Detmold-Pivitsheide V.L. Seit gut zwei Wochen läuft an der Kusselbergschule in Detmold-Pivitsheide einiges anders: Die Straße „Am Zwiebelkamp“, an der die Schule liegt, ist nun während der Bring- und Abholzeiten für Autos tabu. Ausgenommen sind Lehrkräfte und Anwohner der Straße. Mit diesem Verkehrsversuch will die Stadtverwaltung gefährliche Situationen rund um das Schulgelände vermeiden. Elterntaxis werden „ausgesperrt“ und sollen im besten Fall auf den ausgewiesenen Elternparkplatz an der nahe gelegenen Festwiese „Am Eichenkrug“ ausweichen. Von dort geht es für die Schulkinder zu Fuß weiter. Unter Eltern sorgt die neue Regelung für viel Zustimmung. Shamaine Murphy aus Hörste etwa hält die Maßnahme für einen Schritt in die richtige Richtung: „Für die Kinder ist es natürlich erst einmal eine Umstellung, aber ich finde, das neue Konzept funktioniert sehr gut. Früher bin ich auch mal bis hoch zur Schule gefahren, aber da oben gab es häufig echt Chaos. Autos sind vor und zurückgefahren, ohne auf die Kinder zu achten.“ Sie selbst nutzt nun regelmäßig den Elternparkplatz. „Das macht mir gar nichts. Nur den Übergang vom Parkplatz auf die andere Straßenseite halte ich für gefährlich. Gerade morgens herrscht hier viel Verkehr und nicht jeder Autofahrer verlangsamt das Tempo und lässt die Kinder rübergehen. Hier wären noch ein paar deutliche Hinweisschilder super.“ Lesen Sie auch: Pivitsheider wünschen sich sichere Schulwege für ihre Grundschüler Warum Lemgo Straßen für Eltern sperren will Gegen Elterntaxis: SPD und Grüne lassen Schulstraßen in Kalletal prüfen Auch Mutter Luisa Schulz begrüßt die Veränderung. „Ich finde das mit der Schulstraße richtig gut. Die Kinder und auch ich fühlen sich jetzt viel sicherer. Früher war es mit all den Autos da oben ein totales Durcheinander. Jetzt begleite ich die Kinder für die letzten Meter zu Fuß.“ Ein Vater, der anonym bleiben möchte, erlebt ebenfalls eine Entlastung: „Wir kommen entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Das ist jetzt viel entspannter. Das größte Problem war aus meiner Sicht der Rückstau der vielen Autos. Wer mit dem Rad fährt, braucht erfahrungsgemäß viel Schwung, um diese Straße hochzufahren. Wenn Autos angefahren kamen, mussten die deswegen schon mal warten und es staute sich.“ Begrüßen würde er es, wenn die Einhaltung des Einfahrverbots nicht nur zu Beginn des Verkehrsversuches, sondern auch später immer mal wieder kontrolliert werden würde. Polizei kontrolliert vor Ort Auch die Polizei zog am Mittwoch ein erstes positives Fazit. „Wir mussten heute Morgen noch keine Autofahrer abweisen, niemand hat versucht, die Straße hochzufahren“, sagt Tanja Menze von der Verkehrsunfall-Prävention der Polizei Lippe. „Vielmehr scheint bei vielen ein Umdenken stattgefunden zu haben. Natürlich können wir nicht ewig hier kontrollieren, doch wenn wir es immer wieder gut erklären, ist es bald hoffentlich in den Köpfen angekommen. Von den Kindern haben wir heute jedenfalls schon viel Feedback bekommen. Die allermeisten empfinden den Weg zur Schule jetzt viel sicherer.“ Nach den ersten Tagen bestätigte auch die Stadt Detmold den positiven Eindruck. „Bis auf wenige Ausnahmen haben die Eltern gut mitgemacht und den Extra-Spaziergang trotz des größtenteils unfreundlichen Wetters gerne eingeplant“, wird der verantwortliche Verkehrsexperte Andreas Raabe aus dem Team der Stadt Detmold in einer Pressemitteilung zitiert. Mithilfe der neuen Regelung sollen gefährliche Situationen in der Nähe der Schule vermieden werden, die durch hohes Verkehrsaufkommen und unübersichtliche Wendemanöver der Elterntaxis entstehen können. Stadt, Verkehrsüberwachung und Kreispolizei Lippe kündigten an, die Situation in den kommenden Wochen weiter genau zu beobachten. Wer sich nicht an das Einfahrverbot hält, riskiert ein Bußgeld von 50 Euro. Entscheidung fiel im Sommer Bürgermeister Frank Hilker macht in der Mitteilung deutlich, dass die Schulstraße in Pivitsheide möglicherweise kein Einzelfall bleiben soll: „Mehr Sicherheit für unsere Schulkinder ist nicht verhandelbar. Wenn wir hier gute Erfahrungen sammeln, sollten wir das Konzept auch auf andere Detmolder Grundschulen übertragen.“ Im August dieses Jahres hatte sich der Bürgermeister mit Ortsbürgermeister Rüdiger Scheuß (SPD), Schulleitung und Elternvertretern bei einem Ortstermin auf die Umsetzung der Schulstraßenregelung geeinigt, die einem Erlass des NRW-Verkehrsministeriums vom 15. Februar 2024 zugrunde liegt. Auch Schulleiterin Marion Czychun sieht in der Maßnahme einen klaren Gewinn. „Wir sind der Stadt Detmold dafür sehr dankbar. Die meisten Eltern sind sehr glücklich über diese Neuregelung, wenngleich einige von ihnen für den Weg zur Schule nun etwas mehr Zeit einplanen müssen“, wird sie in der Mitteilung zitiert. Der Verkehrsversuch in der Straße „Am Zwiebelkamp“ ist zunächst auf ein Jahr angelegt.