Mit Mini-Bühne und Klavier: Humfelder Bruchsteinhaus wird zum Kultur-Treffpunkt

Dörentrup-Humfeld. Es weht ein Hauch von mediterranem Leben heraus, als Guido Weikert die Tür aufmacht. Ganz in Weiß gekleidet, mit weißem Haar und guter Laune. Der 63-Jährige ist viel rumgekommen, hat viel erlebt. Nach bewegten Jahrzehnten in Spanien und Deutschland will er sich zwei Dingen widmen: einem kleinen Kulturzentrum, das in Humfeld entstehen soll, und seinem im Herbst 2021 gegründeten Verein "Let Your Heart Speak". Da geht es um nichts Geringeres als "bedingungsloses Geben".

Das klingt nach einer besonderen Erkenntnis in einer Welt der Raffgier und des Eigennutzes. Ein Ort für die "Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft", die im Mittelpunkt stehen soll, ist die Obere Dorfstraße, wo Weikert ein Fachwerk-Bruchsteinhaus von 1898 gekauft hat. Im Moment ist er dabei, es umzubauen. In der Tenne soll eine Fahrradwerkstatt entstehen ("Ich bin schließlich Münsteraner"), im vorderen Bereich ein "Next-Hand-Shop" und hinter einer Buchbinder-Werkstatt ein Café mit Mini-Bühne und Klavier. Alles zunächst für Vereinsmitglieder. Eröffnung soll im Spätsommer sein, und Weikert hat nach eigenen Angaben nicht den Druck, Geld verdienen zu müssen.

"Bedingungsloses Geben" Den Verein "Let Your Heart Speak" habe er mit Freunden und Verwandten im Herbst 2021 gegründet. Beim Festival auf der Burg Sternberg Ende Juni stellte er sich vor. "Wir wollen Menschen helfen, die Hilfe brauchen, und zwar bedingungslos. Unabhängig von Hautfarbe, Herkunft und sozialem Status." So stellt Weikert sich vor, mit dem nach seinen Angaben etwa 25 Mitglieder starken Verein Spenden zu sammeln oder an "Aktionstagen" die Bega-Ufer zu säubern. "Vereinsmitglieder müssen einmal pro Jahr bedingungslose Hilfe leisten."

In Humfeld wolle er "ein bisschen sesshaft werden", sagt er. Seit drei Jahren ist er dort, arbeitet inzwischen an der Renovierung und Restaurierung des Hauses. Motto: "Ich will das machen, was mir Spaß macht." Und dazu gehört für den Mann, der in jungen Jahren in Spanien Buchbinder lernte, dieses Handwerk wieder auszuüben. Eine Art gläserne Manufaktur soll es Passanten ermöglichen, ihm bei der Arbeit zuzuschauen.

Aber in erster Linie mache es ihm Spaß, etwas zu geben, sagt Weikert. Dazu habe ihn seine jetzige Partnerin gebracht. Sie machte ihn ihm höheren Alter noch einmal zum Vater - die Tochter ist dreieinhalb. "Und sie hat gesagt: Du hast so viel im Leben bekommen, gib doch mal was." Weikert war vorher eher eine schillernde Figur. Nun nur noch seinem Herzen zu folgen, "das ist das Erfüllendste", sagt er. "Und ich dachte vorher, ich hätte schon gelebt."

Lindenberg, Maffay, Ochsenknecht Doch, gelebt hat er irgendwie. Nur nicht besonders nachhaltig. Er habe in den 70er Jahren zur ersten Thekenmannschaft im münsterschen "Jovel" gehört, der Disco von Udo Lindenbergs Bassist Steffi Stephan. Da sei er so manchem Rock- und Popstar begegnet, von Udo Lindenberg selbst bis Peter Maffay. Und habe so manchen Absturz mitbekommen. "Da habe ich beschlossen, nicht Rockstar zu werden", sagt Guido Weikert lächelnd.

Stattdessen wurde er "Kulturschaffender", organisierte in den 80er Jahren die ersten Techno-Partys in Münster, fuhr bei der zweiten Loveparade in Berlin mit, managte kleine Festivals, vermittelte daneben Autos (am liebsten ältere Mercedes-Modelle). Als seine Ehe in die Brüche ging, zog er 1990 nach Spanien ins Ferienhaus seiner Eltern - die Sprache konnte er seit seiner Ausbildung dort. Es folgten weitere Jahrzehnte als Partyveranstalter in Spanien und Deutschland, in Barcelona und Bielefeld, mit Kontakten in die Welt der Promis ("Dem Ochsenknecht habe ich mal eine Kneipe auf Mallorca vermittelt"). Auf der Insel lernte er seine jetzige Partnerin kennen. "Da hat sich mein Leben verändert. Ich wollte weg von den Partys."

Er kam dank der Vermittlung eines Bekannten nach Humfeld. "Ich habe mich in die Gegend hier verliebt." Seine Partnerin und die Tochter wohnen in der Nähe von Wien, sie sehen sich nicht täglich. Als er das Haus kaufte, in dem vor Ewigkeiten ein Kolonialwarenladen gewesen sei, war auch der Ort für die Neuorientierung gefunden.

Kontakt zu Guido Weikert per E-Mail an lyhsfirst@web.de

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