Kabarettist Urban Priol nimmt sich in Bad Meinberg den aktuellen Wahlkampf vor

Horn-Bad Meinberg. Stellt Mercedes auf einmal Fahrräder her? Versucht sich Porsche an Nähmaschinen? Und fertigt Bosch Wachskerzen? Mit diesen rhetorischen Fragen geißelt der politische Kabarettist Urban Priol den aktuellen Wahlkampfschlager vom Untergang des Abendlandes, wenn die Bundestagswahl eine linke Regierung an die Macht bringen sollte. &bdquo;Die Grünen sind die neuen Russen", formuliert er spöttisch und zeigt die Parallele zum Wahlkampf der 50er Jahre auf, als das konservative Lager für den &bdquo;falschen Wahlausgang" das Schreckgespenst einer Invasion der kommunistischen Weltmacht an die Wand malte.

Der bekannte Fernseh-Kabarettist liefert im Kurtheater Bad Meinberg beißende Satire über Merkel, Corona und den Verschwörungstheorien-Poker am Stammtisch ab. Er teilt vor allem gegen die regierende große Koalition aus, bleibt aber bei allen rechten und linken Haken im Ton charmant und versöhnlich. Und deshalb hat das Publikum im ausverkauften Kurtheater (699 Sitzplätze) großen Spaß. &bdquo;Herrlich, herrlich", bringt die Dame in der ersten Reihe unter Lachglucksern hervor. &bdquo;Ja, einfach toll", bestätigt ihre männliche Begleitung.

Priols Programm steht unter dem Motto &bdquo;Im Fluss". Der Titel spielt auf das Wort des griechischen Philosophen Heraklit an: &bdquo;Niemand kann zweimal in den selben Fluss steigen, denn alles fließt und nichts bleibt. " Der Titel passt sehr gut, denn Priols Satire weiß sich der Aktualität verpflichtet. So spießt er Politiker-Sätze auf, die man eben erst noch in der &bdquo;Tageschau" oder bei den &bdquo;Tagesthemen" gehört hat.

Poltern "von unten" Die schärfsten Treffer landet er mit seinem ausgesprochen parodistischen Talent und Temperament. Ob er die Bundeskanzlerin imitiert, Gesundheitsminister Jens Spahn, Finanzminister Olaf Scholz oder irgendeine andere Größe der aktuellen politischen Bühne: Immer gerät die Parodie schreiend komisch und fordert dem Publikum Lachsalven ab. Und dann gibt er auch noch den Franz Josef Strauß, wie der &bdquo;von oben, nein von unten" poltert angesichts der Unfähigkeit aktueller Politiker zu &bdquo;richtigen Skandalen". Baerbocks Weihnachtsgeld und Bonus-Einnahmen in jeweils vierstelliger Höhe kommen dem bayrischen Poltergeist lächerlich vor. Er habe doch vorgemacht, wie das richtig geht, und der Spaß fange doch so recht erst bei der Siebenstelligkeit der Summen an. Am härtesten aber geißelt der bayrische Altmeister perfekter Korruption das Versagen von CDU-Politikern, die sich bei Aktionen wie der überteuerten Maskenbeschaffung auch noch erwischen lassen. Corona habe die Sitten ruiniert. &bdquo;Man gibt sich nicht mehr die Hand, sondern hält sie auf."

Besonderes Vergnügen zeigt Kabarettist Priol dabei, die CDU-Wahlkampfstrategie anzuprangernn. Das sehe doch so aus, als wenn Merkel und Söder ihren Spitzenkandidaten bei den Händen nähmen und sagten: &bdquo;Engelchen flieg!" Dann klärt der Spötter noch auf, wie der Name Armin Laschet zu verstehen sei: &bdquo;Vorne arm und hinten lasch." Was die Konservativen versuchten: &bdquo;Im Schlafwagen an die Macht, um es sich auf dem toten Gleis gemütlich einzurichten." Das sieht nun alles sehr nach Parteinahme aus. Und die gibt Urban Priol dann auch humorig zu. &bdquo;20 Jahre lang haben wir Kabarettisten die CDU vergeblich auf die Prozentzahl bringen wollen, wo sie jetzt steht. Und kaum haben wir anderthalb Jahre Berufsverbot, macht sie das selbst." Und dann eine Breitseite gegen den &bdquo;Gendergaga": Die Lage der Politik müssten auch &bdquo;die Letzten und Letztinnen" erkennen. &bdquo;Meine Damen und Herren" dürfe man jetzt noch sagen, auch wenn die Deutsche Bahn – ganz gegen ihre Fahrgewohnheiten – gendertechnisch vorgeprescht sei.

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