In Detmold passiert endlich etwas mit den Turm-Gebäuden

Detmold. Der Leerstand hatte Jahrzehnte angedauert - jetzt ändert es sich: Eines der beiden Torgebäude mit seinen markanten Türmchen auf dem Areal des früheren Fliegerhorstes in Hohenloh wird zurzeit umgebaut. Dort sollen vorrangig preiswerte Einzimmer-Wohnungen für Studenten, Pendler oder Airbnb entstehen.

Die Detmolder &bdquo;EPU-GRUPPE“ hat das Gebäude - von der Braker Straße und dem Kreisverkehr aus rechts - bereits vergangenes Jahr erworben. EPU hat zum Beispiel die AHF-Grundschule in Hohenloh gebaut sowie unter anderem die Studentenwohnungen am Bahnhof. Architekt und Mitgeschäftsführer Eugen Unruh erklärt: &bdquo;Wir wollten schon lange in Hohenloh an den Turmgebäuden aktiv werden, aber die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BImA waren nicht leicht und zogen sich beinahe zehn Jahre hin.“

Jahrzehntelanger Leerstand Nun aber soll es werden. Laut Unruh steht der Bau seit mehr als 20 Jahren leer sowie unter Denkmalschutz. Im Prinzip müsse es bis auf den Rohbau entkernt und alles neu gemacht werden, inklusive des Dachs. Einige alte Fliesen, der Boden und andere erhaltenswerte Elemente sollen aber nach Möglichkeit belassen werden. Am Ende entstünden 44 Einzimmerwohnungen mit Bad und Einbauküche von durchschnittlich 30 Quadratmetern Größe. Mit der Fertigstellung rechnet EPU im September kommenden Jahres. Und die Stadt erklärt dazu: &bdquo;Da der Bebauungsplan für diesen Bereich eine hälftige gewerbliche Nutzung vorsieht, wird der entstehende Wohnraum künftig anteilig als Mietwohnraum und anteilig als gewerblicher Wohnraum genutzt.“

Das Angebot soll sich insbesondere an Studenten richten, an Pendler und andere, die an Kurzzeitwohnen interessiert sind - &bdquo;Mikrowohnen“, nennt Unruh das Stichwort. Die Nachfrage sei in Detmold sehr hoch. Das zeigten unter anderem die Erfahrungen mit dem Studentenwohnheim am Bahnhof. Teilweise ist eine gewerbliche Nutzung nötig: &bdquo;EPU betreibt weitere ähnliche Objekte in Lippe und hat auch mit denkmalgeschützten Bauten Erfahrung, zum Beispiel mit dem Alten- und Pflegeheim Haus Tabor in Schieder-Schwalenberg oder auch mit anderen Objekten in Hohenloh auf dem Areal des früheren Fliegerhorstes, etwa im früheren Offizierscasino, in denen Tagespflege, Büros oder die Evangelische Freikirchengemeinde untergebracht sind.

Für den Krieg gerüstet Die Geschichte des früheren Fliegerhorstes reicht bis in die 1920er-Jahre zurück. Der Friedensvertrag von Versailles 1919 verbot in Deutschland den Motorflug, worauf der Segelflugsport einen regelrechten Boom erlebte. 1924 wurde der Lippische Verein für Flugwesen gegründet, und es wurde am Königsberg in Heiligenkirchen geflogen. Anfang 1934 begann in Hohenloh der Bau des Fliegerhorstes, der am 14. Oktober 1934 eingeweiht wurde. Segelflieger durften das Flugfeld kurz nutzen, doch dann erfolgte bereits die Umwandlung zur militärischen Nutzung.

Zahlreiche Gebäude entstanden, auch mehrere große Hangars. Vorrangig diente der Fliegerhorst zunächst der Ausbildung von Piloten. Im Zweiten Weltkrieg waren hier auch Jagdflieger stationiert und 1942 wurde mit der Entwicklung der Ta 154 begonnen - ein hölzernes Kampfflugzeug, dessen Bauteile in den Formpressen örtlicher Möbelfabriken gefertigt wurden. Bombardiert wurde das Areal nicht, aber dennoch aus der Luft angegriffen, und im März 1945 wurden große Teile gesprengt, bevor die US-Streitkräfte in Detmold einrückten. Im April 1945 baute die Air Force den Flugplatz zu einer provisorischen Nachschubbasis aus. Frachtflugzeuge landeten anschließend regelrecht im Minutentakt.

1945 übernahmen die Briten Die Royal Air Force übernahm das Areal im Anschluss. 1957 wurde auf den Betrieb von Hubschraubern umgerüstet und die deutsche Ex-Kaserne an die British Army übergeben, die das Areal &bdquo;Hobart Barracks“ taufte. In späteren Jahren wurden auch Panzer in Detmold stationiert und der Flugplatz von Senkrechtstartern angeflogen. Im Juli 1995 zogen die Briten von dannen, und wenig später begann die Entwicklung des neuen Stadtteils auf der Basis eines 1999 unterzeichneten Vertrags zwischen der Stadt und der Bundesvermögensverwaltung, an die das gesamte Areal übergegangen war.

Außerdem wurde der Ex-Fliegerhorst unter Denkmalschutz gestellt. In der Begründung heißt es dazu: &bdquo;Die Detmolder Luftwaffenkaserne ist bedeutend als ein anschauliches Dokument der jüngeren deutschen Geschichte und bezeugt mit anderen ausgewählten Kasernen und militärischen Einrichtungen der 1930er-Jahre die Aggressions- und Expansionspolitik der nationalsozialistischen Machthaber.“ Die Kaserne verdeutliche, dass bereits in diesen Jahren &bdquo;der Weg zur expansiven Außenpolitik beschritten war“. Sie sei auch geeignet, um den Kasernenbau jener Zeit zu dokumentieren. Abgesehen davon gibt es für die Entwicklung von Baudenkmälern Fördergelder - und die sollten es schon frühzeitig Investoren erleichtern, in die Taschen zu greifen.

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