leider geht diese Tradition nun zu Ende.“

Brautpaar will trotzdem im Museum feiern Eine Hochzeitsgesellschaft hat sich derweil gegen eine Stornierung entschieden. Das Brautpaar will unbedingt im Museum feiern. &bdquo;Unsere Vorfreude ist drastisch gesunken, die kurzfristige Veränderung der Situation und die Ungewissheit machen uns zu schaffen“, sagt die Braut, die namentlich nicht erwähnt werden möchte. Die neuen Zufahrtsregelungen seien vom Museum nicht transparent kommuniziert worden. Für die 60 Gäste hat die Familie jetzt auf eigene Kosten ein Shuttle organisiert. Die Braut wundert sich, warum die Zufahrt über den Alten Postweg und den dortigen Seiteneingang nicht ermöglicht wird. Schließlich seien bei der Eröffnung der diesjährigen Museumssaison die Ehrengäste auch über diese Einfahrt auf das Gelände gefahren.

Und was sagt das Freilichtmuseum? &bdquo;Zufahrten mit dem Privat-Pkw zu den Museumsgaststätten waren seit deren Einrichtung 2006 schon nur per Ausnahme gestattet“, erklärt Verwaltungsleitung Saskia Frei-Klages. Ausgenommen sind Besucher mit Mobilitätseinschränkung. Sowohl die Zuwegung zum Museumseingang als auch die Betriebsstraße zum Paderborner Dorf seien nicht darauf ausgelegt, normalen Verkehrsanforderungen zu genügen. Deshalb sei der Verkehr schon von Anfang an eher reduziert worden. Erst in den Coronajahren sei diese Regelung gelockert worden.

Museumsleitung: &bdquo;Tun alles, um Gäste zu schützen“ &bdquo;Aktuell sind wir mitten in der Bauphase, es gibt nur die schmale Zufahrtsstraße, die direkt am Neubau vorbeiführt und durch den dortigen Bauzaun noch weiter eingeengt wird.“ Jedes Auto müsse diesen Weg nehmen. Zusätzlich bewegen sich während der Öffnungszeiten etliche Gäste im Eingangsbereich. Einen separaten Fußweg gibt es zurzeit nicht. &bdquo;Wir tun alles, um unsere Gäste zu schützen. Der Autoverkehr bedeutet eine Gefährdung für jeden Besucher, deswegen müssen wir der Zufahrtsregelung so eine Beachtung schenken“, so Frei-Klages. Das habe man auch gegenüber dem Gastronomen klar kommuniziert. Um den Gästen entgegenzukommen, gebe es die Sondergenehmigung für Shuttlebusse.

Und was ist mit der Einfahrt über den Alten Postweg? Immerhin soll die bei der offiziellen Saisoneröffnung möglich gewesen sein. &bdquo;Das Tor zum Alten Postweg befindet sich an einer verkehrsbeschränkten Straße. Nur die Stadt Detmold kann für das Befahren Ausnahmegenehmigungen erteilen“, sagt Frei-Klages. Für die Zufahrt am Eröffnungstag sei solch eine Genehmigung bei der Stadt eingeholt worden. &bdquo;Wir können den Unmut der Gäste durchaus verstehen.“

Gastronom fehlen 40.000 Euro Thorsten Federschmid, der seit knapp einem Jahr mit seiner Firma &bdquo;TableMe“ das &bdquo;Weiße Ross“ im Freilichtmuseum betreibt, ist mit der Situation alles andere als glücklich. Etwa die Hälfte seines Umsatzes im &bdquo;Weißen Ross“ generiere er über Feiern – Hochzeiten, Konfirmationen, runde Geburtstage. Etwa 25 wären es dieses Jahr gewesen. &bdquo;Schon jetzt haben fünf Veranstalter ihre Feiern wieder abgesagt. Das ist ein Verlust um die 40.000 Euro.“ Grund für die Stornierungen ist die stark eingeschränkte Erreichbarkeit des Restaurants.

Federschmid und sein Team möchten die gute Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum gerne fortführen. Er zeigt Verständnis für die baustellenbedingten Einschränkungen, doch aus seiner Sicht sei die aktuelle Lösung nicht praxistauglich: &bdquo;Man hätte einfach 20 Autos in einem Zeitfenster durchlassen können. Stattdessen wird es kompliziert – für uns, für unsere Gäste, für alle.“ Der Gastwirt habe seine Kapazitäten bereits reduziert, nimmt nur noch eine große Veranstaltung pro Woche an. Wegen der genannten Rahmenbedingungen können gebuchte Veranstaltungen bei ihm bis zum 1. Mai kostenfrei storniert werden – ein Angebot, von dem einige nun Gebrauch machen. Federschmid fürchtet, dass es nicht die letzten Absagen gewesen sind.

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