Detmold. Sie hat Hunderten Migranten Deutsch beigebracht: 27 Jahre lang hat Helga Helmchen für die Detmolder VHS Integrationsarbeit gemacht und Kurse gegeben. Eine schöne Zeit, die ihr viel zurück gegeben hat.
Bis 2001 war Helga Helmchen Leiterin der Grundschule in Belle. 1986 startete sie mit den ersten Deutsch-Kursen für Migranten, und weiß: "Es ist schade, dass sich danach viele Menschen wieder innerhalb ihrer Bevölkerungsgruppen abschotten und eine wirkliche Integration für sie nicht stattfindet."
Wie sind Sie damals zur Integrationsarbeit gekommen?
Helga Helmchen: Die Volkshochschule hatte 1986 beschlossen, es mit Integrationskursen zu versuchen und mich angesprochen, weil Deutschlehrer fehlten. Es war damals ein ganz neues Feld. Wir hatten keine Strukturen für unsere Arbeit, kaum Bücher, und wir mussten auch in der Zielgruppe das Bewusstsein für die Notwendigkeit wecken, Deutsch zu lernen.
Wie lief das ab?
Helmchen: Ich ging damals unter anderem bei den Menschen klingeln, um sie persönlich von den neuen Angeboten zu informieren und zur Teilnahme zu bewegen. Es gab seinerzeit auch schon Orientierungsunterricht – zum Abschluss muss man 300 Fragen über Deutschland beantworten. Seinerzeit mussten wir uns die selbst ausdenken.
Was geschieht im Orientierungsunterricht?
Helmchen: Es gibt einerseits die reinen Sprachkurse. Im anderen Feld gibt es politische Kurse über Deutschland – wie sieht das Schulsystem aus, was gibt es für Rechte und Pflichten, wie ist die Geschichte des Landes? Die Kultur des Landes wird auch näher gebracht. Einmal haben wir deutsche Weihnachtslieder zur Gitarre zusammen gesungen – natürlich fragen wir vorher, ob daran ein Interesse besteht. Außerdem werden die Menschen auf eigene Faust mit Aufgaben in die Stadt geschickt. Sie müssen zum Beispiel in die Sparkasse, die Tourist-Info, zum Bahnhof und ins Rathaus, um sich über Dinge zu informieren.
Welche Schwierigkeiten tauchen auf?
Helmchen: Viele Menschen bleiben in ihren Kulturkreises verhaftet. Da werden Frauen von Männern gebracht und abgeholt, die alles unter Kon-trolle behalten wollen. Bei manchen Paaren ist es schwierig, sie einmal in unterschiedliche Gruppen zu schicken, denn die Frau soll nicht alleine durch die Stadt gehen. Leider schotten sich Einige wieder komplett ab, sobald der Unterricht vorbei ist, und reden nur noch in der Muttersprache.
In vielen Fällen hat sich aber gezeigt: Wenn Teilnehmer sich offen und mit einem klaren Ziel in diesem Land bewegen, dann funktioniert es auch, schnell einen Job und Kontakte zu finden. Sprache verbindet. Sehr wichtig ist außerdem die Pünktlichkeit. Darauf muss man immer wieder drängen, andere Kulturen sind da toleranter als wir.
Was war Ihre bemerkenswerteste Erfahrung?
Helmchen: Interessant waren Deutsch-Kurse für ausländische Ärzte am Klinikum. Sie mussten in Rollenspielen lernen, Patienten genau zu erklären, was sie bei einer OP mit ihnen tun werden. Manche weichen dem aus – nicht, weil sie es nicht erklären mögen, sondern, weil sie es sprachlich nicht können. Und es ist schon eine Herausforderung als Frau, einem arabischen Arzt Hausaufgaben aufzugeben