Nabu ärgert sich über Vandalismus auf dem Steinberg in Schwelentrup

Dörentrup-Schwelentrup. Wer den Aussichtspunkt auf dem Steinberg betritt und seinen Blick über das weite Rund schweifen lässt, kann von dort sowohl den Kaiser Wilhelm in Porta als auch den Hermann sehen. Jedenfalls, wenn die Wetterverhältnisse es zulassen. Etwa 5000 Besucher, so schätzt Bernd Mühlenmeier, finden pro Jahr ihren Weg a uf den 2016 fertiggestellten &bdquo;höchsten Berg Nordlippes “ , wie er sagt.

Dass es den laut Mühlenmeier 399 Meter hohen Berg in dieser Form überhaupt gibt, ist maßgeblich dem 67-Jährigen zu verdanken, der sich seit 1998 dafür eingesetzt hat, dass aus der ehemaligen Raketen- und Radarstation in Schwelentrup ein Naturschutzgebiet wird. Auch wenn das Gelände idyllisch wirkt: Ein stetes Problem ist der anhaltende Vandalismus.

Andere Probleme haben sich dagegen mit der Zeit erledigt. Denn bis es so weit war und aus dem Militärareal ein Refugium für Eulen, Fledermäuse und Kröten wurde, hat er einige &bdquo;schlaflose Nächte“ verbracht, sagt Bernd Mühlenmeier, der beim Nabu Lippe für Grundstücksangelegenheiten zuständig ist. Ein Intermezzo als Leader-Projekt, Querelen um Bauschuttablagerungen, Anzeigen und ein Bußgeld in Höhe von 1000 Euro für den Nabu wegen der Ablagerung von Erde im Naturschutzgebiet sind nur einige der Wegmarken, an die sich Mühlenmeier erinnert.

Mit Schautaflen informieren Für die nähere Zukunft plant der Nabu, mit Schautafeln oder über digitale Möglichkeiten auf dem Gelände an die Geschichte des gut zehn Hektar großen Areals zu erinnern. Mühlenmeier fasst zusammen: 1963 zunächst als Raketenstation gebaut und vom niederländischen Militär betrieben, dann von den Amerikanern übernommen, stand das Nato-Gelände seit 1992 leer, als mit dem Ende des kalten Krieges zunächst Frieden in Europa einzog und es keine Verwendung für das zuletzt vor allem als Radarstation genutzte Areal mehr gab.

1994 sei ihm der Plan eines Geschäftsmannes zu Ohren gekommen, das Gelände zu kaufen und dort Windräder aufzustellen. &bdquo;Die Lautstärke wollte ich nun nicht gerade vor meiner Haustüre haben“, sagt Mühlenmeier. Sein Hof liegt nur ein paar Hundert Meter entfernt. Er erinnert sich noch an seine Jugend, als Tiefflieger das Gelände zu Übungszwecken anflogen und unter ohrenbetäubenden Krach über sein Zuhause zischten. So entstand die Idee, aus dem Areal ein Naturschutzgebiet zu machen. Seine Nabu-Kollegen waren schnell überzeugt.

Militaristen probten Kriegsspiele Die Jahre von 1992 bis 1998, als der Nabu das Areal übernahm, waren gewissermaßen eine &bdquo;gesetzlose Zeit“, sagt Mühlenmeier. Die auf dem Gelände verstreuten verlassenen Gebäude zogen allerhand Volk an, so Mühlenmeier. Er erinnert sich an Militaristen, die dort Kriegsspiele probten, an Diebe, die stahlen, was nicht niet- und nagelfest war, und an Vandalen, die einfach alles kurz- und klein schlugen. Mühlenmeier: &bdquo;Das war wirklich schlimm.“ Formal sei die Bundesrepublik Deutschland Besitzerin des Geländes gewesen. Die hätten sich bis auf eher sporadische Kontrollen aber nicht weiter gekümmert.

Der Nabu bezahlte für das Gelände einen symbolischen Preis von einer D-Mark, musste allerdings noch mal 18.000 D-Mark für die Beseitigung von Schutt aufwenden. &bdquo;Und 2500 D-Mark Grunderwerbssteuer wurden auch noch fällig“, sagt Mühlenmeier, der bis zu seiner Rente bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreis Lippe gearbeitet hat und dort unter anderem für den Artenschutz zuständig war.

Acht Wanderwege führen über das Gelände Acht Wanderwege führen laut Mühlenmeier heute über das Gelände, 110 Bäume habe der Nabu entlang des ehemaligen Zauns zu einer &bdquo;Friedensallee“ angepflanzt, die man entlang spazieren kann. Damit der Steinberg alle anderen Berge Nordlippes überrage, habe man ihn noch um 16 Meter aufgeschüttet.

Auch wenn sich der Wald nach und nach etwa vier Hektar des Geländes zurückgeholt hat und dort ein Urwald entsteht – ganz sich selbst überlassen, kann man das Areal nicht, sagt Mühlenmeier. &bdquo;Denn sonst wächst der Blick vom Steinberg aus in kürzester Zeit zu.“ So schneiden die Ehrenamtlichen des Nabu regelmäßig Weiden und andere Pflanzen zurück. Auch auf Teilen des Geländes wird Grün entfernt. &bdquo;Es gibt in Deutschland wenig ungenutzte Flächen wie hier, die sich durch die Sonne erwärmen und damit ein Refugium für seltene Tiere bieten.“

So nutze die Schlingnatter die Schotterflächen gerne für ihre Sonnenbäder. Zudem finden sich dort trockenresistente Pflanzenarten. Auf dem Gelände sind zudem Teiche entstanden, beispielsweise in einem ehemaligen Kerosin-Aufnahmebecken, dass nicht nur Kröten eine Heimat bietet. Demnächst sollen noch weitere kleine Tümpel hinzukommen, die vor allem für die bis zu 5,5 Zentimeter große Geburtshelferkröte einen Anlaufpunkt bieten solle.

Fledermäuse in der Kommandantur Die Militärgebäude sind nach der Übernahme fast alle abgerissen worden. Ausnahmen sind die übergrünte Kommandantur und das Trafo-Häuschen. In beiden leben heute Fledermäuse. Das Trafo-Häuschen wird seit Kurzem mit einer massiven Stahltüre gesichert samt einer speziellen Konstruktion, um das Schloss davor zu bewahren, aufgeflext zu werden. &bdquo;Es ist unglaublich, auf was für Ideen einige Menschen kommen“, sagt Mühlenmeier.

Vor allem im Nachgang zum Vatertag seien immer wieder Schäden festzustellen. Nicht nur Türen würden aufgebrochen, auch Einflüge für Fledermäuse zerstört. Und auch vor den zentnerschweren Steinen auf dem Steinberg machen die Zerstörer nicht Halt. Einige der Brocken sind von der Anhöhe nach unten gerollt worden, einer liegt auf dem Weg, ein anderer im Gebüsch. &bdquo;Sie müssen ausgehebelt worden sein“, mutmaßt Mühlenmeier.

Um den ungebetenen Gästen zumindest die motorisierte Anfahrt auf das Gelände unmöglich zu machen, sperren das historische Tor und eine relativ neue Schranke die Zufahrt für Autos. Aufgrund der Zerstörungsbereitschaft zögere der Nabu auch Info-Tafeln aufzustellen. &bdquo;Vielleicht ist es möglich, irgendwo QR-Codes einzulassen und die Besucher können die Infos dann über ihr Handy abrufen“, meint Mühlenmeier.

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