Dörentrup/Detmold. Jonas Twellmann hat lange gebraucht, bis er den richtigen Beruf für sich gefunden hat. Mit der Ausbildung zum Dachdecker kam der Ehrgeiz. Jetzt hat sich der frisch ausgelernte Geselle den Titel "Landessieger im Dachdeckerhandwerk" erkämpft. Damit ist Twellmann der beste Geselle Nordrhein-Westfalens.
Dabei war es für den 27-jährigen Dörentruper kein gerader Weg zu seinem heutigen Beruf. "Ich wusste nie so richtig, was ich machen sollte", sagt er. Die Schule verließ Twellmann nach der zwölften Klasse und verzichtete damit aufs Abitur. Nebenbei half er im Lohnunternehmen seines Vaters aus, fuhr während der Erntezeit mit dem Trecker durch Extertal. Eine langfristige Perspektive sei das nicht gewesen. Eine Ausbildung als Holzmechaniker brach er ab. "Das war nichts für mich", sagt er heute.
Erst als Twellmann durch Zufall den Dachdeckerberuf als Aushilfe bei einem Bekannten kennenlernte, war klar, was er mit seinem Leben anfangen wollte. "Ich bin gern draußen und wollte nicht die ganze Zeit drinnen sitzen und bloß mit dem Kopf arbeiten", sagt Twellmann. Also suchte er sich eine Ausbildungsstelle.
Im Jahr 2013 fing der damals 24-Jährige dann bei der Detmolder Dachdeckerfirma Sprenger als Aushilfe an und ergatterte wenig später einen Ausbildungsplatz. "Es ist eine ehrliche und harte Arbeit, bei der man im Freien ist." Das habe ihm imponiert. Allerdings sei der Beruf des Dachdeckers nicht ausschließlich körperliche Arbeit. Übernimmt man kurzfristig die Baustelle eines Kollegen, kann es unter Umständen knifflig werden. Genauso stelle einen der Alltag oft genug vor Problemfälle, die Köpfchen fordern. "Dann müssen schnell Lösungen gefunden werden", sagt Twellmann.
Zu den Lieblingsaufgaben im Dachdeckerhandwerk gehören für den 27-Jährigen jegliche Formen von Metallarbeiten. Durch seine Fähigkeiten habe er sich auch beim Landeswettbewerb durchsetzen können. "Nur die besten Prüflinge wurden eingeladen", sagt Twellmann. Um sich auf den Wettbewerb vorzubereiten, habe er viel zusätzliche Zeit investiert. Auch sein Arbeitgeber unterstützte ihn, stellte den jungen Gesellen vom Tagesgeschäft frei. Für die Hauptprobe bei der Prüfung hatte Twellmann dann sechs Stunden Zeit: "Es war relativ eng, aber ich hab?s geschafft."
Durch den Landessieg im Dachdeckerhandwerk hatte sich der Dörentruper auch für den Bundeswettbewerb in der Eifel qualifiziert. Auch wenn er nicht unter die ersten drei kam, war er zufrieden mit seiner Arbeit. "Die Gewinner haben verdient gewonnen", sagt der 27-Jährige. Der Sieg auf Landesebene ist für Twellmann dennoch ein Sprungbrett. Mit dem Titel habe er Anspruch auf Begabtenförderung - und die brauche er, wenn er seinen Meister machen möchte.
Bis es soweit ist, möchte sich Twellmann jedoch noch Zeit nehmen. "Ich will mich erst einmal als richtiger Geselle fühlen", sagt er. Damit ist gemeint, den Status des Auszubildenden vollständig abzulegen und eigene Entscheidungen auf der Baustelle zu treffen. In diese Rolle müsse man erst mal reinwachsen. Dafür sei Ehrgeiz das beste Mittel. Und es zeigt, dass nicht immer der direkte Weg zum Ziel führt: "Als ich die Ausbildung angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich so weit komme."
Jonas Twellmanns ChefMeik Sprenger ist stolz auf die Leistung seines jungen Mitarbeiters. "Das hat er vor allem seinem hohen Maß an Eigeninitiative zu verdanken", sagt der 46-Jährige. Twellmann habe für den Erfolg im "Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2016" hart gearbeitet, die Firma die bestmöglichen Rahmenbedingungen gestellt. "Das ist auch in unserer Branche nicht mehr selbstverständlich", sagt Sprenger. Viele Betriebe könnten ihre Mitarbeiter nicht extra freistellen. Außerdem komme es immer seltener vor, dass Ausbildungskräfte derart motiviert seien und die Herausforderung überhaupt annähmen. Einen Landessieger im Kreis Lippe habe es schon seit einigen Jahren nicht mehr gegeben.