Extertal-Laßbruch. Sein Interesse an Luftfahrt und deutscher Geschichte ist Andreas Amelung in die Wiege gelegt worden: Sein Vater war Heeresflieger in Bückeburg-Achum. 1995 begann Amelung, im Wald bei Deckbergen nach Resten eines B24-Bombers zu suchen, der 1944 dort abgestürzt war. Der Anfang einer Leidenschaft.
„In der Regel findet man nur Aluminiumteile, die nicht verrotten“, sagt der 50-Jährige. Im Zweiten Weltkrieg seien in dieser Region sechs feindliche Flugzeuge im Luftkampf abgeschossen worden. „Es ist spannend, die Einzelheiten und sogar Namen herauszufinden“, begründet der gelernte Kfz-Mechaniker sein Geschichtsinteresse. Er besorgte sich Fachbücher über historische Flugzeuge und kaufte sich ein Metallsuchgerät: „Ich habe damit den Durchladehebel des M2-Maschinengewehrs eines amerikanischen Jägers und die 12,7-Millimeter-Standardmunition dazu gefunden.“
US-Pilot Ehud Merkel wurde 1944 im zweiten Weltkrieg über Extertal abgeschossen. „Nur vier Jahre später flog Merkel abermals über Deutschland, doch diesmal um den Deutschen zu helfen, denn er war während der Berlinblockade 1948/49 an der Luftbrücke beteiligt", berichtet Fachmann Andreas Amelung. Im Jahr 2011 starb Leutnant Ehud „Ed" Merkel im Alter von 90 Jahren in den USA.
Im Jahr 2005 befasste er sich mit dem Absturz eines amerikanischen Flugzeugs, das 1944 bei Rohbraken in Extertal heruntergekommen war. Über das Internet recherchierte er damals in US-Archiven. Er ließ sich Listen der in Deutschland abgestürzten Bomber und Jäger schicken. Darin waren auch sämtliche Besatzungen aufgeführt. Bei besagtem Flugzeug handelte es sich um einen viermotorigen Bomber eines Typs, der „Fliegende Festung“ genannt wurde. Damals starben drei der zehn Besatzungsmitglieder. Nach Augenzeugenberichten fand Amelung die Absturzstelle am Hamsterbach.
„Über die Namenslisten der Besatzung nahm ich Kontakt zu Ehud Merkel auf, dem damaligen Copiloten der Maschine.“ Der Ex-Soldat berichtete ihm, dass er sich mit einem Fallschirmsprung habe retten können. Dann schickte er Amelung ein unglaubliches Dokument: „Der Mann hatte seine Erlebnisse von genau diesem Einsatz über Extertal in einem kleinen Buch aufgeschrieben. Er nannte es ,My last mission – Mein letzter Auftrag.“
Darin werde der gesamte Ablauf dieses Tages beschrieben. Beigefügt waren alte Fotos. Den Aufzeichnungen nach war die Formation am frühen Morgen des 22. Februar 1944 von ihrem südenglischen Stützpunkt gestartet. Als sie sich über Extertal befand, kamen ihnen deutsche Kampfflugzeuge entgegen. „Ich erinnere mich noch an den Wagemut der deutschen Piloten, die mitten durch unsere Formation flogen, obwohl sie von uns stark beschossen wurden“, schreibt Merkel.
Doch dann wurde sein Bomber schwer getroffen, und die Besatzung zog eilig ihre Fallschirme an. Gerade als Merkel hinaussprang, zerbrach sein Flugzeug über ihm in zwei Teile. Während er am Fallschirm hing, kam ein deutscher Jagdflieger auf ihn zu. Merkel befürchtete, gleich erschossen zu werden. Die Maschine flog so nah an ihn heran, dass er sogar den Piloten sehen konnte. Doch dann salutierte der Deutsche mit militärischem Gruß und drehte ab. „Mit großem Respekt honorierte Merkel in seinem Buch diese Handlung des Anstandes des deutschen Piloten“, zeigt sich der Laßbrucher beeindruckt. Am Boden aufgekommen, wurde Merkel festgenommen und kam in ein Kriegsgefangenlager.
Amelung möchte nun die gefunden Wrackteile und außergewöhnlichen Dokumente in öffentliche Archive nach Rinteln und Extertal bringen.