Proteste in Detmold: Polizei eskortiert „patriotische Wanderung“ am Hermann vorbei

Detmold. Sie skandieren &bdquo;Deutschland, Deutschland“ und schwenken dabei stolz große Nationalflaggen. Etwa 120 Teilnehmer sind zum Tag der Deutschen Einheit dem Aufruf des teils rechtspolustischen Instagram-Accounts &bdquo;Gegen das Gendern“ gefolgt und nach Detmold gekommen. Am Bahnhof trifft die von Männern dominierte Gruppe auf rund 300 Gegendemonstranten. Es bleibt friedlich – die Polizei lässt kein Aufeinandertreffen zu.

&bdquo;Lächelt das linke Gesocks einfach weg, das euch verbieten will, zum Hermann zu gehen“, ruft Initiator Benedict Doege am Bahnhof ins Megafon. Das Hermannsdenkmal war ursprünglich als Ziel für seine 111.000 Follower starke Community gedacht. Das vom Landesverband Lippe parallel laufende Familienfest hat diesen Plan allerdings schon im Vorfeld zu Nichte gemacht. Einige Teilnehmer wissen davon noch nichts, wittern ein Komplott. &bdquo;Unsere Werte verhuren immer mehr, darum bin ich hier“, sagt ein Mann aus Herford.

Zu extrem? Er selbst ordnet sich der politischen Mitte zu, die einfach den Nationalfeiertag feiern wolle. Beim Blick auf andere Teilnehmer kommt der Mann dann doch ins Grübeln und überlegt, nicht doch lieber wieder ins Auto zu steigen. &bdquo;Ich fürchte, das wird mir zu extrem.“

Lesen Sie hier einen einordnenden Kommentar von Janet König zum Aufmarsch der Rechten.

Denn obwohl sich der Initiator von der extremen Rechten distanziert, ist das Bild, das die fahnenschwenkende Gruppe vermittelt, ein anderes. Beobachter der extremen Rechten Szene erkennen bekannte Neo-Nazis in den Reihen wieder. Auch Mitglieder der AfD Lippe sind gekommen, darunter der Ex-Bürgermeisterkandidat für Augustdorf, Felix Hampe. Er sei privat hier, sagt er.

Extremistische Symbole haben die Teilnehmer zu Hause gelassen, mehrfach hatte der Initiator in Videos darauf hingewiesen. &bdquo;Benehmt euch“, lautete die Ansage. Warum sich gerade extreme Gruppen von seinen Inhalten angezogen fühlen? &bdquo;Wir wirken wie ein Korkenzieher“, sagt Doege. Weil er Themen anspreche, die sonst tabu seien. Dabei schätzten viele junge Menschen das Konservative. Doege selbst ist Stadtgebietsverbandsvorsitzender der Jungen Union Köln, die sich von seinem Account distanziert.

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Polizei weicht Wandergruppe nicht von der Seite Damit es am Freitag zu keinen bösen Überraschungen kommt, weicht die Polizei den &bdquo;patriotischen Wanderern“ auf ihrer Strecke nicht von der Seite. &bdquo;Wir stellen sicher, dass niemand hoch zum Hermann kommt“, erklärt Polizeikommissar Jens Solomon, der den Einsatz leitet. Knapp sieben Kilometer eskortiert die Polizei – darunter auch eine Einsatzhundertschaft – die Wandergruppe durch das Waldgebiet unterm Hermann entlang bis zum Grillplatz im Schling.

Am Bahnhof trennt die Gruppe nur knapp 200 Meter Luftlinie von der bunte Fahnen und Banner schwenkenden Gegendemo. Rund 300 Menschen sind dem Aufruf &bdquo;Der Linken“ gefolgt – darunter das &bdquo;Forum offenes Detmold“ und &bdquo;Omas gegen rechts“. Organisator Eduard Schneider ist bei der anschließenden Kundgebung auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz zufrieden. &bdquo;In Detmold ist kein Platz für rechte Hetze, wir werden immer dagegenhalten.“

Und trotzdem bleibt eine Schwere hängen. Dass die Rechten mit Auftritten wie diesen versuchten, sich als vermeintlich bürgerliche Mitte der Gesellschaft darzustellen, sei gefährlich, sagt ein Familienvater. Eine Jugendliche, 15 Jahre alt, ist von der geballten Präsenz der Deutschlandfahnen verunsichert. &bdquo;Ich habe kein Verständnis dafür, bekomme aber richtig Angst, weil das so nah ist“, sagt sie. Sie selbst ist trans und homosexuell. Es gehe daher auch um ihre Rechte.

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