Eltern beklagen desolate Zustände im Kindergarten Silbergrund

Horn-Bad Meinberg/Leopoldstal. Melissa Möller ist ratlos und verärgert. Seit Monaten fällt im Kindergarten Silbergrund im Horn-Bad Meinberger Ortsteil Leopoldstal immer wieder die Betreuung aus. Wegen Krankheit, wegen Corona, wegen Urlaub. Kurzum: wegen Personalmangel bei den Erzieherinnen. Doch die Stadt als Träger der Einrichtung tue nichts gegen den Engpass, so ihre Meinung. "Mein vierjähriger Sohn geht seit August in den Kindergarten, war aber seitdem häufiger zuhause als in der Betreuung", sagt Möller. Immer wieder klingele am frühen Morgen ihr Telefon. In einer Nachricht im Whatsapp-Verteiler heiße es dann, dass die Betreuung kurzfristig ausfallen müsse oder in der bevorstehenden Woche nur verkürzt angeboten werden könne. Für viele berufstätige Eltern ein großes Problem.

Möller, die im Büro des familieneigenen Holztransportbetriebs arbeitet, muss in diesen Fällen dann ins Homeoffice ausweichen. Das sei mit einem vierjährigen Kind aber gar nicht so einfach, erklärt sie. "Viele der Eltern sind berufstätig, aber nicht jeder hat die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten. Andere mussten sich schon krank melden oder ihrem Arbeitgeber sagen, sie müssen los und ihre Kinder abholen, weil der Kindergarten wieder einmal früher schließt", beschreibt Möller die Misere. Hinzu kommt die Sache mit den Beiträgen: "Neben den üblichen Beiträgen zahlen wir auch 55 Euro Essensgeld pro Monat. Zurückerstattet, wenn mal wieder ein Mittagessen ausfällt, wird das aber nicht."

"Jede Woche ist es eine Überraschung" Jenny Krüger bringt ihren Sohn ebenfalls in den Kindergarten Silbergrund. Sie kann Möllers Schilderungen bestätigen. "Manchmal kommt auch eine offizielle E-Mail von der Stadt. Um 10 oder 11 Uhr heißt es dann: bitte holen Sie Ihre Kinder heute bis 15 Uhr ab. Jede Woche ist es eine Überraschung. Wir sind auf die Betreuung angewiesen, haben keine Möglichkeit unser Kind woanders hinzugeben." Die Betreuung selbst lasse auch zu wünschen übrig. Nicht etwa, weil sich die Erzieherinnen nicht bemühten, sondern weil es einfach zu wenige Erzieherinnen für zu viele Kinder gebe. Laut Krüger seien die Beschäftigten häufig nur zu zweit oder dritt vor Ort - bei zwei Gruppen und insgesamt rund 40 Kindern.

Der Sohn von Sandra Dietrich aus Sandebeck ist seit gut drei Monaten nicht regelmäßig im Kindergarten gewesen. Auch sie ärgert sich über die Notbetreuung: "Noch vor einiger Zeit war das hier die beste Kita weit und breit." Es habe jeden Morgen Frühstück für die Kinder gegeben. Ebenso Turnen oder mal einen Tag im Wald. Davon sei nichts mehr übrig. Nach Meinung von Dietrich hänge das auch mit dem Führungswechsel im Kindergarten Silbergrund zusammen. Die damalige Leiterin und die Hälfte der Belegschaft hätten vor einiger Zeit gekündigt.

Die derzeitige Kindergarten-Leitung wollte sich auf LZ-Anfrage nicht zur Situation äußern. Die Stadt Horn-Bad Meinberg als Träger erklärte: "Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass spontane Ausfälle eine große Belastung für die Eltern sind." Wie aktuell die meisten Kindertagesstätten in NRW hätten auch die Kitas der Stadt mit Personalengpässen zu kämpfen. Leider sei durch den häufigen Kontakt mit den Kindern, die auch immer wieder Krankheiten mitbrächten, ein erhöhter Krankenstand bei den Beschäftigten von Kindertagesstätten zu verzeichnen. Hinzugekommen sei vor ein paar Wochen ein technischer Defekt an der Heizungsanlage in Leopoldstal. Dadurch sei der Betrieb leider eingeschränkt gewesen.

Personalschlüssel wird erfüllt "Die Stadt Horn-Bad Meinberg bemüht sich, die Einschränkungen für Eltern und Kinder so gering wie möglich zu halten. Dafür wird bei Bedarf auch Personal aus einer städtischen Kita in der jeweils anderen Einrichtung eingesetzt." Auf Wunsch der Eltern sei auch der Einsatz einer Zeitarbeitsfirma geprüft worden, um Personalausfälle aufzufangen. Diese würden bei kurzfristigen Erkrankungen allerdings nicht bereits am selben Tag zur Verfügung stehen.Der gemäß des Kinderbildungsgesetz (KiBiz) des Landes NRW vorgegebene Personalschlüssel wird laut der Stadt im Kindergarten Silbergrund voll erfüllt. "Aus dem Schlüssel wiederum ergeben sich die Kosten, die der Stadt vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe für die Kinderbetreuung erstattet werden. Sollte über den normalen Personalschlüssel hinaus zusätzliches Personal, etwa als Springer, eingestellt werden, würde dies zu Lasten des allgemeinen Haushaltes der Stadt gehen." Doch auch so lasse sich nicht die gleichzeitige Erkrankung von mehreren Personen auffangen.

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