LZ-Wahlmobil: Wirtschaftsförderung im Extertal ein Schlüsselthema

Extertal. Mit Maik Schlicht (CDU), Norbert Ließ (UWG), Frank Meier (Zukunft Extertal), Christian Sauter (FDP), Marc Wietoska (parteilos) und Amtsinhaberin Monika Rehmert (SPD) gibt es im Extertal gleich sechs Bewerber auf den Chefsessel im Rathaus.

Beim Besuch des weiß-gelben Wahlmobils erklärten die Bürgermeisterkandidaten LZ-Redakteurin Carolin Brokmann-Förster, wie sie als Bürgermeister die Gemeinde in der kommenden Legislaturperiode voranbringen wollen. Marc Wietoska konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der LZ-Fragerunde teilnehmen. Seine Einschätzungen wurden nachträglich in diesen Artikel eingearbeitet.

Finanzen: Erst die Absenkung der Gewerbesteuern, dann Corona. Der Extertaler Haushalt ist stark gebeutelt. "Zwei Millionen Euro fehlen", berichtet die amtierende Bürgermeisterin Monika Rehmert. Sie setzt bei der Bekämpfung dieser Finanzlücke auf die Unterstützung von Bund und Land. "Für das, was wir am Ende noch nicht wieder in der Kasse haben werden, werden wir Kredite aufnehmen müssen." Christian Sauter will bei künftigen Investitionen besser priorisieren. Bildung und Infrastruktur seien Bereiche, in die auch trotz Corona weiter investiert werden muss. Auch Maik Schlicht sagt, er würde als Bürgermeister beim Geldausgeben genauer hinschauen. In Finanzfragen dürfe nicht alles auf Bund und Land abgewälzt werden. Er möchte den Bürgern in regelmäßigen Abständen die Finanzsituation der Gemeinde offenlegen.

Norbert Ließ will dem Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen mit der Ansiedelung neuer Betriebe begegnen. Frank Meier findet, an der Aufnahme von Kassenkrediten führe derzeit kein Weg vorbei: "Die müssen dann in der nächsten Legislaturperiode schnell wieder abgebaut werden." Marc Wietoska schlägt vor, Strom, Öl und Gas kostengünstiger einzukaufen. Durch mehr steuerzahlende Bürger würde indes auch mehr Geld in die Kassen gespült: "Man siedelt Bürger aus ortsfremden Gemeinden im Extertal an, indem man Ihnen eine Wohnung gibt. Bislang gab es genug Wohnraum."

Wirtschaft : Für Sauter sei vor allem die Bestandspflege der ansässigen Unternehmen wichtig, um ebenjene Betriebe auch in den kommenden Jahren noch im Extertal zu halten. In Sachen Verkehrsinfrastruktur müsse es Verbesserungen geben, um eine gute Anbindung der Unternehmen gewährleisten zu können: "Wirtschaftsförderung ist aktuell eines der Schlüsselthemen hier vor Ort." Er schlägt einen "Kümmerer" vor, der neu angesiedelte Unternehmen an die Hand nehmen könnte. Schlicht sagt: "Wir brauchen neue Gewerbeflächen im Extertal." Diese müssten mit der passenden Straßenanbindung ebenso versehen sein wie mit Leitungen für schnelles Internet.

Rehmert erinnert, dass es bereits zwei Industriegebiete im Extertal gebe. Sie sieht die Gemeinde nicht schlecht aufgestellt. Das findet auch Meier. Er will die Bestandspflege des Einzelhandels vorantreiben und das persönliche Gespräch mit den Firmenchefs suchen. Ließ will neue Unternehmen für das Extertal gewinnen: "Wir müssen dabei eng mit der Industrie- und Handelskammer zusammenarbeiten und mit aller Kraft neue Firmen unterstützen. So könnte eine Sogwirkung entstehen." Wietoska würde Gewerbeflächen als Erbpacht kostenlos zur Verfügung stellen, um den Unternehmen im Nachgang die Möglichkeit zu geben, das Grundstück zu kaufen. "Das senkt für Unternehmer das wirtschaftliche Risiko und die Belastung."

Digitalisierung: "Wir sind technisch nicht in der Lage, digitalen Regelunterricht anzubieten", meint Schlicht. Der Ausbau der Schulen sei in den vergangenen Jahren vernachlässigt worden. Die Politik habe sehr wohl Geld für die Digitalisierung der Schulen ausgegeben, entgegnet Meier. Rund 400.000 Euro. Er findet: "Der Breitbandausbau liegt in erster Linie in den Händen des Kreises." Auch die Kommune habe einen Anteil, findet dagegen Sauter. Die Bedarfe vor Ort ebenso wie noch vorhandene weiße Flecken müssten von der Verwaltung gemeldet werden. "In einem ersten Schritt könnte zumindest ein Leerrohr gezogen werden, worin später die Glasfaser gelegt wird."

Es gebe Dorfgemeinschaften, die den Ausbau in ihren Straßenzügen auf eigene Kosten vorantreiben würden, so Rehmert. Zu digitalen Endgeräten meint sie: "Die Förderprogramme, für die wir uns beworben hatten, reichen gerade so für die Ausstattung einer einzelnen Schule. In vielen Familien wird es notwendig sein, dass eigene Endgeräte genutzt werden." Die Kommune sei dazu verpflichtet, die jüngeren Menschen entsprechend auszustatten, meint Ließ. Nur so könne in der Schule auf gleicher Ebene gearbeitet werden. Auch Wietoska findet, es sei Aufgabe der Gemeinde, die Digitalisierung der Schulen und den Breitbandausbau voranzutreiben.

Klimaschutz : 2013 haben Extertal, Dörentrup und Barntrup gemeinsam ein Klimaschutzkonzept erstellen lassen. Extertals Wunsch: Bis 2030 CO2-neutral zu sein. Die Kandidaten zeigen Wege auf, wie das erreicht werden könnte. Rehmert sieht die Gemeinde auf einem guten Weg: "Wir haben einen Vollzeit-Klimaschutzmanager, der über Fördermaßnahmen finanziert wurde. Die Straßenlaternen wurden auf energiesparende LEDs umgestellt und den Fuhrpark des Bauhofs aufgewertet." Auch die gemeindlichen Gebäude sollen in den kommenden Jahren energieeffizienter werden. Schlicht würde gerne eine zusätzliche Stelle schaffen, die sich einzig und allein den zu beanspruchenden Förderprogrammen widmet. "Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass diese Stelle mehr Geld verdienen wird, als sie kosten wird", so Schlicht.

Sauter möchte den Austausch mit den Landwirten und Waldbauern verstärken. Dies seien die Akteure, die den Klimaschutz vor Ort maßgeblich mitbestimmen könnten. "Das Hauptproblem sind die privaten Heizungen", sagt Meier. Hier wäre Fernwärme ein Thema. "Die Bürger müssen beraten werden." Wietoska würde die Energiequellen der Gemeinde von Gas und Öl auf Hackschnitzelanlagen und Pelletanlagen umstellen. "Das senkt die Kosten erheblich. Contractinganlagen liefern dazu einen guten Ansatz." Zudem könnten die Bürger selbst günstigen Strom verkaufen: "Durch PV Anlagen, die wir als Bürger an den eigenen Gebäuden der Gemeinde installieren, um die Gemeinde mit Strom zu versorgen. Wenn man nur die Einspeisevergütung plus einen Cent bekommt, spart die Gemeinde viel Geld und der private Investor verdient trotzdem Geld."

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