AfD-Bürgermeisterkandidat Jirka Möller: „Es geht um die Menschen vor Ort in Extertal“

Extertal-Almena. Jirka Möller wohnt ganz in der Nähe des Rosenbergparks in Almena. Für das LZ-Gespräch nimmt er auf den dort aufgestellten Bänken Platz. Ein Bekannter geht derweil mit seinem Hund spazieren.

Hinweis der Redaktion: Wir veröffentlichen dieses Interview kommentiert. Wir haben einen Teil der Aussagen inhaltlich auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft und falsche Aussagen in einem Faktencheck widerlegt. Diese Anmerkungen finden Sie an der entsprechenden Stelle in kursiv. Im Original-Interview fielen zudem Aussagen, die unserer Meinung nach verfassungswidrig sein oder rechtsextremistische Tendenzen des Interviewten offenbaren könnten. Wir werden diese nicht veröffentlichen und haben diese Aussagen an die verantwortlichen Behörden zur Prüfung weitergeleitet. Unsere Richtlinie zum Umgang mit den AfD-Kandidaten haben wir am 5. August 2025 veröffentlicht.

Herr Möller, Sie sind politisch ein unbeschriebenes Blatt. Wer sind Sie, was macht Sie aus?

Jirka Möller: Ich bin ein normaler Malocher. Ich möchte Dinge fertig haben – und das muss ordentlich sein. Mein Körper, vor allem mein Rücken, macht das aber nicht mehr mit. Damit muss ich alt werden. So bin ich erst mal in ein tiefes Loch gefallen. Allerdings habe ich mich dadurch langsam für Politik interessiert. Die Corona-Zeit war ein Einschnitt.

Inwiefern?

Jirka Möller: Weil für mich eindeutig war, dass da etwas nicht stimmt. Das war wirklich ein großes Verbrechen an den Menschen in Deutschland. Als kürzlich die Akten des Robert-Koch-Instituts veröffentlicht wurden, stand genau das drin, was ich vermutet hatte. Die Ausgangssperren zum Beispiel waren ungerechtfertigt. Merkel ist ja auch gelenkt worden durch die &bdquo;Neue Weltordnung“*. Das waren alles Probemaßnahmen, um zu gucken, wie weit sie gehen können.

Faktencheck: Die &bdquo;Neue Weltordnung“ ist in rechten Verschwörungstheorien die Vorstellung eines geheimen Plans globaler Eliten, eine zentral gesteuerte, autoritäre Weltregierung zu errichten. Dabei wird oft behauptet, demokratische Strukturen würden gezielt unterwandert, um Freiheit und nationale Souveränität abzuschaffen. Es gibt keine Belege, die auf eine koordinierte, geheime Weltverschwörung hindeuten.

Warum, würden Sie sagen, sind Sie ohne politische Erfahrung qualifiziert für das Amt des Bürgermeisters?

Jirka Möller: Der Vorstand der AfD Lippe hat mich angesprochen und gemeint: &bdquo;Du kannst das. Wenn nicht du, wer dann.“ Die Berliner Politik, das sollen lieber Profis machen, die das studiert haben. In der Kommunalpolitik geht es jedoch um die Menschen vor Ort. Und da habe ich mich in den vergangenen Jahren umgehört, zum Beispiel bei Spaziergängen mit meinem Hund. Ich hab jetzt so lange nichts getan. Ich will Gas geben.

Was läuft derzeit lokalpolitisch von AfD-Seiten in Extertal?

Jirka Möller: Momentan gar nichts. Ich bin die AfD in Extertal.

Sie waren eine Zeit lang Mitglied der Partei DIE PARTEI. Nun sind Sie in eine Partei eingetreten, die laut Bundesamt für Verfassungsschutz als in Teilen gesichert rechtsextremistisch gilt.

Jirka Möller: Das musste ja wieder zurückgenommen werden*, weil die Frau Faeser da richtig Mist gebaut hatte. Ich bin nicht rechts und ich bin auch nicht rechtsextrem. Und 80 Prozent des Programms passen genau zu dem, was ich meine, was richtig wäre für dieses Land.

Faktencheck: Die in der Frage genannte Aussage musste nicht wieder zurückgenommen werden. Die AfD wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall geführt. Eine im Mai 2025 erfolgte Hochstufung zur gesichert rechtsextremen Bestrebung ist aktuell wegen eines laufenden Verfahrens öffentlich ausgesetzt.

