Kreis Lippe. Immer weniger Menschen lesen Bücher. Seit 2012 gingen dem Handel laut Gesellschaft für Konsumforschung mehr als sechs Millionen Käufer verloren. „Flagge zeigen für den Buchhandel", heißt es daher laut Kulturministerin Monika Grütters. Sie hat Mittwoch den Deutschen Buchhandlungspreis verliehen. Kafka & Co. aus Detmold errang einen 2. Preis und ist damit in den Top Acht der inhabergeführten Buchhandlungen. Inhaber Albert Lange räumte bereits 2015 und 2016 Preise ab. Er hat sich redlich vorangearbeitet. Sein Rezept: „Politik und Poesie." Aber dahinter steckt viel mehr, denn Albert und Elke Lange stemmen mit ihrem Team jedes Jahr 20 Veranstaltungen, was „sehr viel Aufwand auch an Wochenenden und Abenden ist", sagt Lange – und das vor dem Hintergrund, dass der stationäre Handel nach einer Erhebung des Börsenvereins inzwischen weniger als 50 Prozent im Buchmarkt umsetzt. Gleichwohl, und das ist für den Handel die gute Nachricht, sind die Umsätze einigermaßen stabil. Die Krise des gedruckten Wortes ist nach Meinung von Analysten wohl auf immer mehr Angebote im Internet oder mittlerweile hochqualitativen Serien bei Netflix und Co. zurückzuführen: Einen Roman schauen heute viele lieber an statt einen zu lesen. Was hält man dem am besten entgegen? Haltung. Und die definiert Albert Lange für Kafka & Co. so: „Als Buchhandlung haben wir einen kulturellen und demokratischen Auftrag." Bei einer Million lieferbaren Titeln stelle eine gute Buchhandlung eine qualitative Auswahl für ihre Kunden zusammen, die literarisch und gesellschaftlich relevant sei. „Eine Buchhandlung, die etwas auf sich hält", sagt Lange, „sollte immer weltoffen sein und offen für den gedruckten Niederschlag dessen, was in der Welt geschieht". Hier seien Buchhändler und die Vertreter der Verlage quasi Scouts für den Leser. Und da Literatur schließlich schließlich immer ein Stück weit auch das kulturelle Gedächtnis einer Gesellschaft darstelle und spiegele, seien Buchhandlungen auch Kulturträger. Und die will die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, fördern. Sie erklärte zur Preisverleihung: „Landauf, landab machen sich die vielen unabhängigen, inhabergeführten Buchhandlungen für die Lesekultur, aber auch für die literarische Vielfalt und die kulturelle Infrastruktur stark – sie sind wichtige Wegmarken unserer Kulturlandschaft Deutschland." Sie sorgten dafür, dass es auch abseits der Bestsellerlisten Aufmerksamkeit gibt für außergewöhnliche Geschichten, für ungehörte und unerhörte Stimmen, für neue Perspektiven." Um ihnen den Rücken zu stärken, würden mit dem Deutschen Buchhandlungspreis Buchhändler gewürdigt, die dem Online-Handel mit originellen, kreativen Geschäftsideen begegnen und Flagge für das Kulturgut Buch zeigen. „Wir wenden uns damit auch gegen die Degradierung des Kulturguts Buch zur bloßen Handelsware und zum Konsumgut", betont die Ministerin. Doch die Handelsware verliert an Wertschätzung. Am stärksten fällt der Rückgang bei den 40- bis 49-Jährigen aus (minus 37 Prozent). Bei den 30- bis 39-Jährigen oder den 20-Jährigen übe sich jeweils gut ein Viertel neuerdings in Kaufabstinenz. Nur Kinder und Leser über 50 hielten am Kaufverhalten fest. Den gesellschaftlichen Wandel könne man wohl kaum aufhalten, sagt Lange. Dennoch müsse man sich stets vor Augen führen, dass der deutsche Buchmarkt mit seiner Buchpreisbindung im internationalen Vergleich nach wie vor Spitze sei. Das Vertriebsnetz und der flächendeckende stationäre Handel seien führend, auch die Qualität und Sorgfalt, mit der Bücher hergestellt würden. Daraus eine Auswahl zu treffen, die relevant sei, aber nicht elitär – darin sehe er seine Aufgabe und darin, zeitgeschichtliches Wissen bereitzustellen, und zwar quer durch die Literaturgeschichte. Aber auch über den Tellerrand der Literatur zu blicken, sei wichtig. Albert Lange – wer ihn kennt, weiß, dass er ein politischer Mensch ist – kooperiert mit Kafka & Co daher mit Partnern wie der Stadt Detmold, der Lippischen Landeskirche, der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit oder dem Literaturbüro bei Projekten. Die nächsten Vorhaben, erzählt Albert Lange mit einem Lächeln, seien in Arbeit...