Der Feuerwehr mangelt es an Personal

Horn-Bad Meinberg . Im Jahr 2003 hat die Stadt einen Brandschutzbedarfsplan aufgestellt. Jetzt, 18 Jahre später, liegt der Entwurf der Fortschreibung dieses Plans vor. Das 160-seitige Werk beschreibt unter anderem, wo es der Freiwilligen Feuerwehr an Ausstattung mangelt und welche Gerätehäuser Nachbesserungsbedarf haben und zeigt auch einen erheblichen Personalmangel auf: Es gibt nur halb so viel Aktive wie eigentlich nötig wären.

Das Büro Forplan Dr. Schmiedel GmbH hat den Entwurf in Abstimmung mit Verwaltung und Feuerwehr verfasst. Forplan-Vertreter Markus Hasch, Feuerwehrleiter Stephan Beinker und Kreisbrandmeister Wolfgang Kornegger fassten die Ergebnisse im Ausschuss für Verkehr und Sicherheit zusammen.

Der Plan definiert Schutzziele und klassifiziert Gefahren, denen sich die Feuerwehr widmet: Brandschutz, technische Hilfeleistung, ABC-Gefahren (atomare, biologische oder chemische), sowie Sonderobjekt wie Hochhäuser oder bestimmte Industrieanlagen. Bei Bränden ist es für die Feuerwehr wichtig zu wissen, um welche Art von Gebäuden es sich handelt, um die richtige Ausrüstung einzusetzen. Ein brennendes Einfamilienhaus erfordert keinen Leiterwagen, ein mehrstöckiges Gebäude schon eher. In Beurteilungsklassen werden auch technische Hilfeleistungen und ABC-Gefahren eingeteilt.

Technische Hilfeleistungen in der Mehrheit Wie Hasch erläuterte, sind von 771 Einsätzen, die die Freiwillige Feuerwehr Horn-Bad Meinberg von Mai 2015 bis April 2020 gefahren hat, fast zwei Drittel auf technische Hilfeleistungen entfallen, der Rest waren zur Hälfte Brände oder Alarmierungen durch Brandmeldeanlagen. Die meisten Alarme wurden am Standort Horn verzeichnet (124/Jahr), gefolgt von Bad Meinberg (95). Deutlich ruhiger ist es in Belle-Billerbeck(13), Heesten (9), Leopoldstal (8) und Feldrom (6).

Wie viel Feuerwehr braucht eine Stadt wie Horn-Bad Meinberg? Dazu hat Forplan die Leistungsfähigkeit der Wehr zu messen versucht, zeitlich und/oder personell kritische Einsätze unter die Lupe genommen. Es gibt Definitionen, nach welcher Zeit die Wehr mit wie viel Personal und Gerät auf das gemeldete Schadensereignis reagieren soll. Wichtig ist auch, welche Qualifikationen die Feuerwehrleute haben, ob sie überhaupt verfügbar sind, weil z.B. der Arbeitsplatz auswärts ist oder Kinderbetreuung die Teilnahme am Einsatz verhindert. Laut Markus Hasch sind die Einheiten der Horn-Bad Meinberger Feuerwehr personell zu klein – 110 Feuerwehrleute gibt es (Stand 1. Juni 2020), 192 müssten es nach Forplan-Berechnungen sein.

&bdquo;Hier wäre deutlich mehr Engagement seitens der Bevölkerung notwendig", meinte Markus Hasch. Vor diesem Hintergrund sollten die ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute sich nicht auch noch um die Gerätewartung kümmern, sondern Dritten überlassen, schlug Hasch vor.

Forplan hatte sich auch die Gerätehäuser an den sechs Standorten angesehen und fast überall Verbesserungsbedarf gesehen – von autarker Notstromversorgung über bessere Umkleidemöglichkeiten bis hin zum Neubau. Der Zustand der Feuerwehrfahrzeuge – die Nutzungsdauer ist vielfach überschritten – und die Ausstattung der einzelnen Standorte mit Fahrzeugen und Gerät ist aus Forplan-Sicht verbesserungsbedürftig.

Engagement kostet viel Freizeit Feuerwehrchef Stephan Beinker und Kreisbrandmeister Wolfgang Kornegger steuerten Erkenntnisse aus der Praxis bei. Etwa die, dass es immer schwieriger sei, Menschen langfristig für die Feuerwehr zu begeistern. Immer mehr Aufgaben seien zu bewältigen, Feuerwehrleute müssten hochqualifiziert sein – das koste viel Freizeit. Feuerwehrhelfer, die Handlangertätigkeiten bei Einsätzen und Übungen übernehmen, könnte Beinker sich vorstellen. Kornegger berichtete von Kinderfeuerwehren für Sechs- bis Zehnjährige, die guten Zulauf hätten. Aber bis zur aktiven Wehr ist es eine lange Zeit. An den weiterführenden Schulen nach Unterrichtsschluss noch über die Feuerwehr zu informieren, bringe wenig, wenn die Schüler keine Aufmerksamkeit mehr aufbringen könnten. Es gebe aber einen vielversprechenden Modellversuch in Lemgo mit Neunt- und Zehntklässlern.

Fragen der Ausschussmitglieder betrafen zum Beispiel Einsätze an Windrädern, Löschwasserversorgung, Einsatzzeiten, die lange Beschaffungsdauer von Fahrzeugen, eventuelle Zusammenlegungen von Löschzügen oder Katastrophenfälle wie Hochwasser. Das A und O sei, die Bevölkerung rechtzeitig zu warnen, so Beinker. Er sei froh, dass in Horn-Bad Meinberg nicht wie andernorts die Sirenen abgebaut wurden, sondern sogar noch neue hinzukommen sollen.

Mit Blick auf andere festgestellte Mängel sagte Beinker, die Wehr müsse handlungsfähig sein, denn ihr Hauptaugenmerk sei der Schutz der Bevölkerung. &bdquo;Wir holen für Sie die Kohlen aus dem Feuer, dafür müssen Sie uns entsprechend ausstatten", brachte er es auf den Punkt. Es müsse nicht immer die große Katastrophe sein, die die Feuerwehr fordere, meinte er mit Blick auf die Schneemassen im Februar. Ein Rundum-Sorglos-Paket sei der Brandschutzbedarfsplan nicht: &bdquo;So etwas wie die Corona-Pandemie mit ihren Herausforderungen können Sie nicht vorhersehen." Ein Plan verlange stets Anpassung.

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