Dörentrup. „Ich möchte Hausbesitzer und -verwalter in Dörentrup und Umgebung für das Thema Legionellen sensibilisieren", sagt Wilfried Lempe. Seiner Meinung nach werden Legionellen oft unterschätzt. Auf Einladung der Gemeinde Dörentrup hat der zertifizierte Trinkwasserprobenehmer im Bürgerhaus über das Thema informiert. Im Gespräch mit der LZ gibt Lempe auch Tipps für Urlauber.
Persönlich
Was sind Legionellen eigentlich?
Wilfried Lempe: Das sind Bakterien, die im Wasser leben. Es gibt 79 Arten, von denen aber nur 19 gefährlich für Menschen sind, wenn wir ihnen dazu die Möglichkeit geben.
Was heißt gefährlich?
Lempe: Wenn ich mit Legionellen verseuchtes Wasser trinke, passiert nichts. Nur wenn das Wasser als Aerosol, also Sprühnebel, in die Lunge kommt, wird es gefährlich. Das passiert meistens durch den Wasserdampf beim Duschen. Durch die Legionellen kann dann eine schwere Lungenentzündung ausgelöst werden. Besonders gefährdet sind Kinder, Ältere und Kranke. Es gibt aber auch ein ganz aggressives Bakterium unter den Legionellen, das alle Menschen angreift. Sicherlich erinnern sich viele an den Fall in Warstein vor drei Jahren, ausgelöst durch eine Nasskühlanlage. Damals gab es zwei Tote und 160 Schwerkranke. Die Leute sterben aber nicht an der Lungenentzündung, sondern an den aggressiven Ausscheidungen der Legionellen, die rasch zum Versagen der inneren Organe führen können.
Wo kann ich mich damit infizieren?
Lempe: Die meisten Leute infizieren sich zu Hause. 33 Prozent der Erkrankungen resultieren aus Hotelübernachtungen. Aber auch in Krankenhäusern, Seniorenheimen oder Sportstätten kann es passieren. Überall dort, wo Wasser vernebelt wird.
Wo können sich Legionellen vermehren?
Lempe: In Trinkwasserspeichern, Trinkwasserleitungen, Whirlpools, Luftbefeuchtern oder Autowaschanlagen, wenn diese nicht nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik betrieben werden. Deshalb: Immer die Lüftung in der Autowaschanlage ausschalten!
Wie kann ich Legionellen bekämpfen?
Lempe: Das ist relativ einfach. Wenn eine Trinkwasseranlage immer nach den anerkannten Regeln betrieben wird, ist nichts zu befürchten. Die Trinkwassertemperatur am Ausgang des Behälters sollte immer 60 Grad betragen. Dann findet keine Vermehrung der Legionellen mehr statt, ab 70 Grad sterben sie. Eine Wassertemperatur in der Trinkwasseranlage von unter 55 Grad ist unzulässig, um einem Legionellenbefall vorzubeugen. Der Heizungsbauer stellt das ein.
Muss jeder Hausbesitzer oder -verwalter den Legionellenbefall prüfen?
Lempe: Nein. Ein- bis Zwei-Familienhäuser fallen nicht unter die gesetzliche Prüfpflicht. Prüfpflichtig sind alle öffentlichen Gebäude und gewerbliche, also vermietete Gebäude mit zentraler Wassererwärmung und mehr als 400 Litern im Trinkwasserbehälter oder mehr als drei Liter Wasser vom Trinkwasserbehälter bis zur letzten Entnahmestelle. Öffentliche Gebäude sind jedes Jahr prüfpflichtig, gewerbliche alle drei Jahre. Die Proben dürfen nur von zertifizierten Probennehmern genommen werden, und das Prüflabor muss akkreditiert sein.
Kann ich Legionellenbefall vorbeugen?
Lempe: Ja, das Wasser muss fließen. Stehendes Wasser in Leitungen ist ein Paradies für Legionellen. Totleitungen sind in jedem Fall zu vermeiden. Schon nach 72 Stunden ist das abgestandene Wasser nicht mehr zum Trinken geeignet. Darum: Sperren Sie das Wasser ab, bevor Sie in den Urlaub fahren. Und lassen Sie es nach dem Urlaub einige Zeit laufen, bevor Sie es nutzen.