Extertals Bürgermeisterkandidat Ralf Klemme: „Denke wirtschaftlich, handle menschlich“

Extertal. Drei Kandidaten und eine Kandidatin möchten Bürgermeister oder Bürgermeisterin von Extertal werden. Einer von ihnen ist Ralf Klemme, Fraktionsvorsitzender der Wählergruppe Zukunft Extertal und erster stellvertretender Bürgermeister. Der 61-Jährige erzählt, was er mit und in der Gemeinde vorhat, sollte er gewählt werden. Die LZ hat ihn an seinem Lieblingsort getroffen, dem Bauernpfad, der einst von der Dorfgemeinschaft Hummerbruch angelegt wurde.

Herr Klemme, warum möchten Sie Bürgermeister von Extertal werden?

Ralf Klemme: Ursprünglich war das gar nicht meine Intention und Motivation. Der plötzliche Tod von Frank Meier im Februar hat uns von Zukunft Extertal aber vor große Herausforderungen und die Frage gestellt: Wie stellen wir uns neu auf? Wir hatten uns 2020 schon vorgenommen, dass wir zwei Wahlperioden brauchen, um bestimmte Dinge in Gang zu setzen. Wir haben fraktionsintern diskutiert und ich habe mit meiner Familie sehr intensiv drüber gesprochen und dann gesagt: &bdquo;Ja“. Denn ich bin ein Mensch mit ausgeprägtem Pflichtgefühl. Das, was wir angefangen haben, möchte ich mit dem Team Zukunft Extertal weiterführen.

Zum anderen möchte ich weiterhin Beiträge zur Festigung und Weiterentwicklung der Gemeinde Extertal leisten. Ich weiß, dass die nächsten Jahre anstrengend werden. Gerade durch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Aber Herausforderungen machen mir Spaß. Ich möchte gestalten und das gerne auch in Kooperation mit allen demokratischen Parteien im Rat sowie den anderen nordlippischen Kommunen.

Sie sind erster stellvertretender Bürgermeister und seit Februar gewissermaßen schon &bdquo;nach vorne gerückt“. Hat Sie das auch schon ein bisschen vorbereitet auf ein mögliches Amt als Bürgermeister?

Ralf Klemme: Das hat mich natürlich ein bisschen überrumpelt, da musste ich mich erst mal reinfinden, aber ich glaube, inzwischen bin ich da gut drin und auch begeistert von der Arbeit der Verwaltungsmitarbeiter, die alles tun, was sie können. Ich werde eingebunden in Themen und das macht mir Freude. Ich muss aber auch sagen, dass das vor dem Hintergrund meiner vollen beruflichen Auslastung schon eine ziemliche Herausforderung darstellt.

Ihre Fraktion hat sich im Vorfeld letzten Kommunalwahl als Wählergruppe zusammengefunden und direkt den Bürgermeister gestellt. Was wurde seitdem erreicht?

Ralf Klemme: Als einen der maßgeblichen Eckpfeiler sehe ich, dass sich der Politikstil in Extertal geändert hat. Auch die anderen Fraktionen haben verstanden, dass wir gemeinsam Entscheidungen treffen und Dinge dann auch umsetzen müssen. Wir haben nicht nur drüber gesprochen, sondern gemacht und umgesetzt. Das war in der Vergangenheit leider oft nicht so. Ein Beispiel ist das Thema Clanbildung. Über Jahre ist da nichts passiert - und dann wurde endlich eingegriffen. Mit dem Jugendamt, der Polizei, dem Ordnungsamt und der Politik ist es uns erfolgreich gelungen, unter anderem mit dem Ziehen von Vorkaufsrechten beim Immobilienkauf und ähnlichen Dingen die Entwicklung dieser Strukturen abzuwenden.

