Detmolderinnen retten verletzte Tauben

Detmold. Vorsichtig streichelt Jessica Strohbach durch das Gefieder von Taube Fiona. Der Vogel sitzt mit einem gebrochenen Flügel und mit nur einem Auge auf ihrem Arm. &bdquo;Fiona wohnt jetzt hier. Die gebe ich nicht mehr ab“, sagt sie und lächelt. Strohbach ist die Gründerin der &bdquo;Detmolder Stadttaubenhilfe“. Gemeinsam mit drei weiteren Frauen sorgen sie dafür, dass verletzte Tauben versorgt und verarztet werden.

Die Idee kam ihr in einem Gespräch mit einer Freundin, die in Duisburg eine Stadttaubenhilfe eingerichtet hat. Sie fragte sich, wie die Situation in der lippischen Residenzstadt ist. &bdquo;Leider haben Tauben keine Lobby. Niemand interessiert sich für sie“, findet die Detmolderin. Tatsächlich gibt es eher immer mal wieder Beschwerden über die Tiere, zum Beispiel weil sie in der Außengastronomie auf Tischen sitzen oder Dreck machen. Um die Situation nicht zu verschärfen, ist das Füttern von Tauben verboten - worauf auf Schildern hingewiesen wird.

Tauben trauern um ihren Partner So entstand der Entschluss, selbst etwas zu unternehmen. Seit September 2024 machen Jessica Strohbach, Vanessa Assmann, Jasmin Kreth und Tamina Schulz regelmäßige Kontrollrunden vom Marktplatz über den Kaiser-Wilhelm-Platz bis zum Bahnhof und zurück und achten dabei auf verletzte oder kranke Vögel. &bdquo;Wir sehen ständig Tauben, bei denen die Füße verschnürt sind. Da reichen menschliche Haare oder auch schon Fäden von Pullovern“, erzählt Strohbach. In schlimmeren Fällen, wenn eine Taube überfahren worden sei, komme es vor, dass die Partner-Taube tagelang zu dem Ort zurückkehre und trauere. Tauben seien monogam und hätten teilweise sogar feste Partner.

Mitgefühl alleine reicht aber nicht. Damit die Hilfe richtig greift, braucht es eine Zusammenarbeit. Bei ihren Rundgängen und ihren weiteren Tätigkeiten arbeiten die vier Frauen eng mit Ordnungsamt, Polizei und besonders auch mit dem Detmolder Tierheim zusammen. &bdquo;Wenn Leute in ihrem Garten verletzte Tauben haben oder welche in der Stadt sehen, melden sie das meistens dem Tierheim“, sagt die 38-Jährige. Diese Anrufer werden dann an sie und ihre Kolleginnen weitergeleitet.

Tierschutzgerechte Dezimierung Derzeit pflegt Jessica Strohbach drei bis vier Tiere bei sich zu Hause. Jeder Vogel wird von ihr erst mal genau in Augenschein genommen. Sie nimmt Stuhlproben und Kropfabstriche und untersucht diese mit dem eigens angeschafften Mikroskop auf Vogelparasiten. Bei positiven Fällen werden die Tiere direkt behandelt. Sogar bei einfachen Flügelbrüchen oder anderen mittelschweren Verletzungen kann die &bdquo;Stadttaubenhilfe“ Erste Hilfe leisten. Dafür hat die Gründerin Seminare belegt, um die Tiere medizinisch korrekt zu behandeln. &bdquo;Bei schwereren Verletzungen wie offenen Brüchen oder allgemein operative Eingriffe werden vom Tierarzt gemacht“, sagt die 38-Jährige.

Innerhalb eines Jahres haben sie und ihre Mitstreiterinnen nach eigener Aussage schon um die 100 Tauben gerettet, verarztet und wieder freigelassen. Einige werden ausgewildert, andere an bekannte Taubenhalter abgegeben. Um den Tauben ein besseres Leben ermöglichen zu können, hat Jessica Strohbach einen Wunsch für Detmold: &bdquo;Ein Taubenhaus in der Stadt wäre die optimale Lösung“.

Die Tauben hätten die Möglichkeit, in Ruhe Nahrung zu bekommen und windgeschützt zu brüten. Das sei wichtig bei dieser Vogelart, da sie Dauerbrüter sind. Das bedeutet, sie legen das ganze Jahr über Eier. Um dann die Population einzuschränken, könne man die Eier gegen Attrappen austauschen. So hätte man die Möglichkeit, die Ausbreitung zu regulieren und parallel den Tauben ein besseres Leben zu ermöglichen.

Warum Tauben die Stadt verdrecken Natürlich könne sie verstehen, dass man sich an den Tauben in der Stadt störe. Besonders aufgrund der Hinterlassenschaften. &bdquo;Man muss aber wissen, woher das kommt. Eigentlich ist Taubenkot fest. Aber durch die schlechte und oft nicht ausreichende Ernährung haben die Tauben chronischen Durchfall“, erklärt die Gründerin. Wenn man sie nicht mögen würde, solle man sie einfach ignorieren. Sie wünscht sich: &bdquo;Ein bisschen mehr Empathie für die Tauben“.

Die Arbeit der Gruppe ist komplett selber finanziert. Auf den Social-Media-Kanälen der &bdquo;Stadttaubenhilfe Detmold“ hat man neben der Möglichkeit, zu spenden, auch die Option sich zu informieren.

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