Kabarettist bietet in Detmold aktive Lebenshilfe ohne Meckern

Detmold. Warum hat die Ernsthaftigkeit so einen guten Leumund, das Gejammer und Geschrei der Empörung Hochkonjunktur? René Steinberg, bekannt als Kabarettist vor allem über seinen Haussender WDR, setzt sich in seinem aktuellen Programm für radikale Spaßmaßnahmen ein. In der Detmolder Stadthalle brach der 51-Jährige eine Lanze für einen Hauch Irrsinn im Alltag der Lipper. Und für weniger Nölerei: &bdquo;Ich habe noch von keiner Frau gehört, die von einem Mann ins Bett gemeckert wurde.“

Rund 150 Gäste hatten den Weg in die Stadthalle gefunden, der souveräne Kabarettist hätte aufgrund seiner Kernkompetenzen - die Nutzung von Sprache - und seinem tänzerischen Input mehr verdient gehabt. Aktive Begeisterung kitzelte er immer wieder durch Mitmachaktionen hervor. Und selbst aus einer neutralen Perspektive betrachtet, legt er den Finger natürlich in die richtige Wunde. Sind wir Deutschen womöglich zu kritisch mit der Gegenwart?

Zu kritisch mit der Gegenwart? Dafür packte Steinberg sogar kurzfristig ins ernsthafte Nähkästchen und ließ den Kalauer für zehn Minuten ruhen. Der Mann aus dem Ruhrgebiet erzählte von seiner ehrenamtlichen Arbeit in der Neven-Subotic-Stiftung (ehemaliger Fußballer von Borussia Dortmund), für die er im tiefsten Süden Kenias war. Mehr Demut sei angebracht, wer mal gesehen habe, welche Wege die Kinder dort für einen Kanister Wasser zurücklegen müssten. Dass die deutsche Sprache für ihn in Kenia gleichermaßen eine komplizierte Angelegenheit werden könnte, musste Steinberg erfahren, als er den Afrikanern den Sinn des Thermo-Mix-Küchenhelfers erklären sollte. Steinberg im Kern: &bdquo;Das Gerät spart letztendlich Zeit.“ Die Afrikaner: &bdquo;Und was machen Sie dann mit der eingesparten Zeit?“

Was tun mit der Zeit? Natürlich streift ein zeitgeistiger Kabarettist in einer zweistündigen Show nahezu alle Irritationen, denen der Mensch je nach Alter durch die TikTok-Carglass-Dauerbeschallung ausgesetzt ist. Besonders angetan hat es Steinberg dabei der Seitenbacher-Mann und seine Radiowerbung. Das Unternehmen erlangte vor allem durch seine ungewöhnlichen, amateurhaft wirkenden Radio-Werbespots Bekanntheit. Diese werden meist vom Firmenchef Willi Pfannenschwarz persönlich gesprochen und im eigenen Tonstudio im Keller aufgenommen. Pfannenschwarz saß einmal bei Steinberg im Saal, hatte sich natürlich nicht zu erkennen gegeben, durfte aber die große Persiflage auf &bdquo;Seitenbacher- Müsli, woisch, des isch des Müsli von dem Seitenbacher!“ anhören.

Mittlerweile hat Pfannenschwarz den Humor von Steinberg kapiert und spricht das Eröffnungs-Intro von ihm, das jeden Abend des Kabarettisten ankündigt, höchstselbst. Hier können wir von einer radikalen Spaßmaßnahme sprechen. Und sonst? Steinberg tanzt auf der Bühne, zwingt das Detmolder Publikum zu &bdquo;Zicke-Zacke-Hühnerkacke“, liest mal was aus Goethes Faust vor und erzählt sogar eine Handvoll Witze. Wollen Sie einen? &bdquo;Wenn ein Mann sagt, ich repariere das, muss man ihn nicht alle zwei Jahre daran erinnern.“

Kabarettist bietet in Detmold aktive Lebenshilfe ohne Meckern

JVA-Leiter verlässt Detmolder Gefängnis

Von Opfer per TikTok gestellt: Blomberger Serientäter bringt Diebesgut zurück - Haftstrafe

In Detmold passiert endlich etwas mit den Turm-Gebäuden

Comedy, Musik, Zauberkunst: Das ist das Winterprogramm in der Stadthalle Detmold

„FarbenSpiele“: Anke Raupach stellt im Detmolder Sommertheater aus

Wenn zwei Welten aufeinandertreffen: „Das schlaue Füchslein“ feiert Premiere in Detmold

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus