Maik Fleck hat die Detmolder Christuskirche mit Kultur gefüllt

Detmold. Im Jahr seines Abschieds ist Maik Fleck nach Ghana und Togo gereist. Der Pfarrer der Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Detmold-West hat seit Jahrzehnten mit Afrika zu tun, aber die Länder besuchte er zum ersten Mal. Der Ende des Jahres in den Ruhestand gehende 63-Jährige mag es grundsätzlich bunt, ist weltoffen und experimentierfreudig. Wenn er am Sonntag, 11. Januar, um 14 Uhr in der Christuskirche verabschiedet wird, wird neben der Kantorei auch die ghanaische Gastgemeinde mit einem Musikstück zum Gottesdienst beitragen.

Kontakte zu Ghana hat Dr. Maik Fleck schon in der Kirchengemeinde Horn gepflegt. Er trat dort seine erste Pfarrstelle an, nachdem er sein Studium der Theologie in Bonn und Heidelberg sowie das Vikariat in Hiddesen und die Probezeit in Leverkusen beendet hatte. Geboren und aufgewachsen in Detmold faszinierten ihn schon im Leopoldinum die alten Sprachen.

Mit Kunst Dinge verstehen Im Jahr 2014 wechselte er von Horn nach Detmold, aber erst nach der dritten Anfrage. &bdquo;Ich gehe, wenn es gut ist“, erläutert der Pfarrer den Wechsel - was auch für den Ruhestand gilt. Doch das Angebot war verlockend, denn die Kirchengemeinde wollte mehr Kunst und Kultur. Und für Kunst ist Maik Fleck immer zu haben. &bdquo;Kunst ist für mich Augenöffner, hilft mir, Dinge zu verstehen und ist ein wichtiges Ausdrucksmittel“, erläutert er. Gern geht er in Ausstellungen und findet spannend, &bdquo;was ich erst mal nicht verstehe“.

Sein Kunstverständnis geht aber darüber hinaus, was seine Adventskalenderreihe über Graffitis in Detmold beweist. Er versucht dabei zu ergründen, worum es geht. Bei seinen Projekten, von denen auch einige schief gingen, was Maik Fleck unumwunden zugibt, ist ihm die Deckeninstallation in der Kirche wichtig. An 27.000 Fäden hängen jeweils zwei Namen von Menschen, die seit 1993 an einer der EU-Außengrenzen umgekommen sind - meist auf dem Mittelmeer. Viele Menschen haben im Jahr 2023 dabei mitgemacht. &bdquo;Das Gedenken ist wichtig in meiner Arbeit“, sagt Fleck.

Zweitwichtigstes Projekt war für ihn in diesem Jahr ein Gemeindeoratorium, entstanden aus dem alttestamentlichen Propheten Jesaja. &bdquo;Es ist der Lieblingsprophet der Christen. Mit ihm in der Hand haben sie verstanden, was es mit Jesus auf sich hat.“ Fast 200 Menschen kamen zusammen, um das Buch des Propheten zu lesen und gemeinsam zu singen und zu reden. Über drei Jahre habe es gedauert, bis er mit den Kirchenmusikern das Projekt vorbereitet hatte, so Fleck. &bdquo;Ein langer, gemeinsamer Weg.“

&bdquo;Etwas auszuprobieren, gehörte zu meinem Glück“, gibt der Pfarrer zu. Viele Ausstellungen, Aktionen und Veranstaltungen fanden in der Christuskirche statt. Zu den Glücksgriffen zählt er die Süd-/Nord-Freiwilligen. Junge Menschen aus Togo, die ein freiwilliges Jahr in der Kirchengemeinde arbeiten. Sie bringen sich vielfältig in die Gemeindearbeit ein und haben eine andere Sicht der Dinge, die nicht nur den 63-Jährigen interessiert.

Von seinem Aufenthalt in Togo erzählt er beim Gespräch, offene und herzliche Menschen und von den Problemen der Jugendlichen dort, eine Arbeit zu finden. Dabei sieht er Parallelen zu Deutschland. Traditionsumbrüche hier wie dort. Was er damit beispielsweise meint: In den Gottesdiensten kennen immer weniger Menschen die Liedtexte und Töne, auch werde gesprochen, wo es nicht angebracht sei.

&bdquo;Das Singen verschwindet“ &bdquo;Musik, die für die evangelische Kirche ein tragendes Moment ist, trägt nur noch bei manchen“, so drückt es Maik Fleck aus. Das zeige sich auch bei Schulgottesdiensten. &bdquo;Das Singen verschwindet.“ Statt &bdquo;Alle Jahre wieder“ erklinge die &bdquo;Weihnachtsbäckerei“. Je älter er werde, desto weniger schlimm findet der Pfarrer das. Manches neue Liedgut transportiere allerdings nicht die christliche Botschaft.

Die Kirche erleide außerdem einen gehörigen Autoritätsverlust, wahrnehmbar auch allgemein in der Gesellschaft. In den Kirchengemeinden gebe es kaum noch Bibelkreise und weniger Gruppen. Die Menschen legten sich nicht mehr gern fest. Auch das sieht Fleck als Zeichen einer neuen Zeit an. &bdquo;Es hat 150 Jahre funktioniert, jetzt nicht mehr. Ich finde, es ist Zeit, aufzubrechen und etwas Neues auszusuchen.“

Internationale Gottesdienste Das gilt auch für die Gottesdienste, zu denen immer weniger Gemeindemitglieder, dafür aber auch andere Menschen kommen. Leidenschaftlich gern habe er gepredigt, gibt der 63-Jährige zu. Die 1400 Plätze sind aber nur noch zu einem Bruchteil belegt. Aber einmal im Monat ist es doch voller, und in der Kirche wird es international. Unter dem Motto &bdquo;Together & Christ“ feiern sieben Gemeinden, darunter die Studierende, ghanaische, britische, Farsi-(persisch)sprachige, koreanische und kongolesische und die reformierte Gemeinde, einen gemeinsamen Gottesdienst. International sind auch Kindergottesdienste und die Jugendarbeit. Fleck sieht die Kirche als &bdquo;Haus des Lebens“ - offen für alle. Und er denkt zum Ende seiner Amtszeit auch an die Menschen, die ihn bei seiner Arbeit begleitet haben. Ohne die alles nicht möglich gewesen wäre.

Ab Januar hat Maik Fleck nun mehr Zeit für seine Familie - und wird doch noch nicht so ganz im Privaten verschwinden. Mit einer Viertelstelle begleitet er die Studierendenseelsorge weiter. Dem Garten möchte er mehr Zeit widmen und ein zweites Mal promovieren: über das Kreuzabnahmerelief an den Externsteinen und seine theologische Bedeutung. Und vielleicht wird er im kommenden Sommer für zwei Monate in Ghana unterrichten. Wenn das erst mal nicht genug Programm für den Ruhestand ist...

Maik Fleck hat die Detmolder Christuskirche mit Kultur gefüllt

Lippischen Ghana Tage in Detmolder Kirche stellen das Thema Kleidung in den Fokus

Kirchlicher Austausch: So hat eine 27-Jährige aus Ghana ihre Zeit in Detmold erlebt

Pfarrer Schmidt verabschiedet sich in Bad Salzuflen

„aLive“: So füllen Wöbbel, Reelkirchen, Bad Meinberg und Leopoldstal die Kirchen

Mit lippischen Spenden zu erfolgreichen Ernten in Ghana

Diakoniestation in Ghana: Wie die Kirchengemeinde Detmold-Vahlhausen in Afrika hilft

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €