Horn-Bad Meinberg. An fast allen Horn-Bad Meinberger Schulen sind die Räume knapp, und es gibt erheblichen Investitionsbedarf. Das ist eines der Ergebnisse der Fortschreibung des Schulentwicklungsplans, den das Büro Thomaßen Consult für die Stadtverwaltung und die Lokalpolitik erstellt hat.
Der Plan bildet den prognostizierten Bedarf bis zum Schuljahr 2027/28 ab. Besonders genau hat das Beratungsbüro bei der Grundschule Bad Meinberg hingesehen, die ja nun auch die Schüler des bisherigen Teilstandorts Belle aufnehmen muss. Außerdem wurden zu beschulende Flüchtlinge, die Pflicht zur Inklusion und der geplante Rechtsanspruch auf eine Betreuung in der Offenen Ganztagsschule (OGS) thematisiert.

Rückläufige Zahlen an Gymnasium und Sekundarschule
Während in den vergangenen Jahren im Grundschulbereich die Schülerzahlen über die Jahre zurückgingen, geht der Schulentwicklungsplan nun mittelfristig von einer Stabilisierung aus, denn anders als im Landesdurchschnitt, steigt die Bevölkerungszahl Horn-Bad Meinbergs leicht an. Um den künftigen Bedarf an OGS-Plätzen kalkulieren zu können, bemüht Thomaßen Consult zwei Szenarien: Bei Betrachtung der bisherigen Entwicklung wird ein Zuwachs von 23 Plätzen vorausgesagt. Bei einem künftigen Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz, geht das Büro davon aus, dass maximal 80 Prozent der Eltern diesen auch nutzen würden. Dann wären 422 Plätze erforderlich. Um die künftige Entwicklung besser abschätzen zu können, empfehlen die Kölner Berater der Stadt ein Befragung der Eltern von Kindern im Vorschulbereich.
Bei der Sekundarschule und beim Gymnasium sind die Schülerzahlen aktuell leicht rückläufig. Beim Gymnasium vermuten die Berater den Grund im Wechsel zur verkürzten Schulzeit G8. Eltern, die G9 vorzogen, hätten ihre Kinder stattdessen auf die Gesamtschule geschickt. Seit Schuljahr 2018/19 ist auch das Gymnasium zu G9 zurückgekehrt. Das werde nun dort zu steigenden Schülerzahlen führen, sagen die Berater.
Hohe Zahl an pendelnden Schulkindern
Überrascht hat Thomaßen Consult die mit 30 hohe Zahl der Auspendler im Primarbereich – also der Eltern, die ihre Kinder an Grundschulen außerhalb der eigenen Kommune angemeldet haben. „Das sollte weiter beobachtet werden", mahnte Jürgen Thomaßen. Er vermutet, dass dies mit der Schließung des Grundschule-Teilstandorts Belle zusammenhängt. Außerdem habe in Schlangen mit dem Schuljahr 2019/20 eine private Gesamtschule ihren Betrieb aufgenommen.
Bei der Betrachtung der einzelnen Schulen im Detail ist die Sekundarschule die einzige, bei der die Berater keinen Handlungsbedarf in Bezug auf die Zahl der Räume sehen. Zwar gibt es dort einen zeitnahen Sanierungsbedarf besonders im Hinblick auf den Brandschutz, was aber nicht im Rahmen der Schulentwicklungsplanung untersucht worden ist.
Es wird teuer
Für das Gymnasium sieht Jürgen Thomaßen baulichen Handlungsbedarf. Den Berechnungen nach fehlen dort drei Klassenräume und fünf Inklusionsräume. „Der durch G9 absehbare Mehrbedarf wird sich dabei ab 2026/27 zeigen, so dass aus Sicht des Beratungsbüros eine Baumaßnahme unumgänglich ist", heißt es im Schulentwicklungsplan. Als Kosten-„Hausnummer" stehen im Schulentwicklungsplan 891.000 Euro. „Das basiert auf einer reinen Rechnungsgröße, die vom Land NRW genutzt wird", stellte Jürgen Thomaßen im Schulausschuss klar. Das Land rechne mit 1500 Euro pro Quadratmeter. Wegen der aktuell hohen Baukosten hat er einen Aufschlag von sieben Euro pro Quadratmeter verwendet. „Es kann deutlich teurer werden. Die Zahlen dienen nur dazu, die Größenordnung der Baumaßnahme besser erfassen zu können. Und ich bin kein Architekt", machte Jürgen Thomaßen deutlich. „Ich habe nicht geprüft, ob für Anbauten vor Ort überhaupt Platz ist."
Der Grundschule Horn fehlen laut Schulentwicklungsplan ein Klassenraum, zwei Mehrzweckräume und drei Inklusionsräume (792.000 Euro). Wenn eine Dreizügigkeit der Grundschule festgeschrieben würde, könne eine Baumaßnahme vermieden werden. Die überzähligen Schüler müsse dann allerdings die Grundschule Bad Meinberg aufnehmen. Bei Nachfragen während der Ausschusssitzung wurde allerdings deutlich, dass Jürgen Thomaßen diese Möglichkeit nicht für sinnvoll hält, weil die Klientel der beiden Grundschulen sehr unterschiedlich ist und die Schulen ihre pädagogischen Ansätze darauf angepasst haben. Außerdem bedeute eine Deckelung auf Dreizügigkeit Klassengrößen bis 28 Kinder, sagte Schulleiter Bernd Strömich. „Dann ist unterrichten nicht mehr so erfolgreich möglich."
Ein Recht auf OGS-Betreuung
Das größte Sorgenkind der Kommune ist die Grundschule Bad Meinberg. Mit der Schließung ihres Teilstandorts Belle gibt es dort akut große Raumnot. „Wenn es ganz arg kommt, muss man mit dem ein oder anderen Container denken, den aber schnellstmöglich wieder abschaffen, denn Containerlösungen sind nie gut", sagte Jürgen Thomaßen im Schulausschuss. Sein Beraterbüro hat mittelfristig einen Bedarf von elf zusätzlichen Räumen (vier Klassenräume, ein Mehrzweckraum, ein Differenzierungsraum, vier Inklusionsräume, ein Besprechungsraum: 1.369.500 Euro) errechnet. Und für den Fall, dass das Recht auf OGS-Betreuung komme, würden etwa sieben Betreuungsräume benötigt. Hier sei zwar teilweise eine Doppelnutzung von Unterrichtsräumen möglich, allerdings sei der derzeitig Essbereich der Grundschule dann auf keinen Fall mehr ausreichend.
„In Anbetracht der erheblichen Investitionen, die erforderlich sind, den jetzigen Hauptstandort bedarfsgerecht anzupassen", solle überlegt werden, ob ein Neubau nicht sinnvoller sei – der dann ja auch gleich barrierefrei geplant werden könne, schreiben die Berater im Schulentwicklungsplan.