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LZ-Serie „Mein Dorf und Ich“

Nur Tod und Gott sind anderswo - in Humfeld passt vieles zusammen

Dörentrup-Humfeld. Hier passt vieles zusammen, nur der Tod findet im Nachbarort statt: Humfeld. Der Ort an der B66 konnte über die Jahre einen großen Teil der Infrastruktur erhalten, allein an einer Kirche und einem Friedhof mangelt es. Von der Grundschule über einen Kindergarten, ein Industriegebiet, ein Altenheim, ein Sportplatz bis zu einer Tankstelle oder einem guten Restaurant, ja, hier „läuft der Laden“. Und die Sache mit Kirche und Friedhof vier Kilometer weiter in Bega? Geschenkt.

Einen Vorstand an der Spitze einer Dorfgemeinschaft gibt es allerdings seit drei Monaten nicht mehr. In Zeiten, in denen das Ehrenamt bröckelt, fand sich niemand, der mit extra-breiten Schultern vorangehen wollte. Nun gibt es ein Dorfteam, ein Quartett ist gleichberechtigt und kümmert sich: Detlef Kuhlmann, Simone Ongley, Anke Pflesser und Ulrike Bruns.? Unterstützt wird das Team von Jennifer Kuhlmann, Chloé Dearman und Wilfried Kuhlmann. ?

Kosmetische Problemzone

Fragt man nach, was der Ort sich bewahren hat können, reichen zwei Hände für die Aufzählung nicht. Sogar eine Bahnstrecke in Rufweite gibt es, bekanntlich hat die Nachbarschaft in Farmbeck das Kulturstellwerk und die alten Schienen, die dereinst Barntrup und Lemgo verbanden. Eine Wiederaufnahme der Strecke für den ÖPNV sieht man in Humfeld allerdings gelassen: „Die Lautstärke würde uns nicht stören, und der Einsteigepunkt in Farmbeck ist für die Humfelder nicht sonderlich attraktiv“, meint Wilfried Kuhlmann. Überhaupt: der ÖPNV am Wochenende ist ohnehin eine der kosmetischen Problemzonen in Humfeld. Ohne Auto, so Pflesser und Bruns, sei es an einem Samstag oder Sonntag keine gute Idee, den Ort zu verlassen.

Das Dorfteam hatte im Februar das Zepter übernommen und kümmert sich nun eher „in der Breite“ als denn „von der Spitze“ um das Dorf. Durch die organisatorische Nähe zum Lippischen Heimatbund, so Kuhlmann, wurde die Satzung geändert. Ansonsten laufen viele Angebote im Dorf seit Jahren verbindlich gut: die Gastronomie mit den „Reiterstuben“, die Gutshofbrennerei Begemann, auf dessen Terrain man heiraten kann, ein Friseursalon, eine Bäckerei, das große Industriegebiet mit Arbeitgebern wie Kühlmann oder Küfa Lollies, zudem große Vereine wie der TuS - die Kicker hatten mit Bega fusioniert, man spielt aber in Humfeld -, ein Reitverein, die Feuerwehr oder die Schützen.

Anke Pflesser fügt allerdings an: „Natürlich kämpft man auch in den Humfelder Vereinen um den Nachwuchs und die Funktionäre.“ Ulrike Bruns lässt nicht unerwähnt, dass in Humfeld jedes Jahr der Lipperland-Marathon gestartet wird: „Mit rund 300 Läuferinnen und Läufern.“

Papagei radelt durchs Dorf

Grundsätzlich kommt das Dorfteam also fast ohne Klagen aus. Bei den Baugebieten könnte man „Nachschub“ gebrauchen, die Grundschule läuft nur einzügig, der erwähnte Busverkehr - alles etwas auf der „vorletzten Rille“. Dafür wird in der Siekwiese seit Jahren Boule gespielt und im Park regelmäßig zu Silvester oder an Weihnachten gefeiert. Das Stückchen Natur ist außerdem der Start für die Wanderungen in Humfeld.Stellt sich also die Frage, ob vielleicht die Bundesstraße zwischen Lemgo und Barntrup Anlass zur Kritik bietet? „Nein“, sagen Pflesser, Dearman, Bruns und Kuhlmann. Durch die Ortsumgehung in Barntrup sei der LKW-Verkehr etwas weniger geworden und grundsätzlich empfinde man die Ortsdurchfahrt nicht als laut. Was dazu führe, dass beispielsweise ein Humfelder Urgestein, Wolfgang Busse, ab und an mit dem Fahrrad durchs Dorf fährt und vorn auf dem Lenker ein Papagei sitzt. „Der übrigens nicht wegfliegt“, sagt Anke Pflesser.

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