Landwirte machen Vorschläge für Artenschutz

Dörentrup-Wendlinghausen. Zurzeit wird in der EU über die künftige Gemeinsame Agrarpolitik ( GAP ) verhandelt. Dabei geht es auch darum, wofür die Länder und Landwirte Fördergeld bekommen. In Deutschland wird ebenso im Rahmen der Agrarministerkonferenz darüber debattiert. Laut einer Mitteilung des Deutschen Jagdverbandes (DJV) und des Internationalen Rates für die Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) stehen für den Zeitraum bis 2027 allein für die Bundesrepublik 40 Milliarden Euro aus der EU zur Verfügung. Diese gilt es für das Richtige einzusetzen.

Joachim von Reden ist ökologischer Landwirt und bewirtschaftet mit seiner Familie das Gut Wendlinghausen. Er ist Mitglied im DJV und Sprecher für den CIC in Deutschland. Die beiden Organisationen fordern, dass die Biodiversität als Ziel in der GAP verankert wird. Sie haben daher vor dem Hintergrund der anstehenden Reform ein Thesenpapier erstellen lassen.

Dabei wurde untersucht, wie sich die Biodiversität durch die Landwirtschaft verbessern kann. &bdquo;Wir haben die Studie beauftragt, um der Ideologisierung entgegenzuwirken. Denn auf Basis von Fakten lässt es sich einfacher diskutieren", erklärt von Reden im Gespräch. Außerdem wolle man sich einmischen und nicht die Politiker alleine entscheiden lassen. &bdquo;Mittlerweile haben zum Glück alle verstanden, dass wir verantwortlich mit unserer Umwelt umgehen müssen", sagt von Reden. Denn die Zahlen sind dramatisch: Laut CIC und DJV ist zum Beispiel die Population der Feldlerche seit 1990 um 40 Prozent zurück gegangen, beim Rebhuhn sogar um 84 Prozent. Auch die Zahl der Insekten habe im Zeitraum 2008 bis 2017 um 78 Prozent abgenommen, besonders betroffen seien Wildbienen. Aber auch andere Tiere leiden.

Intensivierung der Landwirtschaft

Ein Grund für den Verlust der Artenvielfalt in den vergangenen Jahren ist die Intensivierung der Landwirtschaft. Dabei gingen viele für Tiere wichtige Lebensräume verloren. &bdquo;Darum geht eine Förderung der Biodiversität nur gemeinsam mit den Landwirten", meint von Reden. Bislang müssen diese drei Prozent ihrer Flächen für die Biodiversität vorhalten. CIC und DJV fordern auf Basis von Praxiserfahrung und vielfältigen wissenschaftlichen Studien weitaus mehr: Die Anlage von mehrjährigen Blühpflanzen-Kulturen, die auch für die Energieerzeugung genutzt werden können, und den extensiven Getreideanbau mit blühender Untersaat.

Dr. Rainer Oppermann und Dr. Sonja Pfister vom Mannheimer Institut für Agrarökologie und Biodiversität haben diese drei Bausteine wissenschaftlich ausgewertet und mit herkömmlicher Bewirtschaftung verglichen. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass wenn die Maßnahmen auf 20 Prozent der Ackerflächen und 25 Prozent der Grünlandflächen angewendet werden, der Artenrückgang gestoppt und die Biodiversität gesteigert würde.

Mehrjährige Blühflächen seien deutlich vielfältiger als einjährige, die es aktuell vielfach gibt. Denn die Blühmischungen enthalten mehr Arten und auch mehrjährige (Wild-)Pflanzen, die für viele Insekten wichtige Ressourcen darstellen. Mit der Anzahl der Pflanzenarten steige auch die Anzahl der Insektenarten. So könne ihre Population im Vergleich zur herkömmlichen Bewirtschaftung um bis zu 200 Prozent gesteigert werden. Auch die Zahl der Feldhasen konnte bei Studien durch mehrjährige Blühflächen verdoppelt werden.

Problem mit dem Insektennachwuchs Wenn die Blühflächen für die Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt werden, habe das ebenfalls einen positiven Effekt auf die Tierwelt: Honigbienen und Wildbienen, Feldvögel und das Wild nutzen sie als Lebensraum. Jedoch werden die Eier, Larven und Puppen von Insekten an den Pflanzen bei der Ernte entfernt, so dass Biogas-Blühstreifen weniger Nistmöglichkeiten bieten. Laut Experten sind sie aber erheblich besser als Mais.

Extensive Getreideäcker mit Untersaat fördern ebenso die Biodiversität. Besonders für Feldvögel wie Feldlerche, Braunkehlchen oder Rebhuhn sei dies die wichtigste Fördermaßnahme, da sie große lichte Flächen für die Kükenaufzucht benötigen. Hier finde man sie doppelt so häufig wie in dichten Getreidefeldern.

Die Umsetzung dieser Maßnahmen kostet natürlich Geld und der Landwirt erhält weniger Ertrag aus seinem Anbau. &bdquo;Deshalb sollen die Landwirte die Mindereinnahmen ausgeglichen bekommen", fordert von Reden. Das fördere auch ihre Akzeptanz. Außerdem würde die Landwirtschaft damit die CO 2 -Bilanz verbessern. Daher halte er es für gerecht, wenn diese Leistung auch durch die CO 2 -Abgaben honoriert würden, also die Allgemeinheit für den Ausgleich zahle. Er wisse aber auch, dass die Forderungen von DJV und CIC nicht unumstritten seien, vor allem was den prozentualen Anteil der Flächen angeht. &bdquo;Das ist viel, ohne Frage, aber wir schlagen hier die Pflöcke für die nächsten fünf Jahre ein, um die Biodiversität zu sichern und zu steigern", meint von Reden.

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