Ex-Profiboxer aus Lemgo macht sich als Hufschmied selbstständig

Extertal-Meierberg/Lemgo. Sechs Tage-Woche, Feierabend-Zeiten ungewiss, der Tagesplan schon morgens um 8 Uhr durch Notfälle über den Haufen geworfen – dieser Arbeitsalltag erwartet den frisch gebackenen staatlich anerkannten Hufschmied Sebastian Real (36), wenn er sich in zwei Wochen zusammen mit seinem erfahrenen Berufskollegen Glen Pinxteren aus Meierberg im Zweier-Team selbstständig machen wird.

Anfang des Monats absolvierte der gebürtige Lemgoer, der bislang als Profiboxer seinen Lebensunterhalt verdiente, unter erschwerten Corona-Bedingungen seine Prüfung. Vom Boxer zum Hufschmied ist ein eher ungewöhnlicher Weg, den der Vater und Ernährer einer vierköpfigen Familie erst nach reiflicher Überlegung eingeschlagen hat. &bdquo;Ich habe die Entscheidung mit meiner Frau Konstantina besprochen. Immerhin musste ich die Ausbildung selbst finanzieren“, so Real, der auf eine erfolgreiche Selbstständigkeit als Profi-Sportler zurückblicken kann.

Beim Boxunterricht lernten sich die heutigen Geschäftspartner kennen Bevor er auf Hufschmied umsattelte, war der gelernte Maurer fünf Jahre lang als Profiboxer selbstständig – nicht ganz ohne Erfolg. &bdquo;Ich bin internationaler deutscher Meister im Halbschwergewicht“, verrät der Lemgoer, der in der alten Hansestadt trainierte und von dort aus als Boxer durch Europa reiste. Ein internationaler deutscher Meister, so erläutert Real, &bdquo;ist ein Mittelding zwischen deutschem Meister und Europa-Meister“. Seinen Titel errang er 2013 im Kampf gegen den Polen Bartolmiej Grafka.

Alles lief gut im Boxring für Sebastian Real. &bdquo;Ich konnte vom Boxen leben“, sagt er, gibt aber zu, dass die Finanzierung von Familie und die für seinen Sport notwendigen Reisen nicht allein von den Preisgeldern zu bewerkstelligen gewesen sei. &bdquo;Man braucht zum Überleben unbedingt Sponsoren“, verrät Real. Die hatte er, und ausgerechnet während der Trainertätigkeit bei einem Sponsor eröffnete sich dem Lemgoer der Blick auf seine jetzige neue Berufswelt. &bdquo;Ich habe, wenn keine Kämpfe zu bestreiten waren, in der VitaSol Therme in Bad Salzuflen Boxunterricht gegeben“, erinnert sich der Familienvater.

Einer seiner Schüler war ein Hufschmied, der seinem Boxlehrer gegenüber die Zukunft des Amateur-Boxens in Deutschland ziemlich schwarz malte. &bdquo;Boxen ist nicht mehr so angesagt, hatte er mir erklärt, und ich habe auch selbst gemerkt, dass es schwierig wurde, Sponsoren zu gewinnen“, sagt Real, der darauf ein Praktikum bei einem Hufschmied absolvierte und Spaß am Umgang mit Pferden fand.

&bdquo;Mit Pferden Geld verdienen kannst du nur als Tierarzt oder Hufschmied“ Diese Freude an den Vierbeinern kennt sein Ausbilder und zukünftiger Geschäftspartner Glen Pinxteren, der sich die Lehrjahre für Real mit einem Schmiede-Kollegen aus Herford teilte, auch. Der Belgier reitet nach eigenen Angaben seit seinem 15. Lebensjahr und war wie Real auch zunächst auf anderen beruflichen Pfaden unterwegs. &bdquo;Ich habe in Belgien eine Ausbildung zum Steuerberater gemacht und auch beendet, bevor ich Hufschmied wurde“, verrät Pinxteren, der mit einer ehemaligen Tänzerin des Lippischen Landestheaters vor zehn Jahren in Meierberg heimisch wurde.

Nur am Schreibtisch zu sitzen, sei für ihn damals keine Option gewesen, er wollte etwas mit Pferden machen, so Pinxteren – &bdquo;aber mit Pferden Geld verdienen kannst du nur als Tierarzt oder Hufschmied“, lacht er, der heute noch ein Pferd und ein Shetlandpony hält. Bis Jahresbeginn war Pinxteren jeweils drei Tage in Belgien und drei bei seinen deutschen Kunden im Einsatz. &bdquo;Ich hatte bis zu drei Angestellte in Belgien. Aber der Job lohnt sich eigentlich nur im eingespielten Zweier-Team“, hat Pinxteren festgestellt.

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