Ensemble Boulevard Baroque enthüllt Geheimnisse der Nacht in Detmold

Detmold. Heinrich Ignaz Franz Biber wurde als bester Violinspieler des 17. Jahrhunderts bezeichnet und war einer der wichtigsten Komponisten seiner Zeit. Mit den &bdquo;Balletti lamentabili à 4“ des Böhmen eröffnete das Ensemble Boulevard Baroque am Freitagabend in der Erlöserkirche ein Klangerlebnis, das zum Innehalten, Träumen und zur Einkehr einlud.

In dem Programm &bdquo;Was die Nacht verschweigt – Kammermusik im Winterlicht“ ging das Publikum in dem gut besuchten Konzert auf eine musikalische Reise von der Abenddämmerung bis zum Sonnenaufgang mit Musik des 17. Jahrhunderts. Unter der künstlerischen Leitung der Violinistin Karla Enríquez entfaltete das 2018 in Detmold gegründete Ensemble Boulevard Baroque musikalisch hervorragende Disposition mit Experimentierfreude und interdisziplinärer Zusammenarbeit.

Morgen des leisen Erwachens Der starke Charakter Alter Musik war den historischen verwendeten und den nachgebauten Instrumenten zu verdanken, so dass die Zuhörer ein Konzert in dem typischen farben- und obertonreichen Originalklang genießen konnten. So tauchte das Ensemble in eine Nacht ein, die den höfischen Zauber der galanten Kühle sowie den Kreislauf von Melancholie und Bewegung innehatte und sich aus der Dunkelheit in einen Morgen des leisen Erwachens wandelte.

Meister des Barock wie Henry Purcell, der führende englische Komponist des 17. Jahrhunderts, Jean Baptiste Lully, der sich unter Ludwig XIV. zum einflussreichsten Musiker Frankreichs entwickelte, oder Claudio Monteverdi, Kapellmeister von San Marco in Venedig und Schöpfer einer Kompositionsweise, die als Seconda practica bekannt wurde, zählten zu den bekannten Komponisten des Programms.

Besetzung Andere dagegen wie die dem Frühbarock zuzuordnenden Luigi Rosso, Tarquino Merula oder Nicola Matteis der Ältere &bdquo;Neapolitano“, ein italienischer Violinist, zu den eher unbekannten. Deren Werke zu interpretieren war eine willkommene Aufgabe für die herausragenden Musikerinnen und Musiker. Die Besetzung: Lorena Padròn an der Barockvioline, die gleichzeitig die musikalische Leitung innehatte, Jesús Merino, Barockvioline, Nataliia Neshmonina, Barockbratsche, Chia-Hua Chiang, Barockcello und Ada Tanir, Cembalo. Den poetischen Part mit Auszügen aus Werken von William Shakespeare, Torquato Tasso und Pedro Calderón de la Barca übernahm als Sprecher Heiner Junghans.

Verschiedene Glanzlichter setzte Isabel Schicketanz dem Konzert auf. Die im Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts verwurzelte mehrfach ausgezeichnete Sopranistin brillierte mit Arien wie &bdquo;Si dolce è’l tormento“ von Claudio Monteverdi, &bdquo;Che si può fare“ von Barbara Strozzi sowie zwei Arien von Henry Purcell. Man spürte im Publikum eine gewisse Andacht und Ergriffenheit, denn hier wurde die Nacht mit ihrem Zauber nicht als Gegensatz zum Tag empfunden, sondern als Raum der Stimmen und Geschichten, der zu Reflexion und seelischer Öffnung einlud.

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