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Steinberg rockt die Burg Sternberg mit Witz und Weisheit

Axel Bürger

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Will wie einst Markus "mehr Spaß": René Steinberg. Hier auf Burg Sternberg auch mal tänzerisch. - © Axel Bürger
Will wie einst Markus "mehr Spaß": René Steinberg. Hier auf Burg Sternberg auch mal tänzerisch. (© Axel Bürger)

Extertal-Sternberg. Er hat genug von Ernsthaftigkeit, Gejammer und Geschrei an der Ampel. René Steinberg, bekannt als Kabarettist vor allem über seinen Haussender WDR, tritt nachhaltig für radikale Spaßmaßnahmen ein. Auf Burg Sternberg strapazierte er vor allem die nervtötende Werbung („Seitenbacher-Müsli, Müsli von Seitenbacher“), brach aber gleichzeitig eine Lanze für einen Hauch Wahnsinn im Alltag.

In der Reihe „Kulturimbiss“ hatten sich Landesverband und die beiden Kommunen Extertal und Dörentrup als Veranstaltungsort die Burg ausgesucht. Angesichts des durchwachsenen Wetters wurde der Steinberg-Auftritt kurzerhand ins Gemäuer verlegt. Die Zuschauer mischte Steinberg binnen weniger Minuten zu einer neuen Selbsthilfegruppe, die sich weniger vom Generve der Realität beeindrucken lassen solle, stattdessen mehr Spaß im Leben zulassen möge. Trotz aller sprachlichen Tipps konnte der Kabarettist nicht gänzlich von rustikalen Wegen die Finger lassen. Poetisch klingt „Küssen ist die schönste Art, jemanden zum Schweigen zu bringen“ sehr schön. Steinberg: „Ein Schlag in die Fresse tut es aber auch.“

Den Spaß in den Fokus nehmen

In einer Welt, die jeden Tag mit Werbeslogans um sich wirft, hatte der Mann aus dem Ruhrpott zudem nur bedingt Spaß an den Sprüchen im Radio: „Carglas repariert, dann geh doch zu Netto, doch bei Roller“ - Steinberg gab unumwunden zu, dass dieser Sing-Sang mit schöner Regelmäßigkeit den Otto Normalverbrauchern den Spaß rauben kann. Was tun? Selbst stärker den Spaß in den Fokus nehmen, weniger den Irrsinn aus Verwaltungsvorschriften, Werbesprüchen oder Gejammer in der Nachbarschaft.

Das Publikum in der Burg durfte immer mal wieder mitmachen und Vorschläge machen. Steinberg: „Was soll bei Ihrer Beerdigung gespielt werden?“ Frau im Rittersaal: „Highway to Hell.“ Mann im Rittersaal: „Alkohol von Grönemeyer.“ Steinbergs Fazit an dieser Stelle: „Ja, seid öfter Pippi und weniger Annika.“ Wer es nicht mehr im Gedächtnis hat: Pippi hatte Spaß im großen Stil, Annika war das vernünftige Kind in der schwedischen Kinderserie.

Mehr Demut ist angebracht

Und gleichzeitig ging es nicht mal durchgängig witzig zu in der Burg. Die eine oder andere Pointe hatte einen gar seriösen Hintergrund. Steinberg erzählte beispielsweise von seiner ehrenamtlichen Arbeit in der Neven-Subotic-Stiftung (ehemaliger Fußballer von Borussia Dortmund), für die er in Kenia war. Mehr Demut sei angebracht, wer mal gesehen habe, welche Wege die Kinder dort für einen Liter Wasser zurücklegen müssten.

Kurios wurde es in Kenia allerdings auch noch, als Steinberg den Afrikanern den Sinn des Thermo-Mix-Küchenhelfers erklären sollte. Steinberg im Kern: „Das Gerät spart Zeit.“ Die Afrikaner: „Und was machen Sie dann mit der eingesparten Zeit?“ Eine Frage, die möglicherweise den einen oder anderen Menschen grundsätzlich mal zum Nachdenken anregen könnte: Was tun mit eingesparter Zeit? Noch mehr Handyspiele oder Instagram?

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