Jung kauft Alt: Neues Leben in alten Gemäuern

Horn-Bad Meinberg. Leerstehende Immobilien älteren Baujahrs sind ein Problem: Sie werden nicht schöner, wenn sie nicht bewohnt und gepflegt werden. Wer nach den eigenen vier Wänden strebt, baut oder kauft in der Regel neu. Dabei kann die Herrichtung eines Altbaus auf moderne Standards durchaus eine Alternative sein. Um das zu fördern und Leerstände zu minimieren, hat die Stadt 2011 das Förderprogramm &bdquo;Jung kauft Alt" aufgelegt. Es gilt als recht erfolgreich, könnte durch die Entwicklung am Immobilienmarkt aber obsolet werden.

Bis zu 9000 Euro können Altbaukäufer von der Stadt als Zuschuss bekommen, verteilt über sechs Jahre. Die Basisförderung ist 600 Euro pro Jahr, je Kind werden 300 Euro draufgelegt bis zur Förderhöchstgrenze von 1500 Euro jährlich.

Das Förderprogramm soll Bedenken ausräumen Altbauten haben für den Käufer aber nicht selten Überraschungen parat – niemand weiß, was sich unter Putz oder Bodendielen an Reparaturbedürftigem verbirgt und die Baufinanzierung ins Wanken bringen kann. Daher enthält das Förderprogramm auch die Möglichkeit, ein Altbaugutachten erstellen zu lassen, das von der Stadt entsprechend dem obigen Schlüssel mit bis zu 1500 Euro bezuschusst wird. Letzteres ist kaum in Anspruch genommen worden – ganze sechs Gutachten wurden seit Auflage des Förderprogramms in Auftrag gegeben. Fast zehnmal so viele Altbaukäufe hingegen wurden damit unterstützt – nach Zählung der Verwaltung sind es 57 laufende Förderungen.

Ursprünglich sollte &bdquo;Jung kauft Alt" dazu dienen, im historischen Stadtkern Horn Leerstände zu bekämpfen – zusätzlich zu anderen Maßnahmen der Wohnumfeldverbesserung und um zu verhindern, dass Häuslebauer ihren Blick nur auf die ausgewiesenen Neubaugebiete der Stadt richten. Man orientierte sich dabei an der Gemeinde Hiddenhausen, wo ein solches Programm mit 140 laufenden Förderungen sehr erfolgreich lief und mehr als die Hälfte der Zuschussempfänger von außerhalb in den Ort zog.

Solange sich das Programm &bdquo;Jung kauft Alt" auf den historischen Stadtkern Horn beschränkte, war die Nachfrage eher verhalten – 14 Fördermaßnahmen wurden bis Anfang 2015 gezählt. Dann beschloss der Rat die Ausweitung auf das gesamte Stadtgebiet. Seitdem wurden 43 Anträge bewilligt – nur sieben davon in der Altstadt Horn. Anfangs standen 25.000, seit 2019 45.000 Euro jährlich zur Verfügung. Wegen der guten Nachfrage reicht das Budget aber nicht mehr aus – der Stadt liegen fünf Förderanträge vor, die sie derzeit nicht bewilligen kann. 2250 Euro würden in diesem Jahr, 3900 Euro ab 2021 zusätzlich benötigt. Derzeit kann die Politik dafür kein grünes Licht geben – Rats- und Ausschuss-Sitzungen finden momentan nicht statt.

Seit dem Start des Förderprogramms hat sich allerdings die Lage auf dem Immobilienmarkt verändert – die Preise sind gestiegen, auch Altbauten sind gut nachgefragt. Nach Ansicht der Verwaltung stellt sich daher die Frage, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, die Motivation zum Hauskauf durch Zuschüsse aus der Stadtkasse zu befeuern – oder ob man nicht zum ursprünglichen Sinn des Programms zurückkehren und sich auf die Altstadt Horn konzentrieren sollte. Eine Frage, die nur die Politik entscheiden kann.

Für die Altstadt muss noch mehr getan werden Die Politik will am Förderprogramm &bdquo;Jung kauft Alt" festhalten. Im Hinblick auf die Situation in der Altstadt Horn gibt es allerdings unterschiedliche Einschätzungen.

Die CDU-Fraktion will die Fortsetzung des &bdquo;Erfolgsprogramms" unterstützen, und zwar für das gesamte Stadtgebiet. Kein Stadtteil dürfe übervorteilt werden, sagte Dr. Alexander Martin auf Nachfrage der LZ. Es biete einen Anreiz, reiche aber für eine wirkliche Kehrtwende im Altstadtbereich nicht aus. &bdquo;Hier sind vor allem strukturelle Maßnahmen erforderlich, denen ein konzeptioneller Plan zugrunde liegt", so Martin. Die CDU-Fraktion habe im Rahmen der Haushaltsberatungen dazu einen weitreichenden Vorschlag gemacht. Es sei richtig, Objekte zu erwerben, die auf dem freien Markt vor allem Immobilien-Heuschrecken anziehen. Nun müsse ein Konzept her, was man damit machen will. Darüber solle in einer Sondersitzung &bdquo;Kernstrategie Altstadtimmobilien" beraten werden, die schnellstmöglich tagen müsse. Um die Altstadt aufzuwerten, müsse man auch den Abbruch von Schrott-Immobilien erwägen.

Die SPD findet, dass das grundsätzliche Förderziel von &bdquo;Jung kauft Alt" angesichts der Probleme in der Hornschen Altstadt aktueller denn je ist. Das Leben dort und damit in Altbauten solle dauerhaft und nachhaltig gefördert werden, so Fraktionsvorsitzender Manfred Vogt. Der Aufkauf von Problem-Immobilien zum Zwecke der Elendsvermietung an Zuwanderer aus Südost-Europa müsse unterbunden werden. Durch Ankäufe problematischer Häuser habe die Stadt quasi aus städtebaulicher Notwehr in den Markt eingegriffen und sei unerwünschten Ankäufen zuvor gekommen. Mit Gründung einer Immobiliengesellschaft, die die SPD beantragt habe, sollten diese wieder Wohnzwecken zugeführt werden. Es müssten aber weitere Anreize zusätzlich entwickelt werden. &bdquo;Die Einstellung dieses Förderprogramms wäre für die Aufwertung des Historischen Stadtkernes ausgesprochen kontraproduktiv", so Vogt, der sich dafür ausspricht, den Fokus des Programms wieder auf die Altstadt Horn zu legen. Falls Mittel fehlten, um Anträge zu bewilligen, sollten diese pragmatisch zur Verfügung gestellt werden.

Das &bdquo;BürgerBündnis" unterstütze diese Förderung junger Familien sehr gerne, sagt Frank Kuhlmann – und zwar nicht nur im Stadtkern Horn, sondern im gesamten Stadtgebiet. Gerade auch in den kleineren Stadtteilen trage die Förderung dazu bei, Leerstand von Wohnraum zu vermeiden. Das dürfe der Rat nicht vernachlässigen. Denn Leerstände drohten vor allem in den Dörfern, gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels in der Gesellschaft. Das Programm sollte seinerzeit durch den Verkauf von Bauland am Schäferweg finanziert werden, so Kuhlmann. Ihn wundert, dass der Etat erschöpft ist: &bdquo;Warum sich hier eine Finanzierungslücke ergibt, ist für uns als BürgerBündnis schleierhaft."

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