Gericht bestätigt Geldbuße: Entenkrug ist gastronomischer Betrieb

Horn-Bad Meinberg. Gut gemeint ist nicht immer gut, erst recht nicht in Coronazeiten. Weil die Bewohner des Entenkrugs im Frühjahr 2020 fremde Menschen auf ihrer Terrasse mit Kaffee und Kuchen bewirteten, obwohl alle Gastronomiebetriebe zu diesem Zeitpunkt zur Eindämmung des Coronavirus geschlossen bleiben mussten, hat das Amtsgericht Detmold sie jetzt zu einer Geldbuße von 4.000 Euro verurteilt.

Verhandelt wurde ein Vorfall, der sich am 19. April 2020, einem Sonntag, ereignet hatte. Mitarbeiter des städtischen Bauhofes waren auf ihrer Kontrollfahrt am Entenkrug vorbeigekommen und hatten dort Menschen auf der Außenterrasse gesehen – &bdquo;zwischen fünf und sieben", wie einer der beiden Mitarbeiter im Zeugenstand sagte, die an den Tischen im Biergarten bei Kaffee und Kuchen gesessen hatten. Es kam zur Anzeige, die Stadt verschickte einen Bußgeldbescheid über 4.000 Euro. Dagegen legten die Eheleute Einspruch ein, den die Stadt abwies. In der Gerichtsverhandlung hat die Richterin das Bußgeld bestätigt.

Gericht bestätigt Bußgeld

Das Ehepaar argumentierte, es handele sich bei dem ehemaligen Ausflugslokal am Norderteich nicht um ein Gastgewerbe, sondern um sein Privathaus, Kaffee und Kuchen würde den Gästen geschenkt. Zudem sei auf Hygieneregeln und Abstände geachtet worden. &bdquo;Das, was andere im Kleinen machen – Familie und Freunde einzuladen und zu bewirten – vollziehen wir im Großen", erläuterte die Ehefrau ihr Lebensziel vor Gericht. Für sie und ihren Mann, einen ehemaligen katholischen Priester, sei das &bdquo;sichtbar gemachte Liebe": &bdquo;Und Liebe kostet nichts." Diese Begründung aber ließ die Richterin nicht gelten. Sie sah in dem Einkehrhaus sehr wohl einen gastronomischen Betrieb, denn es würden Speisen und Getränke zum Verzehr vor Ort ausgeschenkt: &bdquo;Und der fällt unter die Coronaschutzverordnung, egal, ob er kommerziell ist oder nicht."

Damit gab sie der Auffassung der Stadt recht. &bdquo;Dem äußeren Eindruck nach ist der Entenkrug für Fremde immer noch eine Gaststätte, im Schaukasten und Aufstellern laden Sie zu Kaffee und Kuchen ein – daran hat sich nichts geändert", hatte Rainer Holste vom Fachbereich Ordnung zuvor ausgeführt: &bdquo;Das wird übrigens auch von den anderen Gastronomiebetrieben in der Gegend so wahrgenommen, die ebenfalls nicht öffnen dürfen."

Die Coronaschutzverordnung habe nicht nur das Gewerbe im Blick, sondern ausdrücklich auch &bdquo;andere gastronomische Einrichtungen". &bdquo;Ihre Idee des Schenkens ist sicherlich eine schöne Sache", betonte die Richterin. In der Coronazeit gehe es aber darum, dass sich möglichst wenig Menschen treffen sollten. Und wenn wie im Falle des Einkehrhauses, auf der Internetseite und in Aushängen vor Ort Menschen explizit eingeladen würden, gebe es keinerlei Möglichkeiten, die Besucherzahlen zu begrenzen.

Stadt hat Anhaltspunkte für weitere Verstöße

Neben dem Bußgeld in Höhe von 4.000 Euro müssen die Entenkrug-Bewohner auch die Kosten des Verfahrens tragen. Sie haben aber die Möglichkeit, Rechtsmittel einzulegen. Das würden sie nun in Erwägung ziehen, sagten sie gegenüber der LZ. Die Stadt will zunächst ein rechtskräftiges Urteil abwarten. Sie hat in der Zwischenzeit immer wieder Kontrollen am Entenkrug durchgeführt und Anhaltspunkte für weitere mögliche Verstöße gesammelt.

"Einkehrhaus" Bis zum Jahre 2016 war das Waldhotel Entenkrug ein Ausflugslokal am Norderteich, mitten im Wald am Rande des Naturschutzgebietes, das Besitzer Siegfried Kersting 13 Jahre betrieb. Die Immobilie hat laut Kersting eine Nutzfläche von rund 1.200 Quadratmetern, verteilt auf drei Etagen. Aus Personalmangel gab Eigentümer Kersting auf und suchte per Immobilienanzeige einen Käufer.

Das Ehepaar aus Wuppertal wollte das Anwesen erwerben, zahlte eigenen Angaben zufolge rund die Hälfte des Preises, den Kersting verlangte. Der Deal platzte, der Kaufvertrag wurde annulliert. Das Ehepaar lebt seither im Entenkrug und hat es zu einem Privathaus, einem &bdquo;Einkehrhaus", umfunktioniert. Es würde nach eigenen Angaben die Kaufverhandlungen gerne weiter fortführen. Kersting möchte die Immobilie gerne anderweitig verkaufen. Es gebe auch eine Interessentin, die die Gaststätte wieder eröffnen wolle, sagt der Herrentruper.

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