Teilnehmer im christlichen Zeltlager in Extertal spielen Häftling - ist das kindgerecht?

Extertal. Die freie-evangelische Gemeinde Extertal und die Gemeinde am Grasweg Lemgo haben in den vergangenen zwei Wochen wie jedes Jahr als &bdquo;Lippe SOLA“ ein christliches Abenteuer-Zeltlager veranstaltet. Dabei sollen wichtige Werte wie Nächstenliebe vermittelt werden. Außerdem schlüpfen die Kinder und Jugendlichen im Alter von neun bis 16 Jahren in eine bestimmte Rolle. In den vergangenen Jahren waren das Piraten, Goldgräber oder Samurai. In diesem Jahr war die Szenerie am Grennerberg in Extertal ein Gefängnis, samt Direktor, Wärtern, Wachturm und eben Häftlingen (den Teilnehmern).

Die LZ hat mit Freizeit-Leiterin Tabea Ostermeier (31) aus Lemgo darüber gesprochen, wie sie und die anderen ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter auf die Idee kamen und ob die Kinder wirklich eingesperrt waren.

Frau Ostermeier, wie entstand die Idee zum diesjährigen Zeltlager-Thema &bdquo;Zelle 25“?

Tabea Ostermeier: Aus der Bibel heraus. Wir werden alle als sündige Menschen geboren und leben dadurch in einer Gefangenschaft, aus der wir uns mit unseren eigenen Taten nicht befreien können. Es ging darum, zu erkennen, was echte Freiheit im Leben bedeutet.

Muss man für diesen religiösen Vergleich solch eine Geschichte inszenieren?

Tabea Ostermeier: Nein, dieser Vergleich lässt sich auch mit anderen Themen darstellen. Gemeinsam mit dem Mitarbeiter-Team von 2024 wurde das Thema festgelegt und ausgearbeitet.

Wie wurde diese Idee im Zeltlager umgesetzt?

Tabea Ostermeier: Abends suchte ein Scheinwerfer den Platz nach möglichen Ausbrechern ab. Die Teilnehmer buddelten Löcher, um aus dem Gefängnis freizukommen. Doch sie schafften es nicht. Dann hat sich ein unschuldiger Gefängniswärter für sie geopfert, so wie Jesus damals für uns am Kreuz gestorben ist, und die Gefangenen wurden begnadigt und erhielten die Freiheit.

Aber die Teilnehmer waren nicht wirklich eingesperrt, oder?

Tabea Ostermeier: Nein, sie haben in Zelten übernachtet, die in Blöcke eingeteilt und durch Bauzäune abgetrennt waren. Die waren aber nie abgeschlossen. Es war also nie jemand wirklich gefangen. Alle konnten sich frei auf dem Gelände und im Wald bewegen.

Trotzdem: Ist das nicht ein bisschen heftig für Kinder?

Tabea Ostermeier: Wir haben uns in dem Jahr der Vorbereitung intensiv damit auseinandergesetzt, dass die Teilnehmer eine spannende Geschichte erleben, die auch ihnen Freude bereitet. So gab es lustige Charaktere, humorvolle Anspielungen und gute Gemeinschaft in den Gruppen.

Können Sie verstehen, dass das Szenario für Außenstehende befremdlich wirken kann?

Tabea Ostermeier: Ja, ich kann verstehen, dass es zunächst komisch wirken kann, wenn man den Hintergrund nicht kennt. Wir haben auch darüber nachgedacht, ob man das in der heutigen Zeit noch umsetzen kann - auch wegen des Kinderschutzes. Wir sind alle geschult. Und da wir keine Befehle wie in einem Gefängnis gegeben und alles offen und frei gestaltet haben, sehen wir da keine Probleme.

Was haben Sie noch in den zwei Wochen gemacht?

Tabea Ostermeier: Wir haben verschiedene Geländespiele gemacht - auf der Wiese und auch im Wald. Wir haben Volleyball und Jugger gespielt, Bänke und Schuhregale selbst aus Holz gebaut, gemalt und zusammen am Lagerfeuer gesungen, Stockbrot und Schokobananen gegessen.

Wie war die Resonanz der Eltern, die ihre Kinder angemeldet haben?

Tabea Ostermeier: Wir hatten mehr Anmeldungen als im vergangenen Jahr, aber noch nicht wieder so viele wie vor Corona. In der ersten Woche waren 100 Teenager dabei, in der zweiten Woche noch einmal 100 Kids. Die kommen nicht nur aus Extertal und Lemgo.

Hatten Teenager und Kids das gleiche Programm?

Tabea Ostermeier: Die grobe Fassung des Programms war gleich. Es wurde aber in den Details an die Lebenswelt der jeweiligen Altersgruppen angepasst. So wurde bei den Teens eine Freiheitsparty gefeiert und bei den Kindern gab es kreative und sportliche Workshop-Angebote.

Und wie war die Rückmeldung der Teilnehmer?

Tabea Ostermeier: Das Wetter war oft kalt und nass, das machte es etwas anstrengend. Aber dafür haben die Abendveranstaltungen mit der Pokalvergabe für besondere sportliche Leistungen oder im Putzen oder Bauen sehr viel Spaß gemacht. Die Teilnehmer erwähnten in ihren Rückmeldungen sehr häufig die tollen Lagerfeuerabende und die gute Gemeinschaft. Ebenfalls beliebt waren das Bauen mit Holz, die Geländespiele und viele weitere Outdoor-Aktivitäten.

Also gab es keine Beschwerden bezüglich des Gefängnis-Szenarios?

Tabea Ostermeier: Ein Teilnehmer kam sogar auf mich zu und meinte, dass er extra wegen des Themas dabei sein wollte, weil es ihn interessierte. Auch von den anderen wurde das Thema als sehr atmosphärisch und insgesamt positiv wahrgenommen.

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