Extertaler Handwerksmeister warnt: Techniker für Reparaturen könnten knapp werden

Extertal-Almena. Wenn der Fernseher kaputtgeht, ruft man den Radio- und Fernsehtechniker. Wenn die Waschmaschine, der Staubsauger oder der Kaffeeautomat streiken, ebenfalls. Nur: Wie lange noch? Friedel Frevert, Radio- und Fernsehtechniker mit eigenem Betrieb in Almena, sieht die Zukunft alles andere als rosig. &bdquo;Es ist ein aussterbender Beruf“, sagt der 69-Jährige. Freverts Kollege Fritz Köller in Rischenau sieht es ähnlich. Denn: Es gebe kaum Nachwuchs für den Beruf. Als eine große Hürde haben die beiden Praktiker den Berufsschulunterricht ausgemacht. Der sei für junge Leute aus Lippe sehr unattraktiv. Denn: Er findet in Dortmund statt. Bei dem Thema scheinen indes Verbesserungen möglich, wie die LZ erfuhr.

Doch von vorne: Frevert, der seit 1981 seinen Meister hat, berichtet von hoher Nachfrage, vor allem im Service: &bdquo;Wir fahren immer weiter, der Radius wird immer größer.“ Täglich riefen beispielsweise auch Kunden aus Lemgo oder Rinteln an, weil der Wäschetrockner defekt ist, die Kühltruhe streikt oder der Internetrouter nicht richtig funktioniert. &bdquo;Die Nachfrage ist sehr groß“, sagt Friedel Freverts Frau Ulrike Frevert, die sich bei EP Frevert um die Buchhaltung und das Büro kümmert.

Dass der Laden brummt (im Übrigen auch im Verkauf), liegt nach Einschätzung des Ehepaars auch daran, dass die Zahl der Betriebe abnehme, die Vor-Ort-Service anbieten. Im Kreis Lippe gebe es nur noch vier klassische Radio- und Fernsehtechnik-Geschäfte. Irgendwann werden nach Friedel Freverts Einschätzung auch hierzulande Zustände wie in den USA herrschen: &bdquo;Da gibt es keinen, der rauskommt. Man muss die Geräte selbst reparieren.“ Die Alternative wäre der Werkskundendienst. Da müsse man aber in der Regel länger auf einen warten, bis der Techniker kommt. Und wenn der Kühlschrank streikt, hilft ein Termin in zwei Monaten auch nicht weiter.

Arbeitsagentur ruft regelmäßig an Nach Freverts Worten kommt eine weitere Schwierigkeit hinzu: der Nachwuchsmangel. Den gibt es in vielen Berufen, aber sein Metier sei durch den Berufsschulunterricht in Dortmund besonders unattraktiv für Azubis. &bdquo;Die Arbeitsagentur ruft einmal im Jahr an und fragt, ob ich ausbilde“, sagt Frevert über den Beruf, der inzwischen offiziell Informationselektroniker heißt. Er würde, unterstreicht der Almenaer. &bdquo;Aber es findet sich niemand mehr, der diesen Weg zur Berufsschule auf sich nehmen will.“ Zweimal in der Woche müssten sich lippische Lehrlinge sehr früh morgens in Minden in den Zug ins Ruhrgebiet setzen.

Dorthin sei der Unterricht vor einigen Jahren wegen mangelnder Nachfrage verlegt worden, nachdem die Berufsschule bis zum Jahr 2002 am Lüttfeld in Lemgo und danach in Löhne beheimatet war. Beides würde deutlich kürzere Wege bedeuten. &bdquo;Wie soll denn ein 16-Jähriger ohne Führerschein morgens nach Dortmund kommen?“, fragt auch Freverts Kollege Fritz Köller, der ein Geschäft in Rischenau betreibt. &bdquo;Das geht gar nicht.“

Nach Köllers und Freverts Worten könnte es eine deutliche Erleichterung geben: Blockunterricht. &bdquo;Wenn es den gäbe, sähe es viel besser aus.“ Dann würde die Theorie beispielsweise zweimal drei Wochen lang am Stück unterrichtet, die viele Fahrerei entfalle. &bdquo;Doch das kriegen sie leider nicht hin“, bedauert Ulrike Frevert.

&bdquo;Man braucht eine tiefe Leidenschaft“ Blockunterricht - das könne in solchen Fällen tatsächlich die Lösung sein, sagt auch Andrea Hegerbekermeier von der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe. In anderen Berufen gebe es die weiten Wege ebenfalls, beispielsweise bei den Orthopädietechnik-Mechanikern: &bdquo;Da werden die Azubis in Gelsenkirchen beschult.“ In solchen Fällen, räumt die Handwerker-Geschäftsführerin ein, brauche man eine &bdquo;tiefe Leidenschaft für den Beruf“, um solche Wege auf sich zu nehmen. Freilich sei es auch nicht immer einfach, Blockunterricht einzurichten: &bdquo;Es bindet die Lehrkräfte sehr stark.“ Und es gebe nicht nur zu wenige Azubis, sondern auch zu wenige Lehrer.

Allerdings: Es gibt Hoffnung. Für die Organisation der Berufsschulausbildung in Dortmund ist die Bezirksregierung Arnsberg zuständig. Die beiden Berufsschultage seien dort extra auf zwei aufeinanderfolgende Wochentage gelegt worden - &bdquo;nach gemeinsamer Entscheidung von Schule, Schülern, Betrieben und Innungen“, sagt Sprecher Christoph Söbbeler. Bräuchten Berufsschüler in Dortmund Übernachtungsmöglichkeiten, könne die Schule unterstützen.

Aber: &bdquo;Die Entscheidung ist nicht in Stein gemeißelt.“ Wenn die Beteiligten sich zusammensetzten, ist nach den Worten des Sprechers eine andere Lösung möglich. Es sei sinnvoll, wenn die Betroffenen sich zusammensetzen &bdquo;im Hinblick auf eine Lösung, mit der alle leben können“.

Friedel Frevert hört das gerne - auf mit Blick auf die Zukunft seines Berufs. Er hofft, dass sich eine Lösung findet. Die Zukunft seines Betriebs jedenfalls ist gesichert: Sohn Tim (29) ist vor einiger Zeit eingestiegen und wird die Firma übernehmen. Und auch Andrea Hegerbekermeier von der Kreishandwerkerschaft verbreitet Zuversicht: &bdquo;Ich könnte mir vorstellen, dass der Beruf eine Renaissance erlebt, wenn das EU-Recht auf Reparatur von Elektrogeräten kommt.“ Das soll ab 2026 gelten.

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