Obstretterin wird Laden-Retterin in Humfeld

Dörentrup-Humfeld. Seit einem Jahr lebt Lara Siebrasse ( 44 ) in Humfeld. &bdquo;Seitdem laufe ich täglich an dem leerstehenden Laden vorbei und male mir aus, was man damit alles machen könnte“, sagt die aus Hannover zugezogene gelernte Malerin und Lackiererin. Jetzt hat sie das ehemalige Klatt-Lebensmittelgeschäft gemietet und geht nun einen Weg, der für viele ungewöhnlich erscheinen mag: Statt mit einer festen Geschäftsidee an die Sache heranzugehen, fragt sie die Humfelder nach ihren Wünschen und Ideen für &bdquo;Laras Laden“.

Rückmeldungen erhielt Siebrasse jede Menge. Von ihrer Tätigkeit als &bdquo;Obstretterin“, die übrig gebliebenes Obst vom Großmarkt in Bielefeld kauft und weiterverkauft ( die LZ berichtete ), &bdquo;kenne ich ganz viele Menschen“. Viele Menschen, viele Ideen. Die Ausgestaltung ihres Ladens nimmt mehr und mehr Formen an. &bdquo;Es wird regionale Lebensmittel geben“, ist sich Siebrasse sicher. Diesen Wunsch habe sie mehrfach vernommen.

Café ist ihr zu gewagt

&bdquo;Ich möchte mit dem Laden Landwirten die Möglichkeit bieten, ihre Produkte anzubieten – sozusagen ein Hofladen mit festen Zeiten für alle, die das Personal für einen Hofladen nicht selbst stellen können“, so Siebrasse. Eine weitere feste Größe im künftigen Sortiment werde ein &bdquo;Mietregal“ sein. &bdquo;Hier können Menschen die von ihnen gefertigten Sachen ausstellen“, sagt die Jung-Unternehmerin und denkt dabei an ein Sortiment vom selbst gestrickten Socken über handgenähte Portemonnaies hin zu &bdquo;allem, was Menschen verkaufen möchten“. Ein weiterer Wunsch sei ein Café gewesen. &bdquo;Aber vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist mir das gerade zu gewagt.“

Damit sie mit dem Laden erfolgreich durchstarten kann, sei ihr der Vermieter entgegengekommen. Der Detmolder hatte den Laden vom vorigen Hausbesitzer gekauft, der dort seit 2018 ein Geschäft für russische und deutsche Lebensmittel betrieben hatte. Der ehemalige Humfelder Markant-Markt hatte im Jahr 2013 geschlossen. Im Anschluss hatten die Ehrenamtler des Flüchtlingskreises die Räume genutzt, bis der Lebensmittelladen dort einzog, der nach einiger Zeit aber wieder schloss. Nun also wieder Lebensmittel.

Traum wird wahr

Mit dem Laden erfüllt sich Lara Siebrasse einen Traum. Ihre Geschichte macht deutlich, dass das Leben auch nach einer Krise positiv weitergehen kann. Die Krise kam für die auf ökologische Renovierungen spezialisierte Malerin 2017 mit einem Bandscheibenvorfall, der sie arbeitslos machte. &bdquo;Ich konnte mit dieser Einschränkung einfach nicht mehr auf der Baustelle arbeiten und Farbeimer in den vierten Stock tragen“, sagt sie. Nach einer Rekonvaleszenz-Phase habe sie sich mit wechselnden Jobs über Wasser gehalten, bis sie vor einem Jahr nach Humfeld zog. Bekannte hatten ihr die Wohnung vermittelt, die sogar Weideland für ihre beiden Ponys auf dem Grundstück bot. Arbeit fand sie bei dem Vermieter, bevor sie die zweite Krise ereilte. &bdquo;Wir haben Weihnachtshütten gebaut, aber durch Corona ging das Geschäft zurück.“ Daraufhin fand sie Arbeit bei einer Humfelder Spedition. Seit Sommer nun ist sie &bdquo;Obstretterin“ und jetzt stolze Ladenbesitzerin. In Barntrup, Lügde, Blomberg, Lemgo und Humfeld verteilt sie an vier Tagen pro Woche Obstretter-Kisten, auf Dauer will sie aber mehr im Laden anwesend sein.

Aufräumaktion am 27. November

Das Geschäft mit 250 Quadratmetern Ladenfläche und einem Lagerraum wird nun Stück für Stück hergerichtet. Auch hier baut Siebrasse auf den Zusammenhalt im Dorf. Für Samstag, 27. November, hat sie ab 14 Uhr eine Aufräumaktion geplant, für die sie noch Mitstreiter sucht. Wenn &bdquo;Laras Laden“ dann gänzlich eröffnet ist, &bdquo;hoffe ich, dass die Humfelder auch wirklich bei mir ihre Lebensmittel einkaufen und nicht nur das vergessene Stück Butter.“

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