Welche Sorgen und Nöte nehmen Sie bei den Extertalern wahr?

Jirka Möller: Ich wurde hier vor dem Supermarkt schon angesprochen von Müttern, die sich Sorgen machen, weil ihre Kinder in den Kitas und Schulen geschlagen werden und gemobbt. Da kriege ich eine Gänsehaut. Und dann werden ihre Kinder nicht verstanden, weil die anderen kein Deutsch sprechen. Dadurch wird auch der Unterricht aufgehalten. Ich würde den ausländischen Schülern erst mal in einer eigenen Klasse Deutsch beibringen. Innerhalb von drei Jahren können die das fließend. Nachher kann man sie dann wieder zusammentun. So werden doch beide Seiten glücklich und zufrieden.

Die Unterbringung von Geflüchteten läge in Ihrem Zuständigkeitsbereich. Wie würden Sie damit umgehen wollen?

Jirka Möller: Man kann sich gegen die Zuteilung von Flüchtlingen kaum wehren. Das ist nun mal Bundesgesetz. Aber man kann vielleicht doch bestimmen, wo die Standorte sind, wo diese Heime gebaut werden, etwa in Bezug auf Schulwege. Das muss man vorher abwägen: Wie mache ich es, dass die Menschen sich gar nicht religiös in die Quere kommen?

Sie halten eine stärkere Abgrenzung der Bevölkerungsgruppen für sinnvoll?

Jirka Möller: Wie in der Schweiz bei den Freibädern? Ja. Die lassen jetzt nur noch Schweizer rein mit einem Schweizer Pass.* Das können Leute mit Migrationshintergrund sein. Das ist kein Problem. Aber sie müssen Schweizer sein.

Faktencheck: Die angesprochene Einlassregelung ist in der Schweiz eine Ausnahme. So ist vom 4. Juli bis 31. August 2025 lediglich das Freibad in Pruntrut für nicht in der Schweiz ansässige Personen geschlossen – mit Ausnahmen u.a. für Touristen und Personen mit gültiger Aufenthaltsbewilligung. Die Maßnahme wurde als vorübergehend und außergewöhnlich deklariert – mit Beobachtung durch die Behörden und möglicher vorzeitiger Aufhebung.

Warum braucht Extertal Ihrer Meinung nach die AfD im Rat?

Jirka Möller: Der alte Bürgermeister war ein hervorragender Bürgermeister. Das sagen alle, ich kann mich nur anschließen. Ich würde nicht sagen, dass es der Extertaler Politik an irgendetwas fehlt. Man müsste nur mehr in Richtung gesunder Menschenverstand machen. Investieren würde ich für die Bürger. Kindergärten, Schulen, den Sportverein, vielleicht ein Ärztehaus. Mal gucken, was die Straßen so machen und die öffentlichen Einrichtungen, und dass man ein bisschen Kultur nach Extertal bringt.

Sie legen einen Fokus auf Bürgersprechstunden.

Jirka Möller: Aber ich will noch weitergehen und, was die AfD ja auch im Bund vorhat, Bürgerabstimmungen machen, wenn es um eine wichtige Sache geht. Etwa die Frage, was nehmen wir an Steuern von den Selbstständigen, von den Firmen? Kann man das vielleicht ein bisschen runterschrauben, sodass im Endeffekt für die Leute mehr Geld übrig bleibt?

Wie stehen Sie zur Windkraft?

Jirka Möller: Ich bin nicht für Windkraft. Mit der, die wir haben, müssen wir natürlich arbeiten und versuchen, Nutzen daraus zu ziehen. Doch die Anlagen sind sehr umweltschädlich, weil viel zerstört wird von den Investoren. Ohne Staatssubventionen will man das gar nicht hinstellen, weil es sich nicht rentiert. Und die Kosten für einen Rückbau sind sehr hoch.

Sie plädieren für Atomkraft?

Jirka Möller: Deutsche Wissenschaftler haben in Südafrika ein Atomkraftwerk gebaut, das Atommüll auf ein Minimum reduziert und der Rest sich in ein paar Hundert Jahren abbaut. Das ist alles schon erfunden.* Nur ein Herr Habeck hat immer noch seinen &bdquo;Atomkraft-Nein-Danke“-Aufkleber aus den 80ern.

