Große Befragung verdeutlicht: Wie Senioren in Detmold leben – und was sie bewegt

Detmold. Wie geht es den älteren Menschen in Detmold? Wo drückt sie der Schuh? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer großen Befragung, die die Stadt im Jahr 2023 durch das sozialwissenschaftliche Beratungsunternehmen GEBIT in Münster durchführen ließ. Nun liegen der LZ die Ergebnisse vor.

Mehr als 6800 Frauen und Männer ab 60 Jahren wurden befragt. Letztlich haben 2550 Personen den Fragebogen ausgefüllt und an die Stadtverwaltung zurückgesandt. Das Durchschnittsalter lag bei 72,6 Jahren. Untersucht wurden bei der Befragung Themen wie Mobilität, soziale Teilhabe, Angebote für Senioren, Digitalisierung, Vereinsamung und Ehrenamt.

Wohnen Rund 70 Prozent der Befragten gaben an, in einem Ein- oder Zweifamilienhaus zu leben. Mehr als ein Viertel lebte zum Zeitpunkt der Befragung in einem Mehrfamilienhaus. Eine ähnliche Verteilung ergibt sich im Hinblick auf die Frage nach Eigentum oder dem Wohnen zur Miete. Viele wohnen schon seit Jahrzehnten im selben Haus oder in derselben Wohnung. Entsprechend stark ist die Verwurzelung in der Nachbarschaft. Der höchste Anteil an denen, die schon 20 Jahre oder länger in ihrer Wohnung wohnen, findet sich übrigens in den Ortsteilen Nienhagen, Pivitsheide, sowie in Barkhausen, Brokhausen, Bentrup-Loßbruch, Jerxen-Orbke, Klüt, Niewald und Oettern-Bremke. Gleichzeitig zeigt sich an den Ergebnissen: Barrierefreies Wohnen ist ein wachsendes Thema in Detmold. Die wenigsten können sich vorstellen, andere Personen in die eigene Wohnung aufzunehmen, die gegebenenfalls Hilfe leisten könnten. Ein Mehr-Generationen-Wohnen oder eine Alters-Wohngemeinschaft dagegen schon eher. Befragte, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben, können sich ein Zusammenziehen mit anderen dabei eher vorstellen als Ältere.

Mobilität Wie sich zeigt, wird der Stadtbusverkehr mit Ausnahme der Preisgestaltung insgesamt gesehen als eher gut beurteilt. Taktung und Netz der Stadtbusse schneiden in den Stadtteilen dagegen ganz unterschiedlich ab. Gerade in den äußeren Ortsteilen bewerten viele Seniorinnen und Senioren die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr als unzureichend. Busse fahren zu selten, Haltestellen liegen zu weit entfernt. Die Befragten sind generell am häufigsten mit dem Auto unterwegs. Ein Fünftel nutzt es täglich, 41,5 Prozent mehrmals in der Woche. Zu Fuß sind mehr als ein Viertel der Befragten täglich unterwegs - vor allem die Bewohner der zentral gelegenen Stadtteile wie Detmold-Süd und -Nord. Wer nicht mehr Auto fährt, ist oft auf Hilfe angewiesen. Besonders in Nord- und Ost-Detmold wurden Verkehrsanbindung wie auch Nahversorgung nur mittelmäßig bewertet.

Digitales Zwar nutzen immer mehr Ältere das Internet, etwa für Kontakte zu Familie oder zur Informationssuche. Doch einige Teilnehmer fühlen sich zunehmend abgehängt, da sie die wachsende Zahl an digitalen Angeboten nicht nutzen (können). Viele wünschen sich einfache, barrierefreie Portale und Schulungen, um Online-Dienste sicher nutzen zu können - oder die Beibehaltung klassisch schriftlicher Informationen. Die Studie empfiehlt generationenübergreifende Angebote – etwa, wenn Schülerinnen und Schüler älteren Menschen digitale Grundlagen vermitteln.

Einsamkeit Die Expertengespräche - unter anderem mit Leitern verschiedener Begegnungsstätten, Ortsbürgermeistern oder auch Mitarbeitern der AWO und der Tafel -, die ergänzend zur GEBIT-Befragung geführt wurden, zeigen: Einsamkeit und materielle Not sind auch in Detmold Realität, obgleich selten offen sichtbar. Vor allem alleinlebende ältere Menschen mit niedrigen Einkommen oder gesundheitlichen Einschränkungen sind gefährdet. Aber nicht nur: Einsamkeit könne beispielsweise auch in &bdquo;viel zu großen Einfamilienhäusern“ verborgen sein, sagten die Beteiligten. Fachleute sehen Handlungsbedarf, etwa beim Zugang zu Hilfs- und Freizeitangeboten und beim Aufbau lokaler Netzwerke. Der Trend gehe weg von Angeboten zur Geselligkeit und hin zu themenbezogenen Angeboten mit Lerneffekt, die auch generationenübergreifend sein dürften.

Ehrenamt Mehr als ein Viertel der Befragten engagiert sich ehrenamtlich, etwa in Vereinen, Kirchengemeinden oder bei sozialen Projekten. 38 Prozent können sich ein solches Engagement zumindest vorstellen – in der Altersgruppe bis 65 Jahre sind es sogar fast 50 Prozent. 77 Prozent wünschen sich jedoch eine zentrale Anlaufstelle, die vermittelt, wo Hilfe gebraucht wird. Der Informationsbedarf steigt mit zunehmendem Alter. Der Bericht empfiehlt, das Ehrenamt stärker projektbezogen zu denken, da sich Ältere seltener langfristig binden wollen.

Angebote Ein wiederkehrendes Thema war der Wunsch nach besserer Information. Trotz zahlreicher Broschüren und Internetseiten wissen viele nicht, welche Freizeit-, Beratungs- oder Unterstützungsangebote es in der Stadt gibt. GEBIT rät deshalb zu einer Bündelung der Informationen – digital, aber auch weiterhin in gedruckter Form. Denn rein digitale Kommunikation erreicht viele Ältere noch nicht.

Detmold verfügt laut Bericht bereits über eine breite Infrastruktur für ältere Menschen – von Begegnungsstätten bis zu Nachbarschaftsprojekten. Entscheidend sei nun, diese Angebote besser zu vernetzen, Hürden abzubauen und die Menschen gezielt zu erreichen. Die Stadtverwaltung nutzt die Ergebnisse der Studie als Grundlage für ihr Senioren- und Teilhabekonzept.

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