So geht es mit den Wirtschaftswegen in Dörentrup weiter

Dörentrup. Sie führen eher ein Schattendasein abseits der schnellen Straßen, über die Dörentrup an die große weite Welt angeschlossen ist. Oftmals sind sie nur Insidern und einer überschaubaren Gruppe von Nutzern bekannt: die &bdquo;Wege durchs Land“. Kenner der Materie fassen sie im Ausdruck &bdquo;Wirtschaftswegenetz“ zusammen. Obwohl das Netz im Windschatten des Straßenverkehrs wenig öffentliche Beachtung findet, haben seine Wege doch eine fundamentale Bedeutung für die ländliche Struktur. Meist werden diese &bdquo;Wirtschaftswege“ von landwirtschaftlichen Betrieben oder abgelegenen Unternehmen genutzt; aber auch Wanderer und Radfahrer haben ihren Spaß daran: ein Ass im Ärmel von Tourismus-Planern.

Nichtsdestotrotz befinden sich viele dieser &bdquo;asphaltierten Schattengewächse“ in einem ziemlich maroden Zustand. Was tun? Vor ziemlich genau sieben Jahren befasste sich der Rat Dörentrup zum ersten Mal mit der Idee, die Wirtschaftswege der Gemeinde zum Thema der damaligen &bdquo;Leader“-Bewerbung zu machen. Das mit vielen lokalen Akteuren abgestimmte &bdquo;Priorisierungs-Paket“ stellte Prof. Dipl.-Ing. Oliver Hall jetzt den Mitgliedern des Bau- und Planungsausschusses in einer umfangreichen Powerpoint-Präsentation via Online-Vortrag vor. Dabei behandelte er das komplette Dörentruper Wirtschaftswegenetz in allen Details.

Demnach erfordere das komplette Netz von insgesamt rund 300 Kilometern Gesamtlänge allein in Dörentrup maximale Unterhaltskosten von rund 800 Euro pro Kilometer, also 240.000 Euro jedes Jahr. Dazu kämen Wiederherstellungskosten bis zu 90.000 Euro pro Kilometer: insgesamt 27 Millionen Euro. Unbezahlbar und ohne Aussicht auf EU-Förderung. Darüber hinaus unsinnig, wenn die Natur – mit etwas menschlicher Unterstützung – vielen interessanten Wegen durch die Landschaft touristische Attraktivität (Wanderer, Radfahrer) verleihen kann.

Wege werden priorisiert

Die richtige Strategie, um an die Förderung zu kommen, ist der Verzicht aufs Ganze. Mit einer Priorisierung werden &bdquo;Must have“ und &bdquo;Nice to have“ klar differenziert: Und &bdquo;Must have“-Wege haben dann gute Aussichten auf Reparatur und Wartung. Die Verwaltung hatte zuvor eine Priorisierung vorgenommen und folgende Wege als die sanierungsbedürftigsten genannt: Mulsterberg, Friedenstal, Im Morgen, Im Klee, Alter Schulweg, Drecken, Sievertsberg, Langen Grund, Querental, Homeien, Markfeld, Im Steinkersfeld, Altarstein, Grotenberg, Blomenstein und Krusfeld. Und was geschieht mit den anderen Kandidaten? Für sie gibt es schicke und preiswert zu habende ökologische Lösungen: ein mit Blühstreifen oder schicken Hecken eingehegter Pfad, gut für Pflanzen, Mensch und Tier.

Das Wirtschaftswegekonzept ist ein Paradebeispiel für das EU-Förderprogramm &bdquo;Leader“, in dem es darum geht, den ländlichen Raum zu entwickeln und wegweisende kommunale Initiativen finanziell zu unterstützen. &bdquo;Leader“ ist ein englischsprachiges Akronym von französisch &bdquo;Liaison entre actions de développement de léconomie rurale“, was so viel bedeutet wie &bdquo;Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. In der englischen Bedeutung des eigentlich französischen Akronyms schwingt durchaus der Anspruch auf &bdquo;Leadership“ im Sinne von &bdquo;Vorbildlichkeit“ und &bdquo;Führung“ mit. Welche Stadt oder Gemeinde wollte da angesichts der Verheißung sprudelnder Fördertöpfe für infrastrukturelle Innovation ihres Territoriums abseits stehen? In Nordlippe jedenfalls war schnell klar: &bdquo; Wir sind dabei “. Und so sprangen Barntrup, Dörentrup, Extertal und Kalletal seinerzeit gemeinsam auf den Zug auf.

Der Bau- und Planungsausschuss zeigte sich von Professor Halls Forschungsarbeit so beeindruckt, dass seine Mitglieder mit großer Stimmenmehrheit dessen Umsetzung beschlossen, ebenso der Rat der Gemeinde.

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