Detmold (aga). Kunst im Kreishaus kann in Schwerstarbeit ausarten - jedenfalls für das Zwerchfell. Zum Auftakt der 26. Saison der beliebten und immer ausverkauften Reihe strapazierte Jochen Malmsheimer die Lachmuskulatur der 300 Gäste bis aufs Äußerste.
"Ich freue mich auch, dass Sie heute kommen mussten", begrüßte der Bochumer sein Publikum. Die Sicht auf das Ganze der Gesellschaft mit ihren kleinen und großen Macken ist es, was den Mann anzutreiben scheint. Das fängt bei Jochen Malmsheimer in so scheinbar kleinen Dingen wie dem Versenden von Textnachrichten an. "Smsmsmsmsm - ein Wort ohne Vokale. Wer sich so etwas ausdenkt, gehört geteert und gefedert", bricht es aus ihm heraus. Handys gehören in seiner Show ausgeschaltet. Und zwar nicht nur auf leise: "Auch auf die Genuss spendende Vibration ist zu verzichten."
Dann ist er plötzlich bei der eigenen Familie. Zu der gehören zwei Söhne, für deren Weihnachtswünsche sich der Vater aufopferungsvoll in einen Spielwarenladen begibt, um dann dort zum Erwerb einer Eisenbahn und den ihm zusätzlich aufgeschwatzten Bahnhof im Maßstab 1:2 mehrere Immobilien veräußern zu müssen.
Zwei sehr unterschiedliche Hunde bereichern das Familienleben ebenfalls. Der "Unübersichtliche" sei so groß, dass Malmsheimer ihm stehend direkt in die Augen schauen könne. "Wenn der Hund liegt", fügt er wie belanglos hinzu. Bei dem übersichtlicheren, also kleineren Exemplar handele es sich dagegen um "ein Konglomerat dessen, was so auf der Straße möglich ist".
Über die Probleme, die das "Halten" vor allem des Großen für den Halter so mit sich bringt, formuliert sich Jochen Malmsheimer plötzlich zum Thema Bärbel Höhn. Von den Vierbeinern kommt er ohne großen Umweg auf die Haarpracht der "Golda Meir der nordrhein-westfälischen Grünen - was Frisur und Handtasche angeht".
"Die Leinenverordnung" klärt plötzlich die Verbindung zwischen Hund und Höhn fürs Publikum auf. Und Malmsheimer kann dann nicht anders. "Ihr Hund gehört an die Leine", lässt er einen Oberförster anordnen. Dem entgegnet der Bochumer Hundehalter trocken: "Kommt gar nicht infrage, wir fühlen uns an der Ruhr sehr wohl."
Ein wirklich lustiger Abend, der aber sein Publikum fordert. Denn die Geschwindigkeit der Pointen duldet eigentlich keine mit Beifall zu füllenden Pausen. "Danke für das Geräusch", bleibt er seiner knorrigen Linie treu, um seine Gäste dann mit seinem traditionellen Abschiedswunsch zu verabschieden: "Auf dass der Wind in eurem Rücken nie der eigene sei."