So verbrachten Detmolder Kinder vor 70 Jahren ihre Sommerferien

Detmold. Erdbeeren mit Sahne naschen, schwimmen am Postteich oder Völkerball auf der Straße: So haben ältere Menschen vor rund 70 Jahren ihre Sommerferien in Detmold verbracht. Ulrike Capelle hat die LZ zu einem Treffen in der AWO-Begegnungstätte in Heidenoldendorf eingeladen. Sechs Senioren, die in Detmold aufgewachsen sind, erzählen, warum ihre Ferienzeit eine ganz besondere war.

Am Tisch sitzen Christel Dammler, Karl Drexhage, Lothar Fischer und Ulrike Fischer. Sie waren als Kinder schon in Detmold unterwegs und erinnern sich an ihre Zeit damals.

Völkerball und Räuber und Gendarm &bdquo;Urlaub, wie das heute ist, gab es damals nicht“, erklärt Christel Dammler. Sie ist 83 Jahre alt und kommt aus Detmold. Ihre Eltern hätten wenig Geld gehabt, als sie klein war: &bdquo;Wir waren vier Kinder, meine Eltern waren arm.“ Sie und ihre Geschwister hätten erst im Haushalt helfen müssen, bevor sie rausgehen konnte: &bdquo;Wenn keine Pflichten anstanden, dann konnte man spielen gehen.“ Zu der Zeit habe es viele Kinder gegeben, die alle auf der Straße spielten. Dammler: &bdquo;Wir haben Völkerball auf der Straße gespielt, das waren unsere Ferien. Wer Rollschuhe hatte, ist Rollschuh gefahren. Räuber und Gendarm haben wir auch gespielt.“ Dabei habe sie sich wunderbar frei gefühlt, denn damals fuhren kaum Autos auf den Straßen.

Erdbeeren mit Sahne Karl Drexhage sei in der Innenstadt an der Paulinenstraße aufgewachsen: &bdquo;Da war natürlich nichts mit auf der Straße spielen, weil es damals schon eine Durchfahrtsstraße war.“ Stattdessen trafen er und seine Clique sich am Werresportplatz: &bdquo;Da wurde jeden Tag gebolzt. Wenn es wärmer war, dann traf man sich in der Badeanstalt.“ Für ihn sei es eine besondere Zeit gewesen. Drexhage: &bdquo;Ich habe mich immer gut gefühlt. Man war von zu Hause weg und mit den Kumpels zusammen“, erzählt der Rentner. Einmal sei er alleine abgehauen und mit der Straßenbahn gefahren, die es damals noch in Detmold gab. Sein Ziel war der Postteich: &bdquo;Damals wurde da noch gebadet und es gab sogar ein Sprungbrett.“

Feinschmecker schienen er und seine Freunde auch gewesen zu sein: &bdquo;Beim unteren Weg zum Falkenkrug haben wir Lagerfeuer gemacht und Buden gebaut. Da brachte einer immer Kartoffeln mit.“ Lecker sei auch die Erdbeerzeit gewesen, da es an der damaligen Werrestraße ein Milchgeschäft gab: &bdquo;Da haben wir uns Sahne gekauft und sind in die Schrebergärten gegangen, als die Erdbeeren reif waren.“

Die Treibjagd Lothar Fischer ist 79 Jahre alt und wurde in Heidenoldendorf geboren. Für ihn habe es kaum einen Unterschied zwischen der Schul- und Ferienzeit gegeben: &bdquo;Bei uns in der Schule kam einmal im Jahr ein Jäger, der zur Treibjagd einlud.“ Er und seine Freunde hätten damals den ganzen Tag auf den Feldern geklappert. Am Ende der Treibjagd habe der Jäger gefragt, wer die ersten fünf Treiber gewesen seien: &bdquo;Die kriegten dann zwei Deutsche Mark, obwohl wir ungefähr 30 Leute waren.“ Die anderen seien zwar leer ausgegangen, hätten aber viel Freude bei der Treibjagd gehabt.

Eine Scheibe Ananas &bdquo;Früher hatte man gar nicht das Bedürfnis weiter herauszugehen, weil immer jemand zum Spielen da war“, erklärt Ulrike Capelle. Sie ist Vorsitzende der AWO in Detmold erinnert sich an ihre Zeit als Kind: &bdquo;Zum Dreschen ging es zum Plantagenweg, und der Bauer hatte ein Pferd, das den Wagen zog. Wir durften uns dann auf den Heuballen setzen.“ Ihre Großeltern hätten damals bei Sinalco in Detmold gewohnt. &bdquo;Immer wenn Sinalco in Detmold eine Kampagne hatte, dann roch das richtig“, erklärt sie. Das sei immer ein Ereignis gewesen. Capelle: &bdquo;Ich weiß noch als mein Opa mir das erste Mal eine frische Scheibe Ananas abgezweigt hat. Das war ein Highlight.“

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