Faktencheck: Moderne Windkraftanlagen sind effizient und können sich innerhalb von 10 bis 15 Jahren amortisieren – bei einer Lebensdauer von etwa 20 bis 25 Jahren. Sie erzeugen innerhalb von wenigen Monaten die Energie, die zu ihrer Herstellung benötigt wurde. Südafrika entwickelte ab den 1990er-Jahren gemeinsam mit deutschen Partnern den Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) – ein innovatives Atomreaktorkonzept auf Basis der deutschen Kugelhaufen-Technologie. Ziel war ein besonders sicherer, modularer Reaktor mit deutlich weniger Atommüll. Das Projekt wurde 2010 aus Kostengründen gestoppt, noch bevor ein Prototyp gebaut wurde.

Was brennt den Leuten noch unter den Nägeln?

Jirka Möller: Die hohen Preise. Das ist natürlich Bundes- oder auch Landespolitik. Ich kann die Themen an die Landesregierung weitergeben, so dass die sie im Landtag einbringen. Erst mal ist wichtig, dass man über die Leute nicht so arrogant hinweggeht wie die Bundespolitik. Wenn das so weitergeht, sind wir in den nächsten vier, fünf Jahren wirtschaftlich gesehen kaputt. Wenn sie uns bis dahin noch nicht ganz überfallen haben.

Wer soll uns überfallen?

Jirka Möller: Wir haben hier in Europa Millionen Islamisten, und wenn die im Iran sagen, &bdquo;jetzt“, dann schlagen die hier in ganz Europa los. Das ist eine Invasion. Die brauchen nur einen Fingerschnipp.* Das sind hörige Leute. Es ist ein ungutes Gefühl. Und es kommen ja jeden Tag mehr. Die Grenzen sind ja nicht zu. Die dürfen wir auch gar nicht zumachen!

Faktencheck: Die Aussage bedient sich Verschwörungsmythen über die &bdquo;Islamisierung“ Europas und projiziert dabei eine externe Steuerung durch den Iran. Solche Narrative sind vereinfachend, emotionalisierend und politisch aufgeladen – bei fehlender faktischer Grundlage.

Warum?

Jirka Möller: Weil die EU uns sonst einen Vogel zeigt. Und die Siegermächte. Wir sind kein souveränes Land.* Wir haben nur Teilsouveränitäten bekommen nach dem Krieg. Nein, das ist keine Verschwörungstheorie, das hat ja sogar der Herr Schäuble gesagt. Live, im Fernsehen.

Faktencheck: Seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 ist Deutschland voll souverän. Der entscheidende Schritt war der Zwei-plus-Vier-Vertrag. Schäuble bezog sich 2011 in der erwähnten Rede beim European Banking Congress in Frankfurt - die nicht &bdquo;live im Fernsehen“ übertragen wurde - nicht auf die völkerrechtliche Souveränität Deutschlands. Vielmehr argumentierte er, dass im Zeitalter der EU-Integration die klassische Vorstellung eines nationalen Regelungsmonopols im modernen, globalisierten Europa nicht mehr gilt.

Gendern Sie?

Jirka Möller: Nein. Weil das eine Verrohung der deutschen Sprache ist. Das ist George Orwell.*

Faktencheck: George Orwell zeigt in seinem Buch &bdquo;1984“, wie ein totalitärer Staat durch radikale Sprachplanung die Ausdrucksfähigkeit und damit das Denken seiner Bürger einschränken kann. Rechte Verschwörungsnarrative übernehmen das Bild von Orwells &bdquo;Newspeak“ und behaupten, Sprache werde heute bewusst manipuliert, um Kritik und Andersdenken zu unterbinden.

Zur Person Jirka Möller ist 53 Jahre alt und lebt seit sechs Jahren in Almena. Er ist zwei Mal geschieden, hat drei erwachsene Kinder. Aufgewachsen in Bad Oeynhausen lebte er auch schon in Eckernförde, Dörentrup, in Brandeburg und Mecklenburg-Vorpommern. Als gelernter Koch kam er zur Marine, machte dort eine Ausbildung zum Waffenmechaniker, wurde Stabsunteroffizier und fuhr als Koch zur See.

Später arbeitete Möller nach eigenen Angaben viele Jahre in der gehobenen Küche. Aufgrund einer Lebensmittelallergie folgten ab 2001 nach einer Umschulung Stationen als Einzelhandelskaufmann, als Selbstständiger im Vertrieb sowie als Bauleiter in der Verkehrstechnik. Nach einem schweren Arbeitsunfall auf der Autobahn beziehe er heute eine Berufsunfähigkeitsrente. Möller war zeitweise Mitglied der linken Satirepartei DIE PARTEI.

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