Bad Meinberg lässt die Roulette-Kugel kreisen

Horn-Bad Meinberg. Am Samstagabend kreist im Kurgastzentrum die Roulette-Kugel. Der Abend ist Teil der Veranstaltungsreihe zum Jubiläum &bdquo;900 Jahre Lippe - 50 Jahre Kreis Lippe“ und soll an die Bad Meinberger Spielbank ab dem 18. Jahrhundert erinnern. Damals wurde in der Kurstadt allerdings &bdquo;Pharao“ gespielt. Und weil Glücksspiel heute stark reglementiert ist, ist der Einsatz am Wochenende kein echtes Geld.

Weil sich in den immer zahlreicheren Heilbädern im 18. Jahrhundert eher der Adel und das gehobene Bürgertum aufhielten und es ihnen weniger um die Gesundheit als um die Zerstreuung ging, gehörte eine Spielbank quasi zum guten Ton. Anderen Gästen wiederum widerstrebte das Glücksspiel. Sie begrüßten beispielsweise, dass es in Meinberg kein &bdquo;großes Spiel“ wie in Pyrmont gab, sondern nur eine Pharaobank, die maximal 100 Louis dor an Einsatz erlaubte. Heute hätten 100 dieser damals gebräuchlichen französischen Goldmünzen immerhin eine Kaufkraft, die rund 30.000 Euro entspräche.

Pharao beliebt aber verrufen Pharao oder auch Pharo war im 18. Jahrhundert ein damals überaus beliebtes Glücksspiel, für das zwei Pakete französischer Spielkarten benötigt werden. Auch in den Saloons des Wilden Westen wurde es gespielt, bis es dort vom Poker verdrängt wurde. Das heute in Spielbanken beliebte Roulette kam erst später auf. In Meinberg wurde nur Pharao gespielt, was unter Zeitgenossen trotz seiner extremen Beliebtheit als verrufen galt, &bdquo;weil Betrug dabei sehr leicht fällt und tatsächlich oft vorkommt“, wie Meyers Großes Konversationslexikon 1909 schrieb.

Auch der erste lippische Fürst Leopolds I. war ein leidenschaftlicher Pharaospieler, sodass der Biograf von dessen Frau Fürstin Pauline notierte: &bdquo;Auch dem Hasardspielergibt er sich wie in den bösesten Leipziger Studententagen und merkt eskaum, dass er Unsummen an Geld und Achtung verliert .“ Obwohl Glücksspiele in Lippe seit 1620 verboten waren, wurde das Pharaospiel im Kurort geduldet. 1782 gab es sogar eine amtliche Konzession für die Meinberger Pharaobank. Ein Argument dafür war neben den Einnahmen der Spielbank auch die Gästebindung. Viele wären sonst nach Pyrmont abgewandert. Gründe, warum auch der &bdquo;Manager“ des neuen Heilbades, Dr. Johann Erhard Trampel, das Glücksspiel in Meinberg unterstützte. Immerhin kostete der Ausbau des Kurbades viel Geld.

Kirchen-Gutachten über das Glücksspiel Lange war man unentschlossen gewesen und hatte 1775 sogar die Kirchen um ein Gutachten gebeten, ob eine Spielbank in Meinberg zum Zweck der Finanzierung des Heilbades moralisch vertretbar sei. Die Kirchenrechtler verneinten das. Spiel um Geld sei Sünde vor Gott, urteilten sie und die Frage, ob nicht der Nutzen größer als der Schaden sei, sei gar nicht zulässig. In seiner Abhandlung über das Glücksspiel in Meinberg in den Lippischen Mitteilungen Nr. 72 vermutet Hanns-Peter Fink, dass das Gutachten von Graf Simon August in Auftrag gegeben wurde, um Argumente gegen eine Spielbank in der Hand zu haben, denn nur wenige Wochen nach dessen Tod erhielt die Pharaobank ihre offizielle fürstliche Konzession.

Die Geschäfte mit dem Glücksspiel in Meinberg liefen gut, bis der in Hofintrigen verstrickte Badearzt Dr. Trampel im Jahr 1793 ins preußische Bad Pyrmont flüchtete. Die Meinberger Gästezahlen brachen ein, die Spielbank lohnte sich immer weniger, ihr langjähriger Pächter verschwand. Und Trampels Nachfolger, der Hofrat Dr. Johann Christian Friedrich Scherf, mag das Glücksspiel nicht. &bdquo;Es ist gewiß immer seelisch und körperlich gesünder sie [einige Taler] zu verbaden als am Farotisch zu verspielen“, schreibt er in einer Werbebroschüre für den Kurort Meinberg.

Idee für Spielbank in Bad Salzuflen Das Pharaospiel wurde strenger reglementiert. Um 1820 kam der Wunsch auf, Roulette in Meinberg einzuführen. Das erlaubte Fürstin Pauline allerdings wiederholt nicht. In der Folge wendete sich der allgemeine Zeitgeist gegen das Glücksspiel. So entsprach Fürst Leopold III. auch nicht dem Wunsch des Franzosen Louis Pierre Viala, der in Meinberg mächtig investieren und Glückspiel im großen Stil anbieten wollte, wie er es schon in Pyrmont tat. Der Fürst begründete dies mit der &bdquo;Demoralisation der Unterthanen“. Erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts dachte man in Lippe wieder über eine Spielbank nach. Der Landesverband Lippe prüfte entsprechende Pläne für Bad Salzuflen, verwarf sie dann aber, als die Landesregierung im Staatsbad Oeynhausen eine Spielbank einrichtete.

Für die Erlaubnis von Spielbanken ist heute das Innenministerium zuständig. Kleinere Wettbüros reguliert die Bezirksregierung und über Glücksspiele um Geld, beispielsweise bei Festen, muss die jeweilige Kommune entscheiden.

Für das Roulette, was am Samstag kommt nun doch noch nach Bad Meinberg kommt, hat das keine Relevanz. Denn obwohl ab 19 Uhr professionelle Croupiers das Spiel erklären und auch die Karten fürs heutige Black Jack legen, wird nicht um Geld gespielt. Nur 5 Euro sind fällig für den Eintritt ins Kurgastzentrum. Mit der Bad Meinberger Gästekarte ist der Eintritt sogar frei.

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