Außerdem haben wir es gemeinsam geschafft, dass wir, bevor wir den Haushalt für das Folgejahr verabschieden, immer auch den testierten Jahresabschluss aus dem Vorjahr vorliegen haben, um eine reale Basis zu haben. Auch die Streitkultur hat sich verbessert. Ich bin jemand, der sich gerne streitet und ich sage: &bdquo;Das darf nicht persönlich genommen werden, sondern hat immer auch etwas Konstruktives und bringt uns weiter“. Der Austausch, das Zuhören und um die bestmögliche Lösung zu ringen, genau das ist doch eigentlich die Stärke unserer Demokratie. Für das Extertal möchte ich dazu beitragen, dass wir offen miteinander sprechen statt wie häufig über die sozialen Medien übereinander.

Gibt es auch Dinge, an die sie noch mal ran möchten?

Ralf Klemme: Ja, na klar. Zum Beispiel der Ausbau des Radwegenetzes, wo wir gelernt haben, dass es natürlich auch viele Hürden gibt. Da ist etwas, das die eigene Frustrationstoleranz immer wieder fordert. Beim Thema Digitalisierung dachten wir, dass es schneller vorangeht. Weiter ist das Thema Windenergie immer wieder zu diskutieren. Ein sehr diffiziles Thema, bei dem wir nicht so vorangekommen sind, wie wir das wollten. Auch wenn natürlich an vielen Stellen das Thema Nachhaltigkeit erfolgreich umgesetzt wurde. Zum Beispiel in Form von PV-Anlagen auf verwaltungseigenen Gebäuden, Blockheizkraftwerken und bei der energetischen Ertüchtigung der Schulen. Ein weiteres Thema ist die generelle Verbesserung der Kommunikation sowohl in der Politik als auch gegenüber den Extertaler Bürgerinnen und Bürgern.

Auf der Homepage Ihrer Fraktion schreiben Sie, sie wollen ehrlich und transparent mit allen politischen Gruppierungen umgehen. Blicken Sie mit Sorge darauf, dass möglicherweise auch Parteien in den Extertaler Rat einziehen, die sich am rechten Rand bewegen?

Ralf Klemme: Das treibt mir natürlich Sorgenfalten auf die Stirn. Ich kann es persönlich nicht nachvollziehen, warum viele Menschen sich dahin orientieren und man hat das Gefühl, alles, was momentan in der Richtung passiert, passiert im Verborgenen und man hat keine Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Am Ende leben wir in einer Demokratie – und das ist gut so. Wir werden damit umgehen, auch wenn noch nicht klar ist, wie genau. Das hängt aber natürlich auch vom Verhalten derer ab, die gewählt worden sind. Sie nur auszugrenzen, halte ich für zu eindimensional. Am Ende müssen wir einfordern: Wo ist deren Beitrag? Ich möchte da etwas sehen.

Was würde die Extertalerinnen und Extertaler mit Ihnen als Bürgermeister erwarten?

Ralf Klemme: Ich habe meine Kinder mal gefragt, wie sie mich beschreiben würden, und die sagten: Zielstrebig, engagiert und ein Anpacker. Ich glaube, ich kenne die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger ganz gut. Schließlich bin ich selber einer. Das bringt ja auch das Alter mit sich. Ich bin ja nicht schlauer als andere, bringe aber Lebens- und Berufserfahrung mit. Ich habe eine klare Vision und bin immer offen für neue Ideen. Ich möchte die Gemeinde aktiv weiterentwickeln, sodass sie lebenswert bleibt. Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit auf einem soliden finanziellen Fundament sind dabei ganz wichtig für mich. Dafür habe ich mir einen Slogan überlegt: Denke wirtschaftlich, handle menschlich.

Persönlich:

Ralf Klemme ist gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann und Diplom-Betriebswirt und war 15 Jahre lang Personalchef bei der Firma Lenze. Inzwischen ist er als selbstständiger Unternehmensberater tätig. Der 61-Jährige ist verheiratet, Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt in Bösingfeld. Klemme ist Mitgründer und Fraktionsvorsitzender von Zukunft Extertal – einer Wählergemeinschaft, die sich 2020 gegründet hat und mit 31 Prozent direkt zur stärksten Kraft im Rat wurde